Das Lied von Eis und Feuer 6 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 6 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (2)
Schattenkatze war in den
Wald gelaufen, doch der Mann krümmte sich noch immer auf dem Boden. »Was ist denn mit ihm?«, wollte Val entsetzt wissen. »Wo ist Manke?«
»Dort.« Jon zeigte mit dem Finger. »Er zieht in den Kampf.« Der König führte gerade den zerfransten Keil in einen Trupp Grenzer.
»Er zieht in den Kampf? Das kann er nicht machen, nicht jetzt. Es geht los.«
»Die Schlacht?« Er beobachtete, wie sich die Grenzer vor Harmas blutigem Hundekopf teilten. Die Wildlinge hackten schreiend auf die Männer in Schwarz ein und jagten sie zurück zwischen die Bäume. Doch immer mehr Männer strömten aus dem Wald, eine Kolonne von Reitern. Ritter auf Schlachtrössern, erkannte Jon. Harma musste ihre Leute neu formieren und herumschwenken lassen, um einen weiteren Angriff zu beginnen, doch die Hälfte ihrer Krieger war zu weit vorgeprescht.
»Die Geburt!«, brüllte Val ihn an.
Um sie herum ertönten laut und blechern Trompeten. Die Wildlinge haben keine Trompeten, nur Kriegshörner. Das wussten sie ebenso gut wie er, dieser Klang stürzte das freie Volk in heilloses Durcheinander, manche stürmten ins Kampfgetümmel, andere ergriffen die Flucht. Ein Mammut stampfte mitten durch eine Herde Schafe, die drei Männer nach Westen trieben. Die Trommeln wurden geschlagen, während die Wildlinge umherrannten und Quadrate und Reihen zu bilden suchten, allerdings geschah dies zu spät und zu ungeordnet und vor allem zu langsam. Der Feind strömte aus dem Wald, von Osten her, von Nordosten, von Norden; drei große Kolonnen schwerer Reiter, alle in dunkel glänzendem Stahl und hellen Wollmänteln. Das waren nicht die Männer aus Ostwacht, die hatten nur die erste Linie der Kundschafter gebildet. Ein Heer. Der König? Jon war ebenso verwirrt wie die Wildlinge. War Robb zurückgekehrt? Hatte sich der Knabe auf dem Eisernen Thron am Ende doch aufgerafft? »Am besten gehst du zurück ins Zelt«, sagte er zu Val.
Auf der anderen Seite des Feldes fiel eine Kolonne über Harma Hundekopf her. Die zweite drängte in die Flanke von Tormunds Speerträgern, während er und seine Söhne verzweifelt versuchten, die Männer zu wenden. Die Riesen stiegen auf ihre Mammuts, was den Rittern mit ihren gepanzerten Pferden überhaupt nicht gefiel; er sah, wie die Schlachtrösser wieherten und beim Anblick dieser dahinrumpelnden Berge auseinanderstoben. Aber auch unter den Wildlingen herrschte Furcht, Hunderte von Frauen und Kindern rannten vor der Schlacht davon, einige stolperten geradewegs unter die Hufe der kleinen Wildlingspferde. Jon sah, wie der Hundekarren einer alten Frau drei Streitwagen in den Weg geriet und alle ineinanderkrachten.
»Bei den Göttern«, flüsterte Val. »Bei den Göttern, warum tun sie das?«
»Geh ins Zelt und bleib bei Dalla. Hier draußen ist es nicht sicher.« Im Inneren war es vermutlich auch nicht sicherer, aber das brauchte sie ja nicht zu wissen.
»Ich muss die Hebamme suchen«, widersprach Val.
»Du bist die Hebamme. Ich bleibe hier, bis Manke zurückkommt. « Er hatte Manke vorübergehend aus den Augen verloren, doch jetzt erblickte er ihn wieder, als er sich eine Gasse durch eine Gruppe Reiter schlug. Die Mammuts hatten die mittlere Kolonne auseinandergetrieben, doch die beiden anderen schlossen sich wie eine Zange. Vom östlichen Rand des Lagers schossen Bogenschützen Pfeile auf die Zelte ab. Er sah, wie ein Mammut mit dem Rüssel einen Ritter aus dem Sattel pflückte und ihn über zwölf Meter weit durch die Luft warf. Wildlinge strömten vorbei, Frauen und Kinder, die vor der Schlacht flohen; auch Männer befanden sich unter ihnen. Einige warfen Jon finstere Blicke zu, doch er hielt Langklaue in der Hand, und niemand fing Streit mit ihm an. Sogar Varamyr floh, kroch auf allen vieren davon.
Mehr und mehr Männer kamen nun zwischen den Bäumen hervor, nicht nur Ritter, sondern auch Freie Reiter und berittene
Bogenschützen und Soldaten in Brünne und Topfhelm, dutzende von Männern, Hunderte von Männern. Ein Wald von Bannern flatterte über ihnen. Der Wind zerrte zu heftig daran, so dass Jon die Wappen nicht erkennen konnte, doch er sah ein Seepferd, ein Feld voller Vögel und einen Ring aus Blumen. Und Gelb, viel Gelb, gelbe Banner mit etwas Rotem, wessen Wappen war das?
Im Osten, Nordosten und Norden beobachtete er Gruppen von Wildlingen, die Widerstand leisteten und kämpften, aber die Angreifer ritten einfach über sie hinweg. Das freie Volk war ihnen immer noch an Zahl überlegen,
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