Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Lied von Schnee & Liebe (The Empires of Stones, Band 2) (German Edition)

Das Lied von Schnee & Liebe (The Empires of Stones, Band 2) (German Edition)

Titel: Das Lied von Schnee & Liebe (The Empires of Stones, Band 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Kellen
Vom Netzwerk:
seinen Gedanken nicht aussperren konnte. Er lief am Abgrund des Krieges auf und ab. Nur wie er das tat, das lag ganz allein bei ihm. ›Das war doch so, oder?‹
    Sein Blick blieb auf dem Captainsmantel haften, der über einem hölzernen Garderobenständer hing. Der Dreispitz lag oben drauf. Eine einzige Nacht, ein unschuldiger Augenblick, eine intuitive Entscheidung. All das hing dort wie eine Welle, die immerzu wiederkehrte.
    ›Wer war er? Was war er?‹
    Robert T. Humberstone. Sohn eines sadistischen Kriegshelden. Ein Krüppel! Der junge Lord, der die Pfeiler der Könige möglich gemacht hatte.
    The Night Captain. Ein englischer Held, der lautlose Geist, der auf zwei Rabenmänner des Prinzen geschossen und der eine junge Frau gerettet hatte.
     Robert stand auf. Ergeben wankte er zum Bett. ›Was nutzte alles Hadern, wenn diese eine Frage nicht wirklich beantwortet werden konnte?‹
     Poe verwandelte sich in Rauch und kringelte sich nah an seinem Herzen unter dem Hemd zusammen.
    ›Vielleicht war er ja zwei Menschen?‹War er das nicht immer schon gewesen, als die Magie zu ihm gekommen war? Durch den Adel zwar vererbt, doch sie gehörte ihm , ihm ganz allein.‹ 
    Mit dem Gesicht nach unten schlief er ein.
     
    Alles tat ihm weh. Robert öffnete verklebte Lider, es war schwierig, den Blick scharf zu stellen. Sein Bart war kratzig, seine Zunge pelzig und in seinem Kopf schmiedete Thor gerade ein Schwert.
    Er beschloss, heute nicht in den Kriegshafen zu fahren. Er war ein Lord, er konnte sich so viel frei nehmen, wie er wollte. Dann war sein Genie eben anderswo beschäftigt: Machte sich auf den Wölbungen einer hübschen Kurtisane Notizen oder bastelte an einem genietauglichen Ort an neuen, bahnbrechenden Ideen herum oder er schlief ganz einfach seinen Rausch aus. Sie konnten sich etwas davon aussuchen.
    Das Beste daran aber war, dass er damit diesem Popanz von Graubergen zeigte, dass es ihn herzlich wenig interessierte, was dieser von seiner Arbeitsmoral hielt. Ein Lord der Königin gab keine Erklärungen ab.
    Den halben Morgen verbrachte Robert in der Badewanne, die in einem Mosaik aus rauem Putz und ersten Fliesen noch ziemlich baubedürftig, dafür aber funktionstüchtig war. Poe saß auf dem Beckenrand des schwarzen Marmors und putzte sich gemütlich das Fell. Manchmal hörte er Taris´ Flügelschläge und wo Skee sich herumtrieb, war wieder einmal ein Rätsel.
    »Habe ich viel weinseligen Blödsinn verbreitet?« Robert fragte unbestimmt in den dunklen Raum. Auch hier war das Fenster abgeklebt, doch durch einige Risse und Löcher drangen schräge Strahlen.
    Der Hamster strich sich die Ohren und sah ihn an aus seinen undurchdringlichen Knopfaugen. »Taris sagt, du hast dunkles Wasser in deiner Brust. Wenn er es nicht besser wüsste, meinte er, könne man denken, du wärest von zwei Zauberern gezeugt worden.«
    Robert richtete sich ein wenig in der Wanne auf, das Haar schwer, alles schwer. »Darüber macht man keine Witze, Poe. Und Taris sollte es besser wissen.«
    Der kleine Clangeist lugte vorsichtig über den Wannenrand, als überlege er. Seine Barthaare zuckten.
    »Du hast nie darüber geredet, Robbie. Als Admiral Humberstone in den kalten Fluten mitsamt seines Schiffes versank, da hast du so getan, als sei ein ganz normaler Tag. Vielleicht ist deshalb ein Teil dieser dunklen Tiefe in deiner Brust.«
    »Dann bist du jetzt unter die Philosophen gegangen, ja?« Mit der Fingerspitze schnippte Robert Schaum in Poes Richtung, der erschrocken wegflitzte. Damit war das Thema beendet. Doch vergessen würde er die Worte des Clangeistes lange nicht.
    Robert kümmerte sich um einige andere Angelegenheiten. Er rief Zoltan an, bedankte sich für die schnelle Hilfe und erkundigte sich nach dem verletzten Mädchen. Sie sei aus dem Krankenhaus entlassen worden, körperlich wiederhergestellt, aber die Seele?, naja, was könne man da schon tun. Doktorin Lova Sigurdsson habe erstklassige Arbeit geleistet. Fast schien es, als sei sie gar etwas übereifrig gewesen, aber er könne sich auch täuschen. Morgen fange das Mädchen wieder mit ihren Schichten im Atlantik an. Das sei gut gegen das viele Grübeln.
    Auf Humberstone Castle lief alles wie immer. Wesley berichtete von Gartenarbeiten, die noch dringend getan werden mussten, einige Handwerker aus dem Dorf überprüften Schäden am Dach des Westflügels und Caroline habe ihnen geschrieben. Eine wirklich herzensgute junge Dame, diese Caroline. Wie es Mutter ginge? Gut, soweit

Weitere Kostenlose Bücher