Das Lied von Eis und Feuer 6 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 6 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (2)
trank einen Schluck Wein und wählte seine Worte mit
Bedacht. »Für einen Maester mit Kette und Gelübde … wäre es nicht angemessen, wenn es so aussähe, als würde er die Wahl des Lord Kommandanten beeinflussen …«
Der alte Ritter lächelte. »Deshalb kommt er nicht persönlich zu mir. Ja, ich verstehe wohl, Samwell. Aemon und ich sind beide alte Männer und verhalten uns in solchen Angelegenheiten weise. Sagt, was Ihr mir mitteilen wollt.«
Der Wein schmeckte süß, und Ser Denys lauschte Sams Bitte mit feierlicher Höflichkeit, ganz im Gegensatz zu Cotter Peik. Doch nachdem er geendet hatte, schüttelte der Ritter den Kopf. »Ich stimme zu, es wäre ein schwarzer Tag in unserer Geschichte, wenn ein König unseren Lord Kommandanten bestimmte. Insbesondere dieser König. Er wird seine Krone wohl kaum lange behalten. Aber wirklich, Samwell, es sollte Peik sein, der seine Kandidatur zurückzieht. Ich habe mehr Unterstützung als er, und ich bin für das Amt besser geeignet.«
»Das seid Ihr«, stimmte Sam zu, »aber Cotter Peik würde für dieses Amt genügen. Es heißt, er habe sich oft in der Schlacht bewährt.« Er wollte Ser Denys nicht beleidigen, indem er seinen Rivalen lobte, doch irgendwie musste er ihn schließlich überzeugen.
»Viele meiner Brüder haben sich im Kampf bewährt. Das allein genügt nicht. Manche Angelegenheiten kann man mit der Streitaxt nicht aus der Welt räumen. Maester Aemon wird das verstehen, Cotter Peik vermutlich nicht. Der Lord Kommandant der Nachtwache ist zuallererst ein Lord . Er muss in der Lage sein, mit anderen Lords Umgang zu pflegen … und sogar mit Königen. Zudem muss er ein Mann sein, dem man Respekt entgegenbringt.« Ser Denys beugte sich vor. »Wir beide sind Söhne großer Lords, Ihr und ich. Wir kennen die Wichtigkeit der Geburt, des Blutes und der Bildung schon in frühen Jahren, die durch nichts ersetzt werden kann. Ich war mit zwölf Knappe, mit achtzehn Ritter, mein erstes Turnier habe ich mit zweiundzwanzig gewonnen. Seit dreiunddreißig Jahren bin ich Kommandant des Schatten turms. Blut, Geburt und Bildung
versetzen mich in die Lage, mit Königen zu verhandeln. Peik … Nun, habt Ihr ihn heute Morgen gehört, als er fragte, ob Seine Gnaden ihm den Hintern abwischen würde? Samwell, es ist nicht meine Angewohnheit, schlecht über meine Brüder zu reden, doch wir wollen einmal offen sein … Die Eisenmänner sind ein Volk von Piraten und Dieben, und Cotter Peik hat schon gemordet und vergewaltigt, als er noch ein halber Knabe war. Maester Harmune liest und schreibt die Briefe für ihn, schon seit Jahren. Nein, so leid es mir tut, Maester Aemon zu enttäuschen, ich könnte nicht ehrenhaft für Peik von Ostwacht zur Seite treten.«
Diesmal war Sam vorbereitet. »Vielleicht für jemand anderen? Wenn es einen Bewerber gäbe, der angemessener wäre?«
Ser Denys bedachte diese Möglichkeit einen Moment lang. »Ich habe die Ehre niemals um ihrer selbst willen angestrebt. Bei der letzten Wahl habe ich mich dankbar zurückgezogen, als Lord Mormonts Name ins Spiel gebracht wurde, ebenso wie für Lord Qorgyl in der Wahl davor. Solange die Nachtwache in guten Händen bleibt, bin ich zufrieden. Aber Bowen Marsch ist der Aufgabe nicht gewachsen und genauso wenig Othell Yarwyck. Und dieser so genannte Lord von Harrenhal ist ein Metzgerwelpe, der unter den Lennisters aufgestiegen ist. Kein Wunder, dass er käuflich und bestechlich ist.«
»Es gibt noch jemanden«, platzte Sam heraus. »Lord Kommandant Mormont hat ihm vertraut. Und auch Donal Noye und Qhorin Halbhand. Obwohl er nicht von so hoher Geburt ist wie Ihr, stammt er aus altem Geblüt. Er wurde in einer Burg geboren und erzogen, er hat den Kampf mit Schwert und Lanze von einem Ritter und das Schreiben von einem Maester der Citadel erlernt. Sein Vater war ein Lord, sein Bruder ein König. «
Ser Denys strich sich den langen weißen Bart. »Vielleicht«, sagte er nach einer Weile. »Er ist sehr jung, aber … vielleicht. Er könnte der Richtige sein, das gebe ich zu, obwohl ich der
Passendere wäre. Daran habe ich keinen Zweifel. Ich wäre die weisere Wahl.«
Jon hat gesagt, auch lügen könne ehrenhaft sein, wenn es aus dem richtigen Grund geschieht. Sam sagte: »Wenn wir heute Abend keinen Lord Kommandanten wählen, will König Stannis Cotter Peik ernennen. Das hat er heute Morgen zu Maester Aemon gesagt, nachdem Ihr alle gegangen wart.«
»Ich verstehe.« Ser Denys erhob sich. »Darüber muss ich erst
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