Das Lied von Eis und Feuer 6 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 6 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (2)
Reiterei keilförmig in ihre Mitte führen. Sklavensoldaten werden berittenen Dothraki nicht standhalten.« Sie lächelte. »Aber ich bin nur ein junges Mädchen, das nichts vom Krieg versteht. Was meint Ihr, Mylords?«
»Ich denke, Ihr seid Rhaegar Targaryens Schwester«, antwortete Ser Jorah mit einem betrübten Lächeln.
»Ja«, sagte Arstan Weißbart, »und eine Königin dazu.«
Es dauerte eine Stunde, die Einzelheiten des Plans festzulegen. Jetzt beginnt die gefährlichste Zeit, dachte Dany, nachdem ihre Hauptmänner zu ihren Truppen aufgebrochen waren. Hoffentlich verbarg die nächtliche Finsternis ihre Vorbereitungen vor den Augen des Feindes.
Kurz vor Mitternacht erschrak sie, als sich Ser Jorah am Starken Belwas vorbeidrängte. »Die Unbefleckten haben einen der Söldner gefangen, der sich ins Lager schleichen wollte.«
»Ein Spion?« Der Gedanke ließ sie erschaudern. Wenn sie einen erwischten, wie viele andere mochten ihnen dann entgangen sein?
»Er behauptet, er wollte Euch Geschenke bringen. Es ist der gelbe Narr mit dem blauen Haar.«
Daario Naharis. »Ach, der. Dann werde ich ihn anhören.«
Als der verbannte Ritter den Tyroshi hereinführte, fragte sie sich, ob sie je zwei so verschiedene Männer zusammen gesehen hatte. Daario war hellhäutig, während Ser Jorah dunkel war, geschmeidig statt muskulös, mit wallenden Locken gesegnet, wo der andere bereits kahl wurde, und zeigte doch glatte Haut, wo bei Mormont Haare sprossen. Und ihr Ritter
kleidete sich schlicht, während ihr Gast einem Pfau den Rang ablaufen mochte, wenngleich er jetzt einen dicken dunklen Mantel über seine hellgelbe Pracht geworfen hatte. Über der einen Schulter trug er einen schweren Leinensack.
»Khaleesi«, rief er, »ich bringe Geschenke und frohe Kunde! Die Sturmkrähen gehören Euch.« Ein Goldzahn glänzte beim Lächeln in seinem Mund. »Und Daario Naharis ebenso!«
Dany blieb misstrauisch. Wenn dieser Tyroshi spioniert hatte, mochte dieses Versprechen lediglich ein verzweifelter Versuch sein, seinen Kopf zu retten. »Was sagen Prendahl na Ghezn und Sallor dazu?«
»Wenig.« Daario öffnete den Sack, und die Köpfe von Sallor dem Kahlen und Prendahl na Ghezn rollten auf den Teppich. »Meine Geschenke für die Drachenkönigin.«
Viserion schnüffelte an dem Blut, das aus Prendahls Hals tröpfelte, und stieß eine Flamme aus, die den toten Mann mitten ins Gesicht traf und seine blutlosen Wangen verkohlte und mit Blasen überzog. Drogon und Rhaegal rührten sich beim Geruch des gebratenen Fleisches.
»Ist das Euer Werk?«, erkundigte sich Dany mit einem flauen Gefühl im Magen.
»Meines ganz allein.« Wenn ihre Drachen Daario Naharis in irgendeiner Weise verunsicherten, so verbarg er dies hervorragend. Er zollte ihnen nicht mehr Aufmerksamkeit als drei Kätzchen, die mit einer Maus spielten.
»Warum?«
»Weil Ihr von solcher Schönheit seid.« Seine Hände waren groß und stark, und seine harten blauen Augen und die große krumme Nase ließen die Wildheit eines prächtigen Raubvogels erahnen. »Prendahl hat zu viel geredet und zu wenig gesagt.« Sein Gewand, so kostbar es war, hatte einiges mitmachen müssen. Die Stiefel wiesen Salzflecken auf, der Lack seiner Fingernägel war abgeblättert, die Spitze an Kragen und Manschetten war durchgeschwitzt, und sie bemerkte, dass der Saum seines Mantels ausgefranst war. »Und Sallor hat in der Nase gebohrt,
als wäre sein Rotz Gold.« Er stand da, hielt die Arme an den Handgelenken gekreuzt und ließ die Hände auf den Griffen seiner beiden Waffen ruhen, ein geschwungenes Arakh nach Art der Dothraki an der linken Hüfte und einem myrischen Stilett an der rechten. Ihre goldenen Griffe waren passend zueinander wie üppige nackte Frauen gestaltet.
»Könnt Ihr mit diesen wunderschönen Klingen umgehen?«, fragte Dany ihn.
»Prendahl und Sallor würden es Euch bestätigen, wenn Tote sprechen könnten. Für mich gilt ein Tag nicht als richtig gelebt, wenn ich nicht eine Frau geliebt, einen Feind getötet und ein gutes Mahl genossen habe … und die Tage, die ich gelebt habe, sind so zahlreich wie die Sterne am Himmel. Ich mache aus jedem Gemetzel eine künstlerische Vorstellung, und viele Akrobaten und Feuertänzer haben die Götter schon angefleht, sie auch nur halb so schnell wie mich oder nur ein Viertel so elegant zu machen. Gern würde ich Euch die Namen all jener aufzählen, die ich schon getötet habe, aber ehe ich fertig wäre, wären Eure Drachen so groß wie
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