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Das Lied von Schnee & Liebe (The Empires of Stones, Band 2) (German Edition)

Das Lied von Schnee & Liebe (The Empires of Stones, Band 2) (German Edition)

Titel: Das Lied von Schnee & Liebe (The Empires of Stones, Band 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Kellen
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entfernt von einem waren. Gelehrte hatten die Vermutung, dass es die Magie der Zugehörigkeit war. So wie der Bernstein, den Robert benutzte, eine Verbindung zu jenem Bernstein aufnahm, den auch seine Schwester und sein Großvater Lawrence verwendeten. Der Stein erkannte also nicht nur seinen Zauberer, er erkannte auch seine eigene Art. Seine steinerne Familie.
    Die Verbindungspunkte waren die Labyrinthe. Finde einen Weg! So funktionierte die Magie. Man brachte die Magie dazu, etwas zu tun, man kleidete den Wunsch in Silben, so bildlich wie nur möglich. Es konnte passieren, dass der Stein einen Dreck für einen tat, solange man nicht die richtigen Worte für seine Aufgabe gefunden hatte, manchmal hingegen reichten ein paar kurze Sätze:
    Im Auge der Flamme
    wohnt die Kälte des Winters.
    ›Doch was hatte er getan? Er hatte mehr als ein Stück Papier von einem Ort zu einem anderen geschickt. Er hatte Koffer voller Gegenstände versendet, sich selbst und einen Clangeist! Güter Himmel, wo sollte das enden? Und gütige Freja, dass niemand dabei Schaden genommen hatte!‹
     
    In den nächsten Tagen fühlte Robert sich so unwirklich wie eine Wolke, die durch den Wind langsam ihre Form verlor. Er setzte mit dem Schlepper hinüber zum Kriegshafen, betrat die Halle, ging seinen Turm hinauf, schloss die Tür, setzte sich in den Sessel und starrte stundenlang auf den Tisch. Manchmal auch in den Ofen.
    Die Arbeiter tuschelten bereits. Jetzt zeige der Lord sein wahres Gesicht, ein arroganter Kerl sei er, wie alle Adligen, hocke da und grüble über Wein und leichte Frauen, vermutlich schlief er seinen Rausch dort oben aus, nicht mehr.
    Ja, Robert hockte dort oben, aber er sann über Magie nach, über die Briefe seiner Schwester und ihre These, dass die Magie mehr war als ein bloßes Werkzeug. Er versuchte Fäden zusammenzufügen, die nicht zusammen gehörten. Und ein recht umtriebiger Teil seines Verstandes brütete bereits über die Möglichkeiten dieses Zaubers nach: ›Was konnte man noch in solch einem Bannkreis verschieben? Wie groß konnte man einen Bannkreis ziehen? Unendlich? Konnte man gar ein Gebäude, vielleicht sogar eine Armee, an einen anderen Ort schicken? Was, bei der guten alten Frigg, war eigentlich ein Bannkreis? Wieso roch geschnittenes Gras so gut, warum trug Odin einen Bart, wieso hatte er nie Angst vor seinem Vater gehabt? Warum strebte immer alles auf einen Konflikt zu? Wieso hatte er Clangeister und kein anderer? Warum? Wieso? Warum? Wieso?‹
    Es klopfte.
    Robert schreckte auf. »Ja?«
    Der junge Kalden drückte vorsichtig die Tür auf. Offensichtlich liebte er es, seine Mütze zu zerknautschen.
    »Sir, wird es heute noch Arbeit für die Männer geben?«
    Robert hatte es geahnt, er hatte sich wieder einmal in sich selbst zurückgezogen, damit war schon seine Schwester nicht klar gekommen. Die Arbeiter mussten ihn mittlerweile hassen, oder fürchten, oder beides. Robert stand mühsam auf, rieb sich die Augen. Er schwieg. Wenn du nichts Gescheites zu sagen hast, dann sag auch nichts, das nur danach aussieht.
    Er scheuchte Kalden die Treppe hinunter, folgte ihm. Unten in der Halle standen die Männer, rauchten, kratzten sich am Kopf, husteten verlegen vor sich hin.
    Der junge Lord stellte sich vor den Läufer, der noch immer als schlechtes Beispiel in der Halle stand, dann blickte er über die hunderte von Einzelteilen, die auf dem Boden daneben lagen, sorgfältig von den Mechanikern beschriftet. Es war tosend still, so kam es ihm vor.
    Noch immer sah er die Farben, die zueinander strebten. Noch immer sah er das Problem, dass ein Läufer wie ein Betrunkener schwankte, kaum ein Ziel traf. Ein metallisches Ungetüm auf zwei pulverbetriebenen Beinen. Und die Kanzel darüber, ein eckiger Klotz, wie der Kopf auf einem rumpflosen Riesen. Er seufzte laut. Die Arbeiter hielten den Atem an.
    Er wollte nicht länger hier sein. Plötzlich kam es ihm vor, als habe er etwas verloren, weil er dieses Etwas an jemand anderen verschenken sollte. ›Wieso roch geschnittenes Gras so wunderbar? Was war Magie und was nicht? Das verletzte Mädchen, wie ging es ihr? Die Rabenmänner? Lova Sigurdson? Was tat er hier nur? Warum mochte er das Meer, Schiffe aber machten ihm Angst? Warum wollte er nie wieder nach Hause zurückkehren?‹
    »Wir werden diesem Läufer einen völlig neuen Schwerpunkt verpassen.« Der Vorarbeiter trat an Robert heran. Er wirkte verstört.
    »Sir, was meinen Sie?«
    »Wissen Sie, was ein Kompass ist, Mr

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