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Das Lied von Eis und Feuer 7 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 7 - A Feast of Crows. A Song of Ice and Fire, vol 4 (4/1)

Das Lied von Eis und Feuer 7 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 7 - A Feast of Crows. A Song of Ice and Fire, vol 4 (4/1)

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 7 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 7 - A Feast of Crows. A Song of Ice and Fire, vol 4 (4/1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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Schaf, der Geist von Harrenhal … aber nicht wirklich; nicht im Grunde ihres Herzens. Tief im Innersten war sie Arya von Winterfell, die Tochter von Lord Eddard Stark und Lady Catelyn, die einstmals Brüder namens Robb und Bran und Rickon und eine Schwester namens Sansa gehabt hatte, einen Schattenwolf, der Nymeria, und einen Halbbruder, der Jon Schnee hieß. Im Innersten war sie jemand … doch das war nicht die Antwort, die der Gütige Mann hören wollte.
    Ohne eine gemeinsame Sprache konnte sich Arya nicht mit den anderen unterhalten. Trotzdem hörte sie ihnen zu und wiederholte für sich die Worte, die sie mitbekam, während sie ihrer Arbeit nachging. Obwohl der jüngste Akolyth blind war, kümmerte er sich um die Kerzen. Er ging in weichen Pantoffeln durch den Tempel, umgeben vom Gemurmel der alten Frauen, die jeden Tag zum Beten kamen. Auch ohne Augen wusste er stets, welche Kerzen ausgegangen waren. »Er kann sich doch vom Geruch leiten lassen«, erklärte ihr der Gütige Mann, »und da, wo die Kerzen brennen, ist die Luft wärmer.« Er sagte Arya, sie solle die Augen schließen und es selbst ausprobieren.
    Sie beteten im Morgengrauen, vor dem Frühstück, und knieten um das stille schwarze Becken. An manchen Tagen sprach der Gütige Mann das Gebet. An anderen die Heimatlose. Arya verstand nur wenige Worte Braavosi, diejenigen, die die Sprache mit dem Hochvalyrischen gemeinsam hatte. Also richtete sie ihr eigenes Gebet an den Vielgesichtigen Gott, jenes, das lautete: »Ser Gregor, Dunsen, Raff der Liebling, Ser Ilyn, Ser Meryn, Königin Cersei.« Sie betete stumm. Wenn der Vielgesichtige ein richtiger Gott war, würde er sie trotzdem hören.
    Jeden Tag kamen Gläubige in das Haus von Schwarz und Weiß. Die meisten traten allein ein und blieben allein; sie entzündeten
Kerzen an dem einen oder dem anderen Altar, beteten neben dem Becken, und manche weinten. Einige tranken aus dem schwarzen Becher und legten sich schlafen; die meisten tranken nicht. Es gab keine Andachten, keine Lieder, keine Lobgesänge zum Wohlgefallen des Gottes. Im Tempel herrschte niemals großer Andrang. Von Zeit zu Zeit bat ein Gläubiger darum, einen Priester zu sprechen, und der Gütige Mann oder die Heimatlose führten denjenigen dann nach unten ins Allerheiligste, doch das geschah nicht oft.
    Dreißig verschiedene Götter standen, umgeben von ihren kleinen Lichtern, entlang der Wände. Die Weinende Frau war der Liebling der Greisinnen, stellte Arya fest; reiche Männer bevorzugten den Löwen der Nacht, Arme den Verhüllten Wanderer. Soldaten entzündeten ihre Kerze für Bakkalon das Bleiche Kind, Seeleute hingegen für die Mondbleiche Jungfrau und für den Meerlingkönig. Der Fremde hatte ebenfalls einen Altar, den jedoch selten jemand besuchte. Meistens flackerte nur eine einzige Kerze zu seinen Füßen. Der Gütige Mann sagte, es spiele keine Rolle. »Er hat viele Gesichter und viele Ohren, um zu hören.«
    Die Kuppe, auf welcher der Tempel stand, war von Gängen durchlöchert, die aus dem Fels gehauen waren. Die Priester und Akolythen hatten ihre Schlafzellen im ersten Kellergeschoss, Arya und die Diener im zweiten. Das unterste Stockwerk durfte außer den Priestern niemand betreten. Dort befand sich das Allerheiligste.
    Wenn sie nicht arbeitete, durfte sich Arya frei in den Gewölben und Lagerräumen bewegen, solange sie den Tempel nicht verließ oder ins dritte Kellergeschoss hinunterstieg. Sie entdeckte einen Raum voller Waffen und Rüstungen: verzierte Helme und seltsame alte Brustpanzer, Langschwerter, Dolche und Messer, Armbrüste und lange Speere mit blattförmigen Spitzen. Ein anderes Gewölbe quoll über von Kleidungsstücken, von dicken Pelzen und prächtigen Seiden in einem halben Hundert Farben, von Haufen mit stinkenden Lumpen und
fadenscheinigen groben Stoffen. Es muss auch eine Schatzkammer geben, überlegte Arya. Sie stellte sich Stapel goldener Teller vor, Beutel voller Silbermünzen, Saphire, so blau wie das Meer, Schnüre, auf die dicke grüne Perlen aufgezogen waren.
    Eines Tages kam der Gütige Mann unerwartet vorbei und fragte, was sie mache. Sie erzählte ihm, dass sie sich verirrt habe.
    »Du lügst. Schlimmer noch, du lügst schlecht. Wer bist du?«
    »Niemand.«
    »Schon wieder eine Lüge.« Er seufzte.
    Wies hätte sie grün und blau geprügelt, wenn er sie bei einer Lüge ertappt hätte, doch im Haus von Schwarz und Weiß war das anders. Wenn sie in der Küche half, gab ihr Umma manchmal einen Klaps mit

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