Das Lied von Eis und Feuer 6 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 6 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (2)
nicht zu trinken, wäre so, als würde man ihn auffordern, mehrere Stunden lang das Atmen einzustellen.
Kleinjon Umber und Robin Flint saßen in Robbs Nähe neben der Schönen Walda und Alyx. Sie tranken beide nichts, zusammen mit Patrek Mallister und Derya Mormont waren sie die Leibwachen ihres Sohnes an diesem Abend. Eine Hochzeit war keine Schlacht, und trotzdem drohten stets Gefahren, wenn Männer sich betranken, und ein König sollte niemals ohne Schutz bleiben. Catelyn war froh darüber, und noch glücklicher machte es sie, dass die Schwertgurte an der Wand hingen. Niemand braucht ein Langschwert, um mit Kalbshirn in Aspik fertigzuwerden.
»Alle glaubten, Mylord würde die Schöne Walda erwählen«, sagte Lady Walda Bolton zu Ser Wendel und musste schreien, um sich bei der Musik verständlich zu machen. Die Fette Walda war eine runde rosige Butterkugel von einem Mädchen, mit blauen Triefaugen, dünnem gelbem Haar und einem riesigen
Busen, dennoch klang ihre Stimme wie ein zittriges Quieken. In ihrer rosafarbenen Spitze und dem Umhang aus Grauwerk war es schwer, sie sich in Grauenstein vorzustellen. »Mein Hoher Großvater hat Roose angeboten, seine Braut als Mitgift in Silber aufzuwiegen, und da hat Mylord von Bolton mich ausgesucht. « Das Doppelkinn des Mädchen wabbelte beim Lachen. »Ich wiege siebzig Pfund mehr als die Schöne Walda, aber zum ersten Mal hatte ich einen Grund, mich darüber zu freuen. Jetzt bin ich Lady Bolton, und meine Base ist noch immer Jungfrau, und dabei wird sie bald neunzehn , das arme Ding.«
Der Lord von Grauenstein zollte dem Geschwätz keine Beachtung, bemerkte Catelyn. Manchmal probierte er einen Bissen hiervon und davon oder brach sich mit kräftigen Fingern ein Stück Brot vom Laib, doch das Essen konnte ihn nicht ablenken. Bolton hatte einen Trinkspruch auf Lord Walders Enkel ausgebracht, als das Hochzeitsfest begann, und dabei ausdrücklich erwähnt, dass Walder und Walder sich in der Hand seines Bastards befanden. So, wie der alte Mann ihn angesehen hatte und wie sein Mund gearbeitet hatte, hatte Lord Frey die unausgesprochene Drohung sehr wohl verstanden.
Hat es je eine freudlosere Hochzeit gegeben?, fragte sich Catelyn, bis ihr die Hochzeit ihrer armen Sansa mit dem Gnom einfiel. Möge die Mutter ihr gnädig sein. Sie hat so eine zarte Seele. Von der Hitze, dem Lärm und dem Rauch wurde ihr übel. Die Musikanten auf der Empore mochten zahlreich und laut sein, besonders begabt waren sie jedoch nicht. Catelyn trank einen Schluck Wein und gestattete einem Pagen, ihren Becher neu zu füllen. Ein paar Stunden noch, dann ist das Schlimmste vorüber. Morgen um diese Zeit würde Robb bereits zur nächsten Schlacht aufgebrochen sein, diesmal gegen die Eisenmänner in Maidengraben. Eigentümlicherweise erfüllte sie diese Aussicht fast mit Erleichterung. Er wird seine Schlacht gewinnen. Er siegt in jeder seiner Schlachten, und die Eisenmänner haben keinen König. Außerdem hat Ned ihn hervorragend in der Kriegskunst unterrichtet. Die Trommeln dröhnten. Glöckchen hüpfte erneut an
ihr vorbei, doch die Musik war zu laut, und so hörte sie sein Bimmeln kaum.
Inmitten des Lärms ertönte plötzlich das Knurren zweier Hunde, die wegen eines Bissens Fleisch übereinander herfielen. Sie wälzten sich über den Boden und schnappten und bissen nacheinander, während sich um sie herum fröhliches Geheul erhob. Jemand übergoss sie mit Bier, und sie ließen voneinander ab. Der eine humpelte zum Podest. Lord Walder öffnete den zahnlosen Mund und lachte, als sich der triefende Hund schüttelte und drei seiner Enkel mit Bier und Haaren bespritzte.
Beim Anblick der Hunde wünschte sich Catelyn einmal mehr Grauwind herbei, doch Robbs Schattenwolf war nirgends zu sehen. Lord Walder hatte ihm den Zutritt zur Halle verweigert. »Euer wildes Tier hat Gefallen an Menschenfleisch gefunden, höre ich, hehe «, hatte der alte Mann gesagt. »Reißt Menschen die Kehle heraus, ja. Auf Roslins Fest will ich kein solches Untier sehen, zwischen Frauen und Kindern, all meinen unschuldigen Kleinen.«
»Grauwind stellte keine Gefahr für sie dar«, hatte Robb protestiert. »Nicht solange ich dabei bin.«
»Ihr wart auch vor meinen Toren dabei, nicht wahr? Als der Wolf meine Enkel angegriffen hat, die ich geschickt hatte, um Euch zu begrüßen? Der Vorfall wurde mir genau berichtet, glaubt bloß nicht, ich wüsste nichts davon, hehe ?«
»Es ist niemandem etwas geschehen …«
»Niemandem, sagt der
Weitere Kostenlose Bücher