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Das Lied von Schnee & Liebe (The Empires of Stones, Band 2) (German Edition)

Das Lied von Schnee & Liebe (The Empires of Stones, Band 2) (German Edition)

Titel: Das Lied von Schnee & Liebe (The Empires of Stones, Band 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Kellen
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Mädchen mehr, sondern ein Junge, wie es schien.
    Nove sah völlig verändert aus. Der Dreck war fort, die Abschürfungen und blauen Flecke waren kaum noch der Rede wert und sie trug die Kleidung eines Mannes. Eine schwarze Anzughose mit feinen Nadelstreifen, ein weißes Hemd, das sie bis zu den Ellenbogen aufgekrempelt hatte, dazu schwarze Hosenträger und auf dem kahlrasierten Schädel eine dunkle Schiebermütze. Außerdem trug sie blaue Segelschuhe mit einem weißen Rand darum. Da die Schuhe zu groß waren, hatte sie dicke Socken an, die unter dem Hosenbein hervorlugten. Dann kam Francesca herein, einen milden, aber tadelnden Blick in den braunen Augen. Sie war eine Schönheit, eine vollendete, sinnliche italienische Statue, die ein Meister nach ihrer Vollendung nicht mehr hergeben mochte.
    »Es tut mir leid, Leonardo, aber diese Göre war in kein Kleid zu bekommen. Entweder das da, oder gar nichts!« Sie zeigte mit leiser Verachtung auf die Hosen des Mädchens.
    Szuda lächelte, ein wenig verlegen, wie er selbst bemerkte. Das Mädchen hatte Willen, das hatte er vom ersten Augenblick an gespürt. Selbst Dozer würde sie in kein Kleid stecken können, so viel war sicher. Vielleicht war es eine Ahnung, vielleicht gar eine Vorahnung. Nove wollte nicht wie ein Mädchen aussehen. Das Ganze war eine Tarnung. Wieso, das würde er noch herausfinden. Letztendlich war es egal, was sie trug, solange er sie in seiner Nähe behielt.
    Nove trat vor, hatte kaum einen Blick für das Büro, an der Chimäre blickte sie vorbei, als existiere sie nicht einmal. War das Mut oder Unverfrorenheit?
    »Mr Leon, ich bleibe hier, wenn es recht ist, aber ich brauche auch Ihre Hilfe.« Francesca hatte nach Luft geschnappt, als sie die respektlose Anrede hörte. Nicht nur, dass sie seinen Namen so einfach abkürzte, sie duzte ihn auch, als wäre das völlig normal. Nun, schmunzelte Leonardo in sich hinein, er hatte ihren Namen auch abgekürzt, da war es nur gerecht. Das mit dem Duzen musste er sich noch überlegen, aber nicht jetzt. Er nickte ihr zu.
    »Ich muss jemanden in dieser Stadt ausfindig machen und ich denke, du bist dazu in der Lage.« Sie nahm die Mütze vom Kopf. Noch immer waren die Male, die wie solche von Saugnäpfen wirkten, zu sehen.
    »Ich nehme an, das ist wichtig für dich, Nove.« Sie kam auf den Schreibtisch zu, stützte die dünnen Arme auf die Platte und beugte sich zu ihm hinunter. Szuda wurde für einen Moment schwindelig. Die Kleine hatte eine seltsame Wirkung auf ihre unmittelbare Umgebung. Er starrte ihr in die Augen, konzentrierte sich.
    »Bist du eine Wild One?« Er würde die Wahrheit in ihren Augen sehen. Niemand log Leonardo Szuda aus solcher Nähe ins Gesicht.
    »Nein, ich bin keine Wild One!« Ihr Atem roch nach Regen. Für etwa zwanzig Herzschläge war es so still im Zimmer wie vor einem Sturm. Dann lehnte sich Szuda zurück.
    »Was kann ich für dich tun, Nove?«
     

Wetterleuchten
     
    Ein Hämmern an der Tür. Dann gesellte sich eine fordernde Stimme dazu: »Lord Humberstone, öffnen Sie!«
    Robert war noch mit einem Bein in einen Traum voller Masken aus Nebel und Raben verheddert. Die Muskeln schmerzten protestierend beim plötzlichen Aufsetzen. Was zum Henker - er erkannte den Salon, der Kamin roch kalt, Regen trommelte gegen die Scheiben. Graues Licht hing in der Suite und ließ die Erinnerung an die letzte Nacht lauter werden. Die schmale Gasse, der Schuppen, die Rabenmänner und die junge Frau, die er vor ihnen gerettet und ins Hospital gebracht hatte. Mit einem Ächzen drückte Robert sich aus dem Sofa, er hatte sich nicht einmal ausgezogen, war vor dem Kamin niedergesunken wie ein angeschossenes Tier. Er rieb sich die Augen. Famke, Odinsdochter und seine Leibwächterin,  saß am Salontisch, der Helm neben ihr. Sie las in der Morgenzeitung. Und was war das? Schwebte da ein wohlwollendes Lächeln in ihrem Mundwinkel?
    Robert machte einen Schritt auf die Tür zu, bevor sein Verstand endlich anfing zu funktionieren. Geistesgegenwärtig riss er sich den Captainsmantel herunter und griff nach dem Dreispitz, während er ins Schlafzimmer stapfte. Wieder lautes Klopfen und die energische Aufforderung, endlich zu öffnen. ›Was für eine Unverfrorenheit war das? Wusste derjenige nicht, wessen Tür er da so respektlos drangsalierte?‹ Er schleuderte die Sachen unter das Bett, löste ein paar Knöpfe am Hemd, ordnete kurz das Haar. Er wollte beschäftigt aussehen, bei einer wichtigen Arbeit gestört. Im

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