Das Lied von Eis und Feuer 6 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 6 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (2)
Mistgabelritter wissen.
»M’lady hat mir befohlen, es abzuliefern«, antwortete Clegane demütig. »Es ist ein Hochzeitsgeschenk für den jungen Lord Tully.«
»Welche Lady? In wessen Diensten stehst du?«
»In denen der alten Lady Whent, Ser.«
»Glaubt sie vielleicht, sie könnte sich Harrenhal mit einem Pferd zurückkaufen?«, fragte der Ritter. »Bei den Göttern, die alten Narren sind die Schlimmsten.« Dennoch winkte er sie vorbei. »Also, fahr schon weiter.«
»Sehr wohl, M’lord.« Der Bluthund ließ die Peitsche knallen,
und die alten Gäule setzten sich erschöpft wieder in Bewegung. Die Räder waren während des Halts tief in den Schlamm gesunken, und so dauerte es einen Moment, bis das Gespann sie wieder freigezogen hatte. Inzwischen ritten die Kundschafter davon. Clegane warf ihnen einen letzten Blick hinterher und schnaubte. »Ser Donnel Heckenfeld«, sagte er. »Dem habe ich mehr Pferde abgenommen, als er zählen kann. Und Rüstzeug auch. Einmal hätte ich ihn im Buhurt fast getötet.«
»Wieso hat er Euch dann nicht erkannt?«, erkundigte sich Arya.
»Weil Ritter Trottel sind und weil es unter seiner Würde ist, einen räudigen Bauern eines zweiten Blicks zu würdigen.« Er gab den Pferden einen Klaps mit der Peitsche. »Halt den Blick gesenkt, sprich mit Respekt und sag oft Ser , und die meisten Ritter werden dich überhaupt nicht beachten. Pferden schenken sie mehr Aufmerksamkeit als dem gemeinen Volk. Er hätte Fremder vielleicht erkannt, wenn er mich ihn je hätte reiten sehen.«
Er hätte jedenfalls Euer Gesicht erkannt . Daran zweifelte Arya nicht. Sandor Cleganes Verbrennungen vergaß man nicht so leicht, wenn man sie einmal gesehen hatte. Die Narben konnte er auch nicht hinter einem Helm verstecken, nicht solange er einen Helm trug, der in Form eines knurrenden Hundes geschmiedet war.
Das war der Grund, weshalb sie den Karren und die eingelegten Schweinepfoten gebraucht hatten. »Ich lasse mich nicht in Ketten vor deinen Bruder zerren«, hatte der Bluthund gesagt, »und ich will mich auch nicht durch seine Männer schlagen, um zu ihm zu gelangen. Spielen wir also ein kleines Spiel.«
Ein Bauer, den sie zufällig auf dem Königsweg getroffen hatten, hatte ihnen Wagen, Pferde, Kleidung und Fässer geliefert, wenn auch nicht ganz freiwillig. Der Bluthund hatte ihm die Schwertspitze vor den Bauch gehalten. Als der Bauer ihn verflucht und einen Räuber genannt hatte, hatte er entgegnet:
»Nein, ich beschaffe mir nur Vorräte. Sei froh, dass du deine Unterwäsche behalten darfst. Jetzt zieh die Stiefel aus. Oder ich hacke dir die Beine ab. Du kannst es dir aussuchen.« Der Bauer war so groß wie Clegane, hatte sich aber trotzdem dafür entschieden, seine Stiefel aufzugeben und seine Beine zu behalten.
Noch bei Einbruch der Dunkelheit fuhren sie auf den Grünen Arm und Lord Freys Zwillingsburgen zu. Ich bin fast da, dachte Arya. Eigentlich sollte sie sich freuen, stattdessen hatte sie ein Gefühl, als hätte sie einen Stein im Magen. Vielleicht lag das ja nur an dem Fieber, gegen das sie ankämpfte, vielleicht aber auch nicht. Letzte Nacht hatte sie schlecht geträumt, entsetzlich geträumt. Sie konnte sich nicht mehr an den Traum erinnern, trotzdem ließ sie das Gefühl den ganzen Tag nicht los. Irgendwie war es sogar schlimmer geworden. Angst schneidet tiefer als ein Schwert. Nun musste sie Stärke beweisen, wie ihr Vater es ihr gesagt hatte. Zwischen ihr und ihrer Mutter lagen nur noch das Burgtor, ein Fluss, ein Heer, aber es war Robbs Heer, also lauerte dort keine wirkliche Gefahr. Oder doch?
Allerdings gehörte Roose Bolton zu diesem Heer. Der Blutegellord, wie die Geächteten ihn nannten. Das verursachte ihr Unbehagen. Sie war aus Harrenhal geflohen, um Bolton und dem Blutigen Mummenschanz zu entkommen, und sie hatte auf der Flucht einem seiner Wachposten die Kehle durchgeschnitten. Wusste er, dass sie es gewesen war? Oder gab er Gendry oder Heiße Pastete die Schuld? Ob er es ihrer Mutter erzählt hatte? Was würde er tun, wenn er sie sah? Vermutlich erkennt er mich nicht einmal. Sie sah eher aus wie eine ersoffene Ratte, nicht wie der Mundschenk eines Lords. Wie ein ersoffenes Ratten männchen . Der Bluthund hatte ihr erst vor zwei Tagen das Haar geschoren. Er war ein noch schlechterer Barbier als Yoren, und auf einer Seite war sie jetzt zur Hälfte kahl. Robb wird mich ebenfalls nicht erkennen, wette ich. Und vielleicht nicht einmal Mutter. Als sie sich zum letzten Mal
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