Das Lied von Eis und Feuer 7 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 7 - A Feast of Crows. A Song of Ice and Fire, vol 4 (4/1)
ereignete, tauchte der Eunuch wie aus dem Nichts auf. Jaime und Onkel Kevan sind da, Pycelle war hier und ist wieder gegangen … nur Varys nicht. Ihr lief es kalt den Rücken hinunter. Er hat seine Finger im Spiel. Vermutlich hatte er befürchtet, dass Vater seinen Kopf wollte, und da hat er als Erster zugeschlagen. Lord Tywin hatte nie viel für den albernen Meister der Flüsterer übriggehabt. Und wenn irgendjemand die Geheimnisse des Roten Bergfrieds kannte, war es sicherlich der Eunuch. Er muss gemeinsame Sache mit Lord Stannis gemacht haben. Schließlich haben sie zusammen in Roberts Rat gesessen …
Cersei schritt zur Tür des Schlafgemachs, zu Ser Meryn Trant. »Trant, bringt mir Lord Varys. Zeternd und zappelnd, wenn es sein muss, aber unversehrt.«
»Wie Euer Gnaden befehlen.«
Doch kaum hatte der eine Angehörige der Königsgarde den Raum verlassen, kehrte ein anderer zurück. Ser Boros Blount hatte ein rotes Gesicht und schnaufte, weil er die Treppe hinaufgerannt war. »Weg«, keuchte er, als er die Königin sah. Er sank auf ein Knie. »Der Gnom … die Zelle steht offen, Euer Gnaden … keine Spur von ihm …«
Der Traum ist Wirklichkeit geworden. » Ich hatte Befehle erteilt«, sagte sie. »Er sollte Tag und Nacht unter Bewachung stehen …«
Blounts Brust hob und senkte sich. »Einer der Kerkermeister
wird ebenfalls vermisst. Rugen, so hieß er. Zwei weitere Männer wurden schlafend vorgefunden.«
Sie musste sich beherrschen, um nicht laut zu schreien. »Ich hoffe, Ihr habt sie nicht geweckt, Ser Boros. Lasst sie schlafen.«
»Schlafen?« Er blickte auf, hängebackig und verwirrt. »Ja, Euer Gnaden. Wie lange soll …«
»Für immer. Sorgt dafür, dass sie für immer schlafen, Ser. Ich dulde keine Männer, die während ihrer Wache schlafen.« Er ist in den Mauern. Er hat Vater umgebracht, so wie er Mutter umgebracht hat, wie er Joff umgebracht hat. Der Zwerg würde auch ihr nachstellen, das wusste die Königin, genauso wie es ihr die alte Frau in der Dunkelheit jenes Zeltes vorausgesagt hatte. Ich habe ihr ins Gesicht gelacht, doch sie verfügte über geheime Kräfte. Meine Zukunft habe ich in einem Tropfen Blut gesehen. Mein Verhängnis. Ihre Beine waren so kraftlos wie Wasser. Ser Boros wollte ihren Arm nehmen, doch die Königin zuckte vor seiner Berührung zurück. Schließlich könnte auch er mit Tyrion unter einer Decke stecken. »Lasst mich«, sagte sie. »Lasst mich!« Sie taumelte zu einer Sitzbank.
»Euer Gnaden?«, fragte Blount. »Soll ich Euch einen Becher Wasser holen?«
Ich brauche Blut, kein Wasser. Tyrions Blut, das Blut des Valonqar. Die Fackeln drehten sich um sie. Cersei schloss die Augen und sah den Zwerg, wie er sie angrinste. Nein, dachte sie, nein, ich war dich fast schon los. Aber seine Hände hatten sich um ihren Hals geschlossen, und sie spürte, wie die Finger langsam zudrückten.
BRIENNE
»Ich suche nach einer Jungfrau von dreizehn Jahren«, sagte sie zu der grauhaarigen Gevatterin am Brunnen des Dorfes. »Einer Jungfrau von hoher Geburt und großer Schönheit, mit blauen Augen und kastanienbraunem Haar. Möglicherweise reist sie mit einem beleibten Ritter um die vierzig oder auch mit einem Narren. Habt Ihr sie gesehen?«
»Nicht dass ich mich erinnern würde, Ser«, antwortete die Gevatterin und fuhr sich über die Stirn. »Aber ich werde die Augen offen halten, bestimmt.«
Der Hufschmied hatte sie ebenfalls nicht gesehen, und auch der Septon in der Dorfsepte nicht, weder der Schweinehirt bei seiner Herde noch das Mädchen, das in einem Garten Zwiebeln zog, und auch sonst niemand vom einfachen Volk, dem die Jungfrau von Tarth zwischen den Fachwerkkaten von Rosby begegnete. Dennoch gab Brienne nicht auf. Dies ist der kürzeste Weg nach Dämmertal, sagte sie sich. Falls Sansa hier entlanggekommen ist, muss jemand sie gesehen haben. Am Burgtor stellte sie ihre Frage zwei Speerträgern, deren Abzeichen drei rote Sparren auf Hermelin zeigten, das Wappen des Hauses Rosby. »Wenn sie in diesen Zeiten auf der Straße unterwegs ist, wird sie nicht lange Jungfrau bleiben«, meinte der ältere Mann. Der jüngere wollte wissen, ob das Mädchen auch zwischen den Beinen kastanienbraunes Haar hatte.
Hier finde ich keine Hilfe. Als Brienne wieder aufs Pferd stieg, sah sie am anderen Ende des Dorfes einen mageren Jungen auf einem Schecken. Mit dem habe ich noch nicht gesprochen, dachte sie, doch er verschwand hinter der Septe, ehe sie ihn
erreichte. Sie machte sich nicht die
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