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Das Lied von Schnee & Liebe (The Empires of Stones, Band 2) (German Edition)

Das Lied von Schnee & Liebe (The Empires of Stones, Band 2) (German Edition)

Titel: Das Lied von Schnee & Liebe (The Empires of Stones, Band 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Kellen
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jedenfalls nicht so intensiv.
    Sie hielten endlich, der Verschlag wurde höflich geöffnet, und Robert trat in ein Geviert aus hohen dunkelgrauen Mauern. Über einem von zwei Säulen getragenen Vordach stand in dicken roten Buchstaben: Kommandantur. West I. ›Sollte das ein Witz sein? Das war nicht das Hauptquartier.‹ Man hatte ihn in eine einfache Stadtfestung gebracht, der frischen Luft nach zu urteilen gar in die entlegenste, die man hatte finden können. Er hörte das Zwitschern von Vögeln, so langsam wunderte sich über gar nichts mehr.
    Eine Abordnung von strammstehenden Gardisten, die allesamt mit den Mienen von Nachschubsoldaten dreinschauten, standen in einer Reihe vor dem Eingang. Robert klappte den Kragen um und steckte den silbernen Ring der Zauberkundigen auf die Vorderseite. Neue Spieler, neue Regeln. Er zog erneut sein Notizbuch hervor, ließ die Halswirbel knacken, lockerte die Schultern - auch wenn es wehtat.
    »Ab jetzt gelten Adelsregeln, verstanden?« Famke blieb stumm. »Ich werte das mal als ein Ja.« Er legte den Zopf mit den silbernen Abzeichen über die Schulter, damit sie auf dem schwarzen Stoff des Anzugs möglichst auffällig waren, dann stieg er aus, als besuche er ein Opernhaus.
    Dreiviertel der für ihn aufgestellten Phalanx geriet in leichte Unordnung, als sie die Adelsringe sahen, der kümmerliche Rest, der davon keine Ahnung hatte, starrte unverhohlen auf den dreiköpfigen Drachen und den silbernen Ring, der die Zauberei symbolisierte. Robert lächelte wie eine Honigwabe, dann zählte er die Gardisten mit seinem Füller ab und notierte einen weiteren Satz für seine Schwester.
    Liebste Caroline, ich vermisse deine Streiche.
    ›Ja, es begann, richtig Spaß zu machen.‹
    Der Hauptmann führte Robert durch das Portal, dann etliche Korridore entlang, die bestimmt schwerem Geschützfeuer standhalten konnten, bis zu einer schmalen Tür. Der Gardist knallte erneut seine Hacken zusammen, dann klopfte er dermaßen zaghaft, als würde er die sieben Kreise zu Dantes Inferno öffnen müssen.
    Robert trat ein und war für einen Moment mehr als nur verblüfft. In einer Ecke des Raumes saß, wie ein Häufchen Elend, Coldlake. Robert fluchte innerlich.
    Hinter einem Schreibtisch, der von den Ausmaßen locker für eine Schlachtbesprechung gereicht hätte, lehnte ein Admiral … wenn es denn einer gewesen wäre. Robert war vielleicht nur eine Art Ehrenmitglied der Marine, ein geduldetes Objekt, das man in den eigenen Reihen wissen wollte, doch er hatte einen entsprechend herrischen Vater gehabt, um einen vorschriftsmäßigen Admiral von einer Zaunlatte unterscheiden zu können. Das hier war eine Attrappe. Falsche Uniform!
    Robert beachtete seinen Sekretär nicht einmal. Du verfluchter Idiot, dachte er nur.
    »Ich bin Admiral von Bingen! Gegen ihren Sekretär, Colin Coldlake, liegt ein Haftbefehl vor: Wegen gemeinen Mordes!«
    Das konnte nur ein Scherz sein.
    Robert seufzte, als hätte man ihm gerade den Frühstücksteller vorzeitig weggezogen, dann ließ er sich in den Stuhl vor dem Schreibtisch sinken wie in einen Logenplatz.
    »Und?«, fragte er, zog das Etui mit den Zigarillos hervor und steckte sich eine an.
    Admiral von Bingen begann ein wenig zu schwimmen. Er hatte einen breiten Kopf, kleine Augen darin, wie Rosinen in einem Teig, die Fransen seines grauen Schnauzbartes zuckten zu seinen Worten. Tadellos war anders!
    Es war ein kleiner Raum, gemauert, gesichert, aber mit lauter falschen Männern. Ein kleiner Spiegel an der linken Wand wirkte verdächtig zweiseitig. Wer sah dabei zu? Wer? Herzog von Graubergen? Nicht einmal ein Bild des Kaisers war aufgehängt. Der angebliche Admiral wand sich, blieb aber standhaft.
    »Das ist doch ihr Mitarbeiter?«, er zeigte schadenfroh in die Ecke auf den zerschundenen Schotten. Robert blies einen kleinen Rauchkringel zur Decke. Die Frage überhörte er.
    »Gemeinen Mordes an …?«
    Der Admiral hatte anscheinend nur darauf gewartet, mit Fakten prahlen zu können, also warf er den Namen des Opfers geradezu über den Tisch.
    »Ein junger Mann. Peter Rothmann, der Name!«
    Das war der Mann, den Coldlake hatte treffen wollen. Robert hatte 200 Pfund investeriert, damit Zungen gelockert werden konnten. Jetzt war Rothmann tot. Das war eine schlimme Nachricht.
    Robert drehte sich lässig um und fasste unbekümmert Coldlake ins Auge.
    »Kennen Sie einen Peter Rothmann, Coldlake?« Verneinendes Kopfschütteln. »Haben Sie diesen Rothmann, getötet? Ich meine,

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