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Das Lied von Schnee & Liebe (The Empires of Stones, Band 2) (German Edition)

Das Lied von Schnee & Liebe (The Empires of Stones, Band 2) (German Edition)

Titel: Das Lied von Schnee & Liebe (The Empires of Stones, Band 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Kellen
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mehr auskommen würde, es reichte nur noch für ein erschrockenes ›Verdammt‹.
    Nur Roberts Aura wurde von dem Labyrinth akzeptiert. Mit einem kaum hörbaren Schnappen fächerten sich die Wege aus Metall auseinander. In der Mitte, das weiße Pferd war nach innen gerückt, schimmerte ein exakt geschliffener Bernstein in der Fassung. Darum wickelte sich eine unvollendete Spirale, die das Pferd laufen ließ, damit es seinen Weg suchen konnte. Das Gewirr aus unvollendeten Wegen, Abzweigungen und Sackgassen hatte Robert selbst entworfen. Er hatte sich nicht auf ein Muster festlegen wollen, sondern hatte sich von anderen Labyrinthen inspirieren lassen. Denn je besser das Labyrinth lesbar war, umso exaktere Angaben machte es. Suchte er zum Beispiel innerhalb Londons seine Schwester, so gaben manche Labyrinthe nur eine ungenaue Position an, mehr Richtung als Ort. Doch durch seine spezielle Art die Wege anzulegen, kam er der wirklichen Position ziemlich nahe.
    Je weiter die Entfernung zu dem gesuchten Objekt war, desto allgemeiner wurde sie.
    Doch zuerst galt es, nach der Post zu sehen.
    Im Innern des ersten Kreises seines Labyrinths war ein zweiter Halbkreis verborgen, der darin eingelegt war. Sagte Robert das Wort ›Brief‹, dann öffnete sich dieser wie eine Haube oder der Deckel eines runden Brotkastens, bis er diesen inneren Kreis vollständig überdachte. Das Geflecht war aus nordischen Motiven gemacht. Dann geschah etwas, das wohl niemand genau erklären konnte. Wenn Caroline ihm einen Brief schrieb und diesen in ihren Kreis ihres Labyrinths legte, die Haube darüber zog und ihn zu ihrem Bruder sandte, verschwand der Brief in der Magie, dem Traum. Doch selbst wenn Robert, wie jetzt, erst Tage oder gar Wochen später dies mit seinem Labyrinth ebenfalls tat, materialisierte sich das Gesendete augenblicklich darin. Anscheinend blieb der Brief in einer Art magischer Warteschleife und erschien erst dann, wenn er gerufen wurde.
    Drei sorgsam gefaltete Nachrichten, mit Carolines Siegel, erschienen unter der Haube und Robert bekam auf der Stelle ein schlechtes Gewissen. Er war ein zerstreuter junger Mann. Seine Schwester wusste darum, sie erwartete keine sofortigen Antworten. Früher hatten sie sich damit Nachrichten in ihre Zimmer geschickt, wenn sie eigentlich schon hatten schlafen sollen.
    Robert zerbrach das Siegel und las, während er sich Tee machte. Er hatte um einige Gegenstände gebeten, darunter eine kleine Dampfteemaschine. Die gluckerte vor sich hin, als er die Zeilen aus Island zu verstehen versuchte.
    Liebster Robert,
    seit Wochen untersuchen wir ein Feld nahe eines Vulkans namens Snæfellsjökull - 64° 48' 32" N, 23° 46' 16" W.
    Robert hoffte, das Caroline diese Koordinaten nicht noch anderen geschickt hatte. Solche Unvorsichtigkeit kannte er gar nicht von ihr. Er widmete sich wieder den Zeilen.
    Sein Gipfel ist nämlich von einer ständigen Rauchwolke verhüllt, doch interessiert uns mehr die Gegend um ihn herum. Wir haben auch hier Höhlen entdeckt, die weit in die Erde zu reichen scheinen. Jeden Tag gehen wir ein wenig tiefer hinein, markieren unsere Wege und sichern somit eine gefahrlose Rückkehr zur Oberfläche … Auch wir haben die Gerüchte eines kommenden Maschinenwinters vernommen, doch kann ich bisher keine Anzeichen dafür von meinen Instrumenten ablesen …
    Meine Vermutungen scheinen sich mehr und mehr zu bestätigen. Die Magie ist mehr, als wir bisher zu glauben gewillt sind, denn je weiter wir in die Tiefe vordringen, desto reiner werden die Steine, die wir finden. Was mögen wir erst für Schätze bergen, wenn wir an seinen Mittelpunkt gelangen würden? Aber keine Angst, kleiner Bruder, ich hege nicht den Wunsch, die Weltenschlange zu ärgern …
    Die anderen beiden Nachrichten waren wesentlich persönlicher. Das Wetter hatte sich zunehmend verschlechtert, sie hatten einen Studenten verloren, das Zelt am Morgen leer vorgefunden. Seine Fußspuren endeten auf einem Platau aus erstarrter Lava. Dann hatten sie eine Höhle entdeckt, die eindeutig Spuren menschlicher Anwesenheit zeigten. Sie könne sich das nicht erklären, noch nicht. Großvater Lawrence sei mit einem Zeppelin angekommen. Er wolle ihr helfen, diesen Rätseln auf den Grund zu gehen. Typisch Opa. Vermutlich hatte er es auf Humberstone ohne seinen geliebten Lord Neugier kaum ausgehalten. Robert musste schmunzeln.
    Zwischen den Zeilen versteckte Caroline immer gern ihre halb besorgte Zuneigung zu ihm. Ihr Band zueinander war seit

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