Das Lied von Eis und Feuer 6 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 6 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (2)
sie sich einsam. Mirri Maz Duur hatte ihr versprochen, dass sie niemals wieder ein lebendes Kind gebären würde. Mit mir stirbt das Haus Targaryen aus. Das erfüllte sie mit Traurigkeit. »Ihr müsst meine Kinder sein«, sagte sie zu den
Drachen, »meine drei grimmigen Kinder. Arstan sagt, Drachen leben länger als Menschen, also werdet ihr noch da sein, wenn ich längst gestorben bin.«
Drogon streckte den Kopf vor und zwickte sie in die Hand. Seine Zähne waren sehr scharf, und trotzdem verletzte er ihre Haut nie, wenn sie auf diese Weise spielten. Dany lachte und rollte ihn hin und her, bis er brüllte und mit dem Schwanz wie mit einer Peitsche ausschlug. Er ist länger geworden, bemerkte sie, und morgen wird er noch länger sein. Jetzt wachsen sie schnell, und wenn sie groß genug sind, bekomme ich meine Flügel. Auf einem Drachen konnte sie ihre Männer selbst in die Schlacht führen, wie sie es in Astapor getan hatte, doch bislang waren die Drachen noch zu klein, um ihr Gewicht zu tragen.
Stille machte sich im Lager breit, Mitternacht rückte näher und verstrich. Dany blieb bei ihren Zofen im Pavillon, Arstan Weißbart und der Starke Belwas hielten davor Wache. Das Warten ist das Schwerste. Untätig mit den Händen im Schoß dazusitzen, derweil ihre Schlacht ohne sie ausgetragen wurde, dabei kam sich Dany wieder vor wie ein halbes Kind.
Die Stunden krochen dahin wie Schildkröten. Selbst nachdem Jhiqui ihr die Verspannungen aus den Schultern geknetet hatte, war Dany zu unruhig, um Schlaf zu finden. Missandei erbot sich, ihr ein Wiegenlied des Friedliebenden Volkes zu singen, aber Dany schüttelte den Kopf. »Holt Arstan herein«, verlangte sie.
Als der alte Mann eintrat, hatte sie sich in den Hrakkar -Pelz gehüllt, dessen muffiger Geruch sie an Drogo erinnerte. »Ich kann nicht schlafen, während Männer für mich sterben, Weißbart«, sagte sie. »Erzählt mir mehr von meinem Bruder Rhaegar, wenn Ihr so gut sein wollt. Die Geschichte, die Ihr mir auf dem Schiff erzählt habt, hat mir gefallen, die, wie er entschieden hatte, ein Krieger zu werden.«
»Euer Gnaden sind zu freundlich.«
»Viserys hat gesagt, unser Bruder hätte viele Turniere gewonnen. «
Arstan neigte respektvoll den weißen Kopf. »Es steht mir nicht an, die Worte Seiner Gnaden zu bestreiten …«
»Aber?«, fragte Dany scharf. »Erzählt es mir. Das ist ein Befehl. «
»Prinz Rhaegars Tapferkeit steht außer Zweifel, doch den Turnierplatz betrat er selten. Er liebte das Lied der Schwerter nicht so sehr wie zum Beispiel Robert Baratheon oder Jaime Lennister. Für ihn war es lediglich eine Pflicht, eine Aufgabe, die die Welt ihm auferlegte. Er erfüllte sie gut, denn er machte alles gut. So war er nun einmal. Freude fand er daran nicht. Die Männer sagten, er liebe seine Harfe mehr als seine Lanze.«
»Aber er hat doch sicher trotzdem ein paar Turniere gewonnen? «, fragte Dany enttäuscht.
»In seiner Jugend ritt Seine Gnaden brillant in einem Turnier in Sturmkap, wo er Lord Steffon Baratheon, Lord Jason Mallister, die Rote Viper von Dorne und einen geheimnisvollen Ritter besiegte, der sich als der berüchtigte Simon Toyn entpuppte, der Kopf der Geächteten aus dem Königswald. Zwölf Lanzen brach er an diesem Tag gegen Ser Arthur Dayn.«
»Und wurde er Sieger?«
»Nein, Euer Gnaden. Diese Ehre wurde einem anderen Ritter aus der Königsgarde zuteil, der Prinz Rhaegar beim letzten Tjost aus dem Sattel stieß.«
Dany wollte nichts darüber hören, wie Rhaegar aus dem Sattel gestoßen wurde. »Welche Turniere hat mein Bruder gewonnen ?«
»Euer Gnaden.« Der alte Mann zögerte. »Er gewann das größte Turnier überhaupt.«
»Und das wäre?«, wollte Dany wissen.
»Das Turnier, das Lord Whent in Harrenhal am Götterauge ausrichtete, im Jahr des Falschen Frühlings. Ein bemerkenswertes Ereignis. Neben den Tjosts gab es ein Buhurt, das im alten Stile mit sieben Mannschaften ausgetragen wurde, dazu ein Bogenschießen, ein Axtwerfen, ein Pferderennen, einen
Sängerwettstreit, eine Mimenschau und viele Feste und Vergnügungen. Lord Whent war ebenso freigiebig wie reich. Die großzügigen Preisgelder, die er aussetzte, zogen Hunderte von Teilnehmern an. Sogar Euer königlicher Vater reiste nach Harrenhal, obwohl er den Roten Bergfried seit langen Jahren nicht mehr verlassen hatte. Die größten Lords und mächtigsten Recken der Sieben Königslande trafen bei diesem Turnier aufeinander, und der Prinz von Drachenstein besiegte sie
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