Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Lied von Schnee & Liebe (The Empires of Stones, Band 2) (German Edition)

Das Lied von Schnee & Liebe (The Empires of Stones, Band 2) (German Edition)

Titel: Das Lied von Schnee & Liebe (The Empires of Stones, Band 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Kellen
Vom Netzwerk:
zu beruhigen, wischte die Hände an der Hose ab, dann drehte sie den Türknauf und trat ein. Ein schneller Blick und ihr Herz schlug wie ein Dampfhammer. Auf dem Bett lag der Kompass, daneben ein Zettel, doch der war unwichtig. Wenn du willst, kannst du für mich arbeiten. Sag Ja und wir haben einen Deal. Sie nahm den Kompass in die Hand und drückte ihn an ihre Brust. Tränen lösten sich, aufgehaltene Tränen, die sie zurückgehalten hatte, kullerten über ihre Wangen. Papa, schluchzte sie leise. Oh, Papa.
    Lange lag Anevay noch wach, hielt das kleine nordische Gerät fest an sich gedrückt. Sie hatte schauspielern müssen, seit dem Moment, da sie die Münze gefunden hatte. Niemand hatte wissen sollen, wie viel ihr das bedeutete. Sie hatte die Wütende gespielt, hatte alles auf eine Karte gesetzt und den Kompass sogar Leonardo überlassen, denn sie hatte es in seinen Augen gesehen, dass er ganz wild auf dieses Rätsel war. Der Mann, den sie vom Diner aus gesehen hatte, der Zauberkundige, oder gar selbst ein Zauberer?, er hatte das Theater betreten, kaum dass Anevay es verlassen hatte. Leonardo hatte das Gerät prüfen müssen, hatte wissen müssen, ob Magie in ihm war und ob A vielleicht doch eine Wild One sein könnte. All das hatte dazu geführt, dass sie ihren Vater öffentlich gedemütigt, ja, so getan hatte, als würde sie ihn verabscheuen. Jetzt brach sich diese Schmach einen Weg. Sie weinte und weinte, konnte nicht mehr damit aufhören. Woher immer dieses seltsame Ding auch stammen mochte, es war von ihrem Vater. Sie würde es niemals mehr loslassen. Es gehörte ihr, das spürte sie, es war darin eine Verbindung, stärker als sie selbst. Sie erinnerte sich nebulös an einen Satz ihres Vaters: Das rettende Licht erscheint im Osten.
    Als Anevay endlich in einen erschöpften Schlaf fiel, änderte sich ihr Schicksal erneut. Weit fort von ihrem Leben. Denn als irgendwo auf der Welt ein magisches Licht erlosch, begann ein anderes dafür zu leuchten. Unter ihrer Bettdecke, in ihren Händen, hinter dem Metall des Kompasses begann ein Stein zu schimmern.
     

Eine gefährliche Reise
     
    Eine Woche war vergangen. Schwere, düstere Tage voller schlechter Nachrichten. Herzog von Graubergen war zum Fürsten erhoben worden. Im Norden war es so kalt geworden, dass man sich bereits Geschichten über die Frostriesen erzählte und Robert hatte einen Zauber vollbracht, der ihn und Poe beinahe getötet hätte.
    Er hatte alle Vorsicht fahren lassen, nachdem er den Zettel gelesen hatte: Verschwinden Sie von hier. Schnell. Niemand schrieb solche Worte, wenn er sie nicht auch so meinte. Robert hatte es im Gefühl. Also setzte er eine Reihe von Aktivitäten in Gang. Zoltan besorgte ihm innerhalb einer halben Stunde ein neues, verborgenes Zimmer.
    Robert wurde an der Seitengasse von einem schäbigen Laster abgeholt, stieg ein und betrat nur fünfzehn Minuten später die Dachsuite eines noch nicht vollendeten Hotels an der Alster. Dort schob er keuchend Leitern und Bretter beiseite und legte einen Bannkreis aus, der groß genug für seine Zwecke war. Dann machte er sich auf den Weg in die Windgasse, trieb den Fahrer an, sich zu beeilen, ließ sich drei Straßen vorher absetzen und lief den Rest zu Fuß. Er fand den Schlüssel, hastete die Treppe hinauf, betrat den Raum, den er schon so sehr ins Herz geschlossen hatte. Seine Koffer waren noch da, alles andere auch. Wie ein irrer Kobold suchte er jedes noch so kleine Beweisstück seiner Anwesenheit zusammen und häufte es in einem weiteren Bannkreis an. 
    Poe verwandelte sich in Rauch, schlüpfte aus der Manteltasche und suchte nach Magie, die Robert vielleicht übersehen hatte. All dies geschah in wilder Hast.
    Der kleine Clangeist kam eben ganz verstaubt unter dem Bett hervor, als Robert das Quietschen von Wagenreifen vernahm. Er eilte zum Fenster, spähte durch die schwarzen Vorhänge und sah drei Wagen in die Gasse einbiegen. Einen roten Düsenberg und zwei Mannschaftswagen der Polizei. Sie hielten angemessen, doch sprangen die Männer sofort auf die Gasse und formierten sich, ihre Schlagstöcke in den Fäusten.
    Robert warf die Pulverlampe in einen der Koffer, schob den Schreibtisch zurück auf die hellen Flecken, die dieser auf seiner alten Position hinterlassen hatte.
    »Mach schon, Poe. Wir müssen los!« Er sah noch einmal aus dem Spalt. Und dann sah er ihn. Fürst von Graubergen schälte sich wie ein gefährliches Reptil aus dem Düsenberg, setzte seine mit Sporen besetzen

Weitere Kostenlose Bücher