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Das Lied von Eis und Feuer 6 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 6 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (2)

Das Lied von Eis und Feuer 6 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 6 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (2)

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 6 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 6 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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Zeit. Wir müssen gehen.«
    »Ich habe da oben etwas zu erledigen. Wie weit?«
    »Zweihundertunddreißig Sprossen, aber was immer Ihr vorhabt …«
    »Zweihundertdreißig Sprossen und dann?«
    »Der Gang zur Linken, doch hört mich an …«
    »Wie weit ist es bis zum Schlafzimmer?« Tyrion setzte einen Fuß auf die unterste Sprosse der Leiter.
    »Nicht mehr als zwanzig Meter. Streicht mit einer Hand über die Wand, während Ihr geht, dann fühlt Ihr die Türen. Das Schlafzimmer liegt hinter der dritten.« Er seufzte. »Das ist Irrsinn, Mylord. Euer Bruder hat Euch das Leben geschenkt. Wollt Ihr es jetzt einfach wegwerfen und meines noch dazu?«
    »Varys, das Einzige, was mir im Augenblick noch weniger bedeutet als mein Leben, ist das Eure. Wartet hier auf mich.« Er wandte dem Eunuchen den Rücken zu, begann zu klettern und zählte im Stillen mit.
    Sprosse um Sprosse stieg er in die Dunkelheit hinauf. Zuerst konnte er die Umrisse der Sprossen und die raue graue Oberfläche des Steins dahinter noch erkennen, doch als er höher stieg, wurde die Schwärze undurchdringlich. Dreizehn, vierzehn, fünfzehn, sechzehn. Bei dreißig zitterten seine Arme vor Anstrengung. Er hielt einen Moment inne, um wieder zu Atem zu kommen, und blickte nach unten. Weit unter ihm leuchtete ein kreisrundes helles Licht, das von seinen Füßen halb verdeckt wurde. Tyrion stieg weiter. Neununddreißig, vierzig, einundvierzig. Bei fünfzig brannten seine Beine. Die Leiter hatte kein Ende, erschöpfte ihn. Achtundsechzig, neunundsechzig, siebzig.
Bei achtzig schmerzte sein Rücken dumpf. Dennoch kletterte er weiter. Er hätte nicht sagen können, weshalb. Einsdreizehn, einsvierzehn, einsfünfzehn.
    Bei zweihundertdreißig war der Schacht schwarz wie Pech, doch er spürte die warme Luft aus dem Gang zur Linken wie den Atem eines großen Tieres. Unbeholfen tastete er mit dem Fuß herum und stieg von der Leiter. Der Tunnel war noch enger als der Schacht. Jeder Mann von normaler Größe hätte auf Händen und Knien kriechen müssen, Tyrion jedoch war klein genug und konnte halbwegs aufrecht gehen. Wenigstens ein Ort, der für Zwerge gemacht ist. Seine Stiefel schlurften leise über den Stein. Er ging langsam, zählte die Schritte und tastete nach Lücken in den Wänden. Bald hörte er Stimmen, zunächst gedämpft und undeutlich, schließlich klarer. Er hörte genauer hin. Zwei der Wachen seines Vaters machten sich über die Hure des Gnoms lustig, meinten, wie schön es wäre, sie zu besteigen, und wie sehr sie sich anstelle des Zwergenstummels einen richtigen Schwanz wünschen musste. »Bestimmt ist er auch noch krumm«, sagte Lum. Darüber kamen sie auf das Thema, wie Tyrion morgen dem Tod entgegentreten würde. »Er wird heulen wie ein Weib und um Gnade winseln, du wirst es sehen«, behauptete Lum. Lester dagegen glaubte, er würde der Axt tapfer wie ein Löwe entgegentreten, schließlich war er ein Lennister, und darauf würde er seine neuen Stiefel verwetten. »Ach, scheiß auf deine Stiefel«, erwiderte Lum, »die passen mir doch sowieso nicht. Ich sag dir was, wenn ich gewinne, scheuerst du vierzehn Tage mein verfluchtes Kettenhemd. «
    Ein, zwei Meter weit konnte Tyrion jedes Wort ihrer Feilscherei verstehen, doch als er weiterging, verstummten die Stimmen rasch. Natürlich wollte Varys nicht, dass ich diese verdammte Leiter hinaufklettere, dachte Tyrion und lächelte im Dunkeln. Kleine Vögel in der Tat.
    Er gelangte zu der dritten Tür und tastete lange Zeit herum, ehe seine Finger einen kleinen Eisenhaken fanden, der sich
zwischen zwei Steinen befand. Als Tyrion daran zog, ertönte ein leises Rumpeln, das in der Stille so laut klang wie eine Lawine, und weniger als einen halben Meter links von ihm öffnete sich ein Viereck aus gedämpftem orangefarbenen Licht.
    Der Kamin! Beinahe hätte er gelacht. Die Feuerstelle war voll heißer Asche, und darin brannte ein schwarzes Scheit mit heißem roten Herzen. Vorsichtig schob er sich daran vorbei und machte ein paar rasche Schritte, um sich die Stiefel nicht zu verbrennen, wobei die warme Asche unter seinen Füßen knirschte. Als er in dem Schlafzimmer stand, das einst ihm gehört hatte, verharrte er eine Weile und lauschte der Stille. Hatte sein Vater ihn gehört? Würde er nach seinem Schwert greifen und Zeter und Mordio schreien?
    »M’lord?«, rief eine Frauenstimme.
    Früher hätte mich das zutiefst verletzt, als ich noch Schmerz empfunden habe. Der erste Schritt war der schwerste. Als er das

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