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Das Locken der Sirene (German Edition)

Das Locken der Sirene (German Edition)

Titel: Das Locken der Sirene (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tiffany Reisz
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es beiläufig auf das zerwühlte Bett zu legen, „hat sie erst kürzlich Gebrauch von diesem Recht gemacht.“
    Zach starrte auf die achtlos weggeworfene Spitze.
    „Weiß – das hätte ich von Nora nicht erwartet. Sie trägt sonst immer Rot oder Schwarz.“
    „Ich bezweifle, dass das hier Eleanor gehört“, bemerkte Søren.
    „Aber warum …“ Zach verstummte, ehe er etwas Dummes sagen konnte. Natürlich. Nora war mit einer anderen Frau hier gewesen. Er versuchte sich daran zu stören, aber die Vorstellung, wie dieses kleine Stück Spitze hierhergelangt war, ließ Bilder und Gefühle in ihm aufsteigen, die mit Missbilligung überhaupt nichts zu tun hatten.
    „Sie wirken etwas beunruhigt, Zach. Was ist los?“, wollte Søren wissen.
    Zach vertraute dem mitfühlenden Unterton in der Stimme des Priesters nicht. „Sie hat mal darüber gescherzt, dass sie Dreier mit anderen Frauen mag. Ich vermute, das war kein Scherz.“
    Søren warf ihm einen finsteren Blick zu. „Eleanor macht immer Scherze. Eleanor macht niemals Scherze. Es ist wohl besser, das so schnell wie möglich zu begreifen. Möchten Sie den Rest der Suite sehen?“
    „Das ist eine Suite?“
    „Eleanor hat sich hier eine sehr noble Unterkunft verdient.“
    Søren hob die Öllampe und entzündete damit ein Licht an der Wand zwischen einer zweiten Tür und dem riesigen Bett.
    „Wie wird man denn hier zu einem der Topdominanten?“, wollte Zach wissen. Er ging um das Bett herum zu der zweiten Tür. Sobald Søren ihm den Rücken zuwandte, nahm Zach das weiße Strumpfband vom Bett und steckte es in die Hosentasche.
    „Genauso wie jeder andere, der auf einem Gebiet zu den Besten gehören will.“ Søren öffnete die Tür. „Durch Übung.“
    Zach atmete scharf ein, als er den zweiten Raum von Noras Suite betrat.
    „Du lieber Himmel“, entfuhr es ihm. In der Mitte des Raumes stand ein riesiges X aus Holz. Lederriemen waren oben und unten an den Holzbalken befestigt – ein großes Andreaskreuz, das allein ihr gehörte. Zach hatte keinen Zweifel, wofür Nora dieses Kreuz verwendete. Er hatte den brodelnden Kessel des Clubs gesehen. Hatte gesehen, wie dort ein Mann an so ein Kreuz gefesselt und so lange geschlagen wurde, bis er kam.
    Mit entsetzt aufgerissenen Augen wandte Zach seine Aufmerksamkeit der restlichen Einrichtung zu. An den Wänden gab es auf Gestellen und an Haken eine Vielzahl von Peitschen, Gerten, Bambusstöcken und Auspeitscher, die mit militärischer Präzision in Reih und Glied aufgehängt waren – hundert verschiedene Folterinstrumente. Auf einem kleinen Tisch lagen verschiedene Spreizstangen wie die eine, die Nora zu Hause in ihrer Spielzeugtasche verwahrte. Er öffnete eine Schublade und fand darin Manschetten, Halsbänder und Leinen. Zusätzlich zum Kreuz gab es einen großen Untersuchungstisch, wie man ihn in Arztpraxen fand. Dieser allerdings besaß vier Manschetten, um jemanden zu fesseln.
    Sørens Stimme erklang hinter seiner Schulter. „Beeindruckend, finden Sie nicht auch?“
    „Nein“, erwiderte Zach. „Es ist beängstigend.“
    „Wirklich? So ein starkes Wort, um sinnliche Handlungen zwischen Erwachsenen zu beschreiben, die dies mit großer Freude und in gegenseitigem Einvernehmen tun.“
    „Leuten wehzutun, weil es einem Spaß macht? Weil es Lust bereitet?“
    „Eleanor niederzudrücken, während sie sich unter mir wand und mich anflehte, aufzuhören – das war vollkommene Schönheit.“
    „Vergewaltigung ist nicht schön.“
    „Aber sehen Sie, es war keine Vergewaltigung“, gab Søren zurück. Seine Stimme hatte einen leichten Plauderton angenommen. „Sie genoss den Kampf. Genoss es, überwältigt und genommen zu werden. Ich nehme Vergewaltigung nicht auf die leichte Schulter, Zachary. Meine Mutter war ein Vergewaltigungsopfer.“
    Zach drehte sich um und blickte Søren an. Er empfand plötzlich Mitgefühl für diesen Mann. Sein Misstrauen schwand. „Das tut mir leid“, sagte er sehr ernst. „Das muss traumatisch gewesen sein, sowohl für Ihre Mutter als auch für Sie.“
    „Das war es auch.“
    „Darf ich fragen, wie alt Sie waren, als es passierte?“, wollte Zach wissen. Er versuchte den Ursprung von Sørens gewalttätigen sexuellen Neigungen zu ergründen.
    Søren lächelte. „Ah, das muss ungefähr neun Monate vor meiner Geburt gewesen sein. Aber darum geht es hier gar nicht. Sie scheinen sich nicht besonders wohlzufühlen bei dem Gedanken, dass Frauen mit ihrer eigenen Sexualität im Reinen

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