Das Lied von Eis und Feuer 6 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 6 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (2)
erschollen, die Sackpfeifen stimmten eine fröhliche Weise an, doch die Trommeln übertönten alles. Der Lärm hallte aus dem Gebälk hernieder, während die Gäste darunter aßen, tranken und sich lauthals miteinander unterhielten. Walder Frey muss stocktaub sein, wenn er das Musik nennt. Catelyn nippte an ihrem Wein und beobachtete Glöckchen, der zu den Klängen von »Alysanne« umhertänzelte. Zumindest glaubte sie, »Alysanne« zu erkennen. Bei diesen Musikanten hätte es genauso gut »Der Bär und die Jungfrau hehr« sein können.
Draußen regnete es weiter, in den Zwillingen jedoch war es heiß und stickig. Im Kamin brüllte ein Feuer, und an den Wänden flackerten Fackeln rauchend in ihren eisernen Halterungen. Dennoch kam die meiste Hitze von den Leibern der Hochzeitsgäste, die sich so dicht auf den Bänken drängten, dass jeder, der seinen Becher hob, seinem Nachbarn in die Rippen stieß.
Sogar auf dem Podest ging es enger zu, als Catelyn angenehm war. Man hatte sie zwischen Ser Ryman Frey und Roose Bolton gesetzt, und von beiden hatte sie inzwischen sprichwörtlich die Nase voll. Ser Ryman trank, als stünde Westeros eine Weinknappheit bevor, und schwitzte alles unter den Armen wieder aus. Er hatte in Zitronenwasser gebadet, schätzte sie, diesen säuerlichen Schweiß jedoch konnte kein Zitronenduft
überdecken. Roose Bolton roch süßlicher, wenn auch nicht angenehmer. Er nippte an seinem Hippokras, den er Wein oder Met vorzog, und aß nur wenig.
Catelyn konnte ihm seinen Mangel an Appetit nicht vorwerfen. Das Hochzeitsmahl begann mit einer dünnen Lauchsuppe, auf die ein Salat aus grünen Bohnen, Zwiebeln und roten Rüben folgte, sodann Flusshecht in Mandelmilch, ein Berg Steckrüben, die kalt waren, ehe sie den Tisch erreichten, Kalbshirn in Aspik und sehniges Rindfleisch. Es war eine armselige Kost, um sie einem König vorzusetzen, und bei den Kalbshirnen drehte sich Catelyn der Magen um. Robb beklagte sich nicht, und ihr Bruder war zu sehr mit seiner Braut beschäftigt, um sich darum zu kümmern.
Man möchte gar nicht glauben, dass sich Edmure den ganzen Weg von Schnellwasser bis zu den Zwillingen wegen Roslin beschwert hat. Braut und Bräutigam speisten vom gleichen Teller, tranken aus dem gleichen Becher und tauschten zwischen den einzelnen Schlucken schüchterne Küsse. Die meisten Speisen lehnte Edmure mit einem Wink ab. Das konnte sie ihm nicht verdenken. Sie erinnerte sich auch nur noch an wenige Gänge ihres eigenen Hochzeitsmahls. Habe ich überhaupt etwas probiert? Oder habe ich die ganze Zeit nur Neds Gesicht angestarrt und mich gefragt, was für ein Mensch er wohl ist?
Das Lächeln der armen Roslin hatte etwas Gezwungenes an sich, als habe man es ihr ins Gesicht genäht. Nun, sie heiratet als Jungfrau, und das Betten steht ihr noch bevor. Zweifelsohne fürchtet sie sich genauso davor wie ich. Robb saß zwischen Alyx Frey und der Schönen Walda, zwei der eher hübschen Frey-Mädchen. »Beim Hochzeitsfest werdet Ihr meinen Töchtern hoffentlich einen Tanz nicht versagen«, hatte Walder Frey gesagt. »Das würde das Herz eines alten Mannes erfreuen.« Sein Herz sollte demnach sehr erfreut sein, Robb hatte seine Pflicht auf königliche Weise erfüllt. Mit jedem der Mädchen hatte er getanzt, mit Edmures Braut und der achten Lady Frey, mit der Witwe Ami und Roose Boltons Gemahlin, der Fetten Walda,
mit den pickligen Zwillingen Serra und Sarra, sogar mit Shirei, Lord Walders Jüngster, die höchstens sechs Jahre alt war. Catelyn fragte sich, ob der Lord vom Kreuzweg zufrieden war oder nun einen Grund fand, sich zu beklagen, weil all die anderen Töchter und Enkelinnen sich mit dem König nicht im Tanz hatten drehen dürfen. »Eure Schwestern tanzen sehr gut«, sagte sie zu Ser Ryman Frey, nur um der Höflichkeit willen.
»Sie sind Tanten und Basen.« Ser Ryman trank einen Schluck Wein, der Schweiß tropfte ihm von der Wange in den Bart.
Ein sauertöpfischer Mann und angetrunken dazu, dachte Catelyn. Der Späte Lord Frey mochte ein Geizhals sein, wenn es darum ging, seine Gäste zu bewirten, an Getränken sparte er nicht. Bier, Wein und Met flossen in ähnlichen Strömen wie der Grüne Arm draußen. Der Großjon war bereits sturzbetrunken, Lord Walders Sohn Merrett hielt Becher um Becher mit ihm Schritt, Ser Walen Frey hingegen war bei dem Versuch mitzuhalten unter den Tisch gefallen. Catelyn hätte es lieber gesehen, wenn Lord Umber nüchtern geblieben wäre, aber von ihm zu verlangen,
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