Das Locken der Sirene (German Edition)
Moment, in dem er loslässt und sich in ihre Hände begibt. Er ergibt sich ihr.“
Wesley nickte feierlich. „Und sie?“
„Sie küsst ihn.“ Nora legte ihre Hand auf Wesleys Brust. „Und er lässt es geschehen.“
Sie beugte sich noch weiter vor. Halb erwartete sie, Wesley werde sie jeden Moment daran hindern. Weil er nichts dergleichen tat, hielt sie sich fast selbst davon ab. Aber dann, nach einem winzigen Zögern, berührte sie sanft seine Lippen mit ihren. Sie öffnete den Mund und streifte seine Unterlippe mit ihrer Zungenspitze. Sein Mund öffnete sich ihr.
Ungefähr eine Million Mal hatte Nora sich vorgestellt, wie es sein würde, ihn endlich zu küssen. Aber während sie im Laufe der Zeit beste Freunde wurden, hatte sie versucht, nicht mehr so an ihn zu denken. Diese Freundschaft war zu zerbrechlich – sie balancierte auf der sprichwörtlichen Messerschneide. Ihr Entschluss, ihn zu lieben, ohne mit ihm zu schlafen, wankte hin und wieder. Doch der große Respekt, den sie ihm entgegenbrachte, hielt Herz und Körper jedes Mal zurück, wenn sie auf Abwege zu gelangen drohte. Als jetzt seine ungeübten Lippen unter ihrem Mund zitterten und seine Zunge nach ihrer suchte, warf ihre Entschlusskraft sich auf das Messer, schnitt sich entzwei und sank tot zu Boden. Ganz still und glücklich geschah es, ohne dass ein Teil von ihr Widerspruch einlegte.
„Was passiert als Nächstes?“, flüsterte Wesley, als Nora eine Pause machte, um Atem zu schöpfen.
„Sie zieht die Bettdecke nach unten und küsst ihn vom Hals bis zu den Hüften.“
„Sie zieht ihm nicht erst den Pyjama aus?“
„Er schläft nackt. Und sie natürlich auch.“
Wesley lächelte sie an. Sie sah das Verlangen in seinen Augen. „Natürlich.“
Sie zog sich etwas zurück und beobachtete Wesley. Zwischen ihnen schwebte eine Frage, die nur Wesley beantworten konnte.
Er richtete sich mit dieser beneidenswerten männlichen Eleganz auf und zog das T-Shirt aus. Achtlos warf er es auf den Boden. Aber sie hatte ihn schon zigmal ohne Oberteil gesehen. Sie wartete.
Nora betrachtete seine Hände, suchte, ob er irgendein Anzeichen von Nervosität zeigte. Aber seine Finger zitterten nicht, als er den Stoff ihres seidenen Leibchens mit den Händen raffte und es ihr sanft auszog. Sie beobachtete, wie er ihre nackten Kurven studierte. Dieser Blick! Voll unschuldiger Neugier, die sie so viel erotischer fand als jeden lüsternen Blick, mit dem man sie je gemustert hatte.
„Sieh mich nicht so an, Wesley. Du hast mich erst vor wenigen Tagen gebadet.“
„Da war der Schaum im Weg.“ Wesley riss den Blick von ihren Brüsten los und schaute zu ihr auf. „Du bist so schön.“
„Du auch.“
Nora sank erneut in seine Arme, und ihre Münder fanden sich. Dieses Mal war der Kuss nicht das kleinste bisschen zögernd. Wesley umfing sie mit seinen Armen und drückte sie sanft aufs Bett. Er keuchte, als ihre Lippen seine Haut berührten, und reckte das Kinn, damit sie ihn besser erreichen konnte. Sie nutzte diese Gelegenheit weidlich aus, indem sie feurige Küsse auf seine Schultern, seine Brust und sein Schlüsselbein setzte. Ihre Zurückhaltung war komplett vergessen. Sie nahm sich die Freiheit, ihn überall dort zu berühren, wo sie ihn schon so lange hatte berühren wollen.
„Was soll ich im Gegenzug machen?“, flüsterte er ihr ins Ohr.
„Du küsst sie einfach überall, wo du sie küssen möchtest“, antwortete sie und erinnerte sich wieder an die erste Nacht, in der sie neben ihm geschlafen hatte. In der sie ihn berührt hatte.
„Überall …“ Wesley küsste ihren Hals, küsste ihre Brüste. Er zögerte einen Augenblick und schaute zu ihr auf, ehe er den Kopf wieder senkte und einen ihrer Nippel in den Mund nahm. Nora bog den Rücken durch und seufzte voller Lust. Er war eifrig, zugleich aber sehr behutsam. Es war ein seltsames Gefühl. Ihr Instinkt wollte ihn auf den Rücken werfen, ihn fesseln und sich auf ihre Art mit ihm vergnügen. Passiv dazuliegen und geküsst zu werden fühlte sich so ungewohnt an. Als liebte er sie in einer Fremdsprache. Einer Sprache, die schön anzuhören war, von der sie aber kein Wort verstand.
Wesley suchte ihren Mund mit seinen Lippen. Er streckte sich aus, bis sein Körper ganz auf ihrem lag und sein Gewicht sie niederdrückte. Seine Hüften drängten gegen ihre. Er schob ihre Arme über ihren Kopf, und sie lächelte. Das hier kannte sie. Aber statt sie an den Handgelenken zu packen, verschränkte Wesley
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