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Das Löwenamulett

Das Löwenamulett

Titel: Das Löwenamulett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schwieger
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nicht wahr?«
    Ovid nickte erneut.
    »Und wo liegt dieses Landgut?«
    »In Tusculum. Hatte ich das nicht gesagt? Die Familie Metellus besitzt dort eine Villa. Eine halbe Tagesreise vor der Stadt.«
    Allmächtiger Zeus, dachte ich. Kann das wirklich wahr sein?
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    »Seit wann besitzt der Senator dieses Landgut?«, fragte ich weiter.
    »Na, du stellst Fragen …« Ovid legte die Stirn in Falten.
    »Lass mich überlegen … Das ist jetzt … ja, seit etwa zehn Jahren. Ein idyllisches Anwesen, ich war vor ein paar Jahren einmal dort. Inmitten der schönsten Wiesen und Felder.«
    »Komm«, sagte ich zu Delia. »Komm schnell!«
    »Was ist denn jetzt schon wieder?« Sie schaute mich mehr als irritiert an.
    »Wir wollen deinen Vater nicht länger stören.« Ich hatte Mühe, mich zu beherrschen. »Lass uns in den Garten gehen!«
    Ich muss so durchdringend geguckt haben, dass Delia ihr Nachfragen einstellte und mir folgte.
    »Ich erzähl euch dann, was ich mit Senator Corvinus …«
    Weiter konnte ich Ovid nicht hören. Ich stürmte bereits die Treppe hinunter, immer zwei Stufen auf einmal. Delia lief hinter mir her und hatte mich erst im Garten eingeholt, wo ich unter einem Olivenbaum stehen geblieben war.
    »Was ist denn nur in dich gefahren?«, fragte sie verwirrt.
    »Hat dich eine Schlange gebissen?«
    »Ist dir denn nichts aufgefallen?«, fragte ich.
    »Was soll mir denn aufgefallen sein?«
    »Es passt alles zusammen«, sagte ich. »Wir haben es bloß nicht gesehen. Oder sehen wollen.«
    »Was redest du da?«
    »Das Landgut in Tusculum.«
    »Was soll damit sein?«
    »Es gehört Senator Metellus. Seit zehn Jahren.«
    »Ja und?«
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    »Und davor?«
    »Wie davor?«
    »Na, wem hat das Stück Land, auf dem die Villa des Senators steht, davor gehört?«
    »Woher soll ich das wissen? Vielleicht irgendeinem anderen Senator. Oder einem Bauern, dem Senator Metellus das Land abgekauft hat.«
    »Genau!« rief ich. Wieso begriff Delia nur so langsam?
    »Er hat es einem Bauern abgekauft. Vor zehn Jahren. In Tusculum.«
    Delia wurde blass. »Du meinst …?«
    »Ja!«, rief ich und packte sie an den Schultern. »Senator Metellus hat vor zehn Jahren das Landgut in Tusculum einem armen Bauern abgekauft. Einem Bauern, der zwei schlechte Ernten hinter sich hatte und dem das Wasser bis zum Hals stand. Urbicus hat’s doch erzählt!«
    »Pacuvius’ Vater«, stammelte Delia. Ich ließ sie los.
    »Das ist möglich«, sagte sie. »Tusculum, vor zehn Jahren –das passt, dasselbe hat Pacuvius erzählt. Aber es kann auch ein Zufall sein.«
    »Richtig«, sagte ich. »Aber mir ist noch etwas aufgefallen, vorhin bei Pacuvius in der Küche. Nein, falsch, vorhin ist mir nichts aufgefallen, erst gerade eben, vor dem ›Röhrenden Eber‹.«
    »Was, beim Pollux, meinst du?«
    »Pacuvius hat geschwitzt.«
    »Dich hat wirklich eine Schlange gebissen.«
    »Er hat sich mit einem Tuch das Gesicht abgewischt. Und den Hals.«
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    »Richtig. Und was ist daran so auffällig? Im Moment schwitzen wir auch ziemlich.«
    »Pacuvius ist der größte Fan der Löwentruppe.«
    Delia wich einen Schritt zurück und schlug sich an die Stirn. »Beim Hercules, er trug kein Amulett! Dass mir das nicht gleich aufgefallen ist!«
    Wie hatte uns das nur passieren können? Die ganze Zeit hatten wir zusammen mit Pacuvius in der Küche gesessen und nicht bemerkt, dass er kein Löwenamulett trug! Irgendeiner der Unsterblichen musste uns mit Blindheit geschlagen haben!
    »Aber vielleicht hatte er es in seiner Tunica«, wandte Delia ein. »Oder er legt es bei der Arbeit ab.«
    »Möglich«, sagte ich, »aber weißt du noch, wie er reagiert hat, als wir ihm unser Amulett zeigten?«
    »Als hätte ihn Vulcanus mit dem Schmiedehammer getroffen. Er war ja ganz benommen, hat kaum noch gesprochen.«
    »Weil es nämlich sein Amulett war, das wir ihm gaben.
    Dasselbe Amulett, das Myron ihm in der Nacht zuvor vom Hals gerissen hat.«
    Delia schüttelte den Kopf. »Das kann doch alles nicht sein.
    Wie kann man sich in einem Menschen so täuschen? Und wenn alles doch ein Zufall ist? Wenn wir uns täuschen?«
    Ich klopfte Delia kräftig auf die Schulter.
    »Aua! Was soll denn das?«
    »Du bist nicht zusammengezuckt.«
    »So schlimm war das ja auch nicht.«
    »Aber Pacuvius ist zusammengezuckt, als sein Onkel ihm in der Küche auf die Schulter geklopft hat.«
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    »Der hat starke Hände.«
    »Weißt du nicht mehr, was Myron erzählt hat? Von der kleinen Hermesstatue, die auf Senator

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