Das Locken der Sirene (German Edition)
nach dem Halsausschnitt seines T-Shirts.
„Warte!“, rief sie, und er hielt sofort inne. „Du sollst doch dein Safewort sagen, Engelchen.“
Er ließ langsam den Arm sinken. „Und was ist, wenn ich das gar nicht will?“
Nora grinste. Sie trat so nahe an ihn heran, dass sie beinahe sein Herz in seiner Brust pochen hörte. „Dann brauchst du es auch nicht zu sagen.“
Michael hob wieder den Arm und zog das T-Shirt aus. Er bückte sich und zog die Socken aus. Als er nach dem obersten Knopf seiner Jeans tastete, schien ihn der Mut zu verlassen.
„Warte. Ich helfe dir damit.“ Nora legte die Hände flach auf seinen Bauch und ließ sie nach unten zu seinem Hosenbund wandern. Rasch öffnete sie die Knöpfe und fuhr mit einer Hand in die Hose. „Keine Unterwäsche“, stellte sie fest, und Michael wurde wieder rot. „Du bist wirklich einer von uns, kann das sein?“
Sein Mund war ihrem Ohr ganz nah. „Ich will es jedenfalls sein.“ Er erschauerte, als Nora ihn in die Hand nahm.
Sie streichelte einmal über seine harte Länge, ehe sie ihn losließ und die Hose nach unten schob.
Michael trat aus der Jeans und stand nun nackt vor ihr.
„Weißt du, was das hier ist?“, fragte sie, jetzt wieder am Boden kniend.
„Manschetten“, sagte er.
„Sehr gut. Es sind Bondagemanschetten. Ich hab hier zwei Paar. Eins für deine Knöchel.“ Sie schloss die erste Manschette um sein linkes Fußgelenk und die zweite um das rechte, ehe sie sich aufrichtete. „Und ein Paar für die Hände. Du wirst sie mögen.“
Michael streckte gehorsam die Arme aus. Nora nahm seinen linken Arm, hob ihn an die Lippen und küsste sanft die Narbe am Handgelenk. Er atmete scharf ein, als ihr Mund auf seine verletzte Haut traf. Sie schloss die Manschette und küsste die Narbe am anderen Arm, bevor sie auch hier die Manschette befestigte.
Michael betrachtete eingehend die Manschetten um seine Handgelenke. Dann ließ er seinen Blick zu seinen Fußgelenken gleiten. Er hob den Kopf und schaute Nora in die Augen. Auf seinem Gesicht lag ein Ausdruck, den auch sie gezeigt hatte, als Søren sie mit achtzehn auszubilden begann. Jener Augenblick, in dem er ihr eröffnet hatte, was sie irgendwann für ihn werden würde. Wie er sie vollständig besitzen würde, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen war … Als sie damals auf ihre gefesselten Hände und Füße geschaut hatte, war das der Moment gewesen, in dem sie gewusst hatte, wie Liebe aussah.
„Danke“, hauchte Michael.
Nora hüstelte dezent.
„Danke … Gebieterin.“
21. KAPITEL
S øren führte Zach in einen anderen Flur, der wesentlich ruhiger und verlassener wirkte. Doch trotz der Stille war er viel bunter und schöner als die anderen Räume und Flure, die Søren ihm gezeigt hatte. Jede Tür war besonders geschmückt – einige mit extravaganten SM-Szenen, andere mit überraschenden Graffitis. Auf eine Tür war ein unechtes Wappen aufgemalt – ein Einhorn, das einem Greif einen blies. Zach hatte keinen Zweifel daran, wem dieser Raum gehörte. Sie blieben vor einer anderen Tür stehen, auf die nur Worte geschrieben waren.
„Wir sind hier allesamt verrückt“, las Zach das berühmte Zitat aus
Alice im Wunderland
laut vor, das in gotischer Schrift quer über die Tür geschrieben stand. „Ich glaube, da hat sie recht.“
„Unser Wahnsinn hat allerdings Methode. Sadomasochismus wurde früher als eine Krankheit des Verstands begriffen. Inzwischen ist er für viele Psychologen ein Thema, das sie eindringlich studieren, anstatt es zu verpönen. Man sagt, von zehn Leuten hat schon einer mit SM experimentiert … Ich wäre allerdings überrascht, wenn die Anzahl der Leute nicht noch höher ist.“
„Ich gehöre zu den anderen neun.“
„Ich bin sicher, das wird sich bald ändern. Eleanor kann sehr überzeugend sein.“ Søren bedachte ihn mit einem Lächeln, von dem Zach wusste, dass Frauen es bezaubernd fanden. Er empfand es eher als alarmierend.
„Von dem hier wir sie mich niemals überzeugen können.“ Zach wies mit der Hand auf die geheimnisvollen verschlossenen Türen.
„Jeder sollte SM wenigstens einmal im Leben ausprobieren, finde ich. Auf die, die es ausüben, hat es eine interessante Wirkung.“ Søren klang jetzt wie ein Professor. „Der Dominante wird von einer Welle Testosteron geflutet, wohingegen der Submissive sich einer Euphorie ausgesetzt sieht, die schon oft mit der Wirkung von Opiaten verglichen wurde. Aber für die meisten von uns sind die körperlichen
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