Das Lied von Eis und Feuer 6 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 6 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (2)
Mann verneigte sich steif. »Euer Gnaden. Mylady. Das war sehr freundlich von Euch.«
Nachdem König Stannis das leuchtende Schwert zurück in die Scheide geschoben hatte, schien es im Zimmer sehr dunkel zu werden, obwohl die Sonne durch das Fenster hereinschien. »Nun gut, jetzt habt Ihr es gesehen. Kehrt zu Euren Pflichten zurück. Und vergesst nicht, was ich gesagt habe. Eure Brüder werden heute Abend einen neuen Lord Kommandanten wählen oder sich hinterher wünschen, es getan zu haben.«
Maester Aemon hing seinen Gedanken nach, während Sam ihn die schmale Wendeltreppe hinunterführte. Doch als sie unten den Hof überquerten, fragte er schließlich: »Ich habe keine Hitze gespürt. Du, Sam?«
»Hitze? Von dem Schwert?« Er überlegte. »Die Luft um die Waffe herum hat geflimmert wie über einem heißen Kohlenbecken. «
»Dennoch hast auch du keine Hitze gespürt , ja? Und die Scheide, in der das Schwert steckte, bestand aus Leder und Holz, nicht wahr? Ich habe das Geräusch gehört, als Seine Gnaden die Klinge herauszog. War das Leder versengt, Sam? Sah das Holz verbrannt oder verkohlt aus?«
»Nein«, räumte Sam ein. »Jedenfalls habe ich nichts dergleichen gesehen.«
Maester Aemon nickte. Zurück in seinen Gemächern bat er Sam, das Feuer anzuzünden und ihm in den Stuhl neben dem Kamin zu helfen. »Es ist schwer, so alt zu werden«, seufzte er, während er es sich auf einem Kissen bequem machte. »Und schwerer noch, wenn man so blind ist. Ich vermisse die Sonne. Und Bücher. Die Bücher vermisse ich am meisten.« Aemon winkte ihn mit der Hand fort. »Bis zur Wahl brauche ich dich nicht mehr.«
»Die Wahl … Maester, gibt es nicht etwas, das Ihr tun könntet? Was der König über Lord Janos gesagt hat …«
»Ich erinnere mich daran«, antwortete Maester Aemon. »Aber leider, Sam, bin ich ein Maester mit Kette und Gelübde. Meine Pflicht besteht darin, den Lord Kommandanten zu beraten, wer auch immer er sein mag. Es wäre nicht richtig, wenn ich mir anmerken ließe, welchen Bewerber ich bevorzuge.«
»Ich bin kein Maester«, meinte Sam. »Könnte ich nicht etwas unternehmen?«
Aemon wandte Sam die blinden weißen Augen zu und lächelte schwach. »Nun, ich weiß es nicht, Samwell. Könntest du das?«
Ich könnte es, dachte Sam, und ich muss. Er musste es auch jetzt sofort tun. Wenn er zögerte, verließ ihn sicherlich wieder der Mut. Ich bin ein Mann der Nachtwache, erinnerte er sich, derweil er über den Hof eilte. Das bin ich. Ich kann das tun. Es hatte eine Zeit gegeben, da hatte er schon gekreischt und gequiekt, wenn Lord Mormont ihn auch nur angesehen hatte, doch das war der alte Sam gewesen, vor der Faust der Ersten Menschen und Crasters Bergfried, vor den Wiedergängern und Kalthand und dem Anderen auf seinem toten Pferd. Jetzt war er tapferer geworden. Goldy hat meinen Mut geweckt, hatte er Jon erzählt. Das stimmte. Es musste stimmen.
Cotter Peik war der furchterregendere der beiden Kommandanten, also ging Sam zuerst zu ihm, solange sein Mut noch nicht erloschen war. Er fand ihn in der alten Schildhalle, wo er mit drei seiner Männer aus Ostwacht und einem rothaarigen
Feldwebel, der mit Stannis von Drachenstein hergekommen war, würfelte.
Als Sam ihn allerdings bat, mit ihm sprechen zu dürfen, bellte Peik einen Befehl, und die anderen nahmen Würfel und Münzen und standen vom Tisch auf.
Niemand würde Cotter Peik stattlich nennen, obwohl unter dem nietenbesetzten Wams und der einfachen Hose ein schlanker, harter, drahtiger und kräftiger Körper steckte. Die Augen waren klein und standen eng beieinander, die Nase war gebrochen, der Haaransatz lief vorn spitz zu wie ein Speer. Die Pocken hatten sein Gesicht übel zugerichtet, und der Bart, der die Narben verdecken sollte, war dünn und spärlich.
»Sam der Töter!«, begrüßte er ihn. »Bist du sicher, dass du einen Anderen erstochen hast und nicht nur den Schneeritter eines Kindes?«
Das fängt ja nicht gerade gut an. »Es war der Drachenglasdolch, der ihn getötet hat, Mylord«, erklärte Sam schwach.
»Ja, ohne Zweifel. Nun, heraus damit, Töter. Hat dich der Maester zu mir gesandt?«
»Der Maester?« Sam schluckte. »Ich … ich komme gerade von ihm, Mylord.« Das war keine richtige Lüge, aber wenn Peik es falsch verstand, würde er ihm vielleicht eher Gehör schenken. Sam holte tief Luft und begann mit seiner Bitte.
Peik schnitt ihm das Wort ab, ehe er zwanzig Worte hervorgebracht hatte. »Ich soll mich also hinknien und
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