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Das Löwenamulett

Das Löwenamulett

Titel: Das Löwenamulett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schwieger
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Weil den Bauern das Wasser bis zum Hals stand und sie nicht mehr weiterwussten. Danach wurde er immer raffgieriger.« Urbicus schlug mit der Faust auf den Tisch. Seine Stimme bebte. »Jetzt ist er gerade dabei, hier in der Stadt ganze Straßen aufzukaufen, um mit billigen Mietskasernen noch mehr Geld zu machen. Natürlich alles über Strohmänner, damit er nach außen eine weiße Toga behält. Dem ge-schieht es ganz recht, wenn ihm jemand den Schädel ein-schlägt.«
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    »Ganz ruhig, Alter!«, sagte die Plattnase. »Du regst dich schon wieder auf. Was ist nur los mit dir? Was interessiert dich dieser Senatorengeier?«
    »Ach, einen Scheißdreck«, schimpfte Urbicus. »Ich kann dieses ganze Pack einfach nicht ausstehen. Das wisst ihr doch.
    Und dieser Wein hier schmeckt zum Kotzen. Mir reicht’s.
    Kommt, Jungs, wir gehen in die ›Fröhliche Furie‹!«
    »Nicht schon wieder!«, maulte Spiculus. »Da waren wir doch erst gestern. Weißt du das nicht mehr? Bis Sonnenaufgang. Die Hähne haben schon gekräht, als wir wieder in der Portunusgasse waren. Ich glaube, wir haben zusammen eine ganze Amphore leer getrunken, oder? Ich hab jetzt noch Kopfschmerzen.«
    Urbicus lachte laut. »Aber der Wein dort ist besser. Er schmeckt nicht nach Fisch. Hey, Prokrustes, komm her, wir wollen zahlen.«
    »Runter!«, flüsterte ich und zog Delia am Arm. Im nächsten Moment saßen wir unter dem Tisch auf dem schmut-zigen Boden. Die Männer erhoben sich und zahlten. Wir hörten die Münzen klimpern. Kurz darauf waren Delia und ich wieder die einzige Gäste im ›Röhrenden Eber‹.
    »Was macht ihr denn da?«, fragte der Wirt von seinem Tresen aus.
    »Nichts, gar nichts«, sagte Delia, als sie sich aufrappelte und den Schmutz von ihrer Tunica klopfte. »Wir wollten nur …«
    »Wir wollen zahlen«, half ich aus.
    »Ihr hattet zwei Becher Wein, nicht wahr?«
    »Fischwein«, sagte ich, als Delia ihm schon zwei Münzen auf den Tresen warf. »Stinkenden Fischwein.«
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    »Verwöhnte Püppchen!«, schimpfte der Wirt. »Wenn’s euch hier nicht schmeckt …«
    Den Rest seiner Worte hörten wir nicht mehr, weil wir schon wieder auf der Straße standen. Wir atmeten beide tief durch. Obwohl es eine enge Gasse war, blendete uns das Tageslicht. Ich hielt mir die Hand über die Augen.
    »Urbicus kann nicht der Täter gewesen sein!«, rief Delia aufgeregt. »Der war gestern Nacht in dieser Kneipe. Wie hieß sie noch?«
    »Zur Fröhlichen Furie«, murmelte ich. In meinem Kopf purzelten die Gedanken wild durcheinander. Ich hatte Mühe, mich auf das Gespräch mit Delia zu konzentrieren, weil ich spürte, dass wir der Lösung ganz nahe waren.
    »Richtig«, sagte Delia. »Der hat dort gesoffen, die ganze Nacht hindurch. Bis es hell wurde. Wir sind einer falschen Spur nachgegangen.« Delia kratzte sich am Hals, wie sie es öfter tut, wenn sie nervös ist. »Obwohl … So wie der sich aufgeregt hat, könnte man glatt meinen, dass er wirklich was mit der Sache zu tun hat. Was denkst …« Sie starrte mich entsetzt an. »Hey, was ist denn in dich gefahren?«
    Ich hatte das Gefühl, als hätte Zeus mich mit einem Blitz getroffen. Mir war alles klar geworden. Mit einem Schlag.
    Bei allen Göttern des Olymp! Das musste die Lösung sein!
    »Was ist mit dir los?«, fragte Delia. »Was guckst du so komisch? Hab ich hier irgendwas?« Sie betastete ihren Hals, auf den ich unentwegt starrte.
    »Nein«, sagte ich. Endlich hatte ich einen der wilden Gedanken, die in meinem Kopf hin und her schwirrten, festhal-ten können. Einen furchtbaren Gedanken.
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    »Wir müssen zurück zu deinem Vater!«, rief ich. »Sofort.
    Komm, schnell. Wir haben keine Zeit zu verlieren. Es ist alles ganz anders.«
    »Was ist nur …?«
    Doch bevor Delia ihre Frage stellen konnte, zog ich sie schon im Laufschritt durch die Gassen.
    Verschwitzt und außer Atem standen wir eine halbe Stunde später wieder vor Ovid, der immer noch am Schreibtisch in seinem Arbeitszimmer saß.
    »Was ist denn mit euch passiert?«, fragte er, als er uns keuchend vor sich sah. »Habe ich euch nicht gesagt, dass ihr nicht …«
    »Ich weiß«, schnaufte Delia und stemmte eine Hand in die Hüfte. »Aber Lycoris will dich etwas fragen.«
    »Und?«, fragte Ovid und schaute mich abwartend an.
    »Welche Frage kann so wichtig sein, dass ihr …?«
    Ich schnitt ihm das Wort ab: »Du hast doch vorhin von Senator Metellus’ Frau gesprochen?«
    Ovid nickte.
    »Sie ist von einem Landgut des Senators zurückgekommen,

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