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Das Löwenamulett

Das Löwenamulett

Titel: Das Löwenamulett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schwieger
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Stimme. Eine Faust knallte auf den Tisch. »Diesen Mist-kerl, dieses Eitergesicht, diesen fußkranken Blutegel!«
    »Nun beruhig dich endlich, Alter!« Das musste der Kleine mit der platten Nase sein. »Wir haben keine Lust, uns ständig dein Geschimpfe über Atrox anzuhören. Nicht war, Danaos?
    Lass uns einen trinken, dann wird deine Laune gleich besser.«
    Als der Wirt mit drei großen Krügen an den Tisch der Männer trat, grummelte Urbicus immer noch unentwegt derbe Schimpfwörter vor sich hin.
    »Lasst es euch schmecken«, sagte der Wirt, stellte die Krüge lärmend auf den Tisch und verschwand wieder hinter seinem Tresen.
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    »Auf Nemesis!«, grölte der dritte Mann, der offenbar Danaos hieß. »Möge sie uns beschützen und unsere Gegner verderben.«
    »Auf Nemesis!«, riefen die Plattnase und Urbicus wie aus einem Mund. Wir hörten, wie die Krüge aneinandergesto-
    ßen und dann schlürfend mindestens bis zur Hälfte in einem Zug geleert wurden. Es folgten drei Rülpser, die bis auf den Esquilin zu hören gewesen sein müssen. Delia verzog das Gesicht. Ich schaute sie fragend an. Sollten wir zu den drei Männern hinübergehen? Allein bei dem Gedanken daran schlug mein Magen einen Purzelbaum. Delia schien ganz ähnlich zu denken.
    Die Männer unterhielten sich unterdessen über irgendeinen Unsinn. Wir beide saßen stocksteif und wie angewur-zelt auf unserer Bank und wussten nicht, was wir tun sollten.
    Wahrscheinlich hätten wir noch eine ganze Weile so dage-sessen, wenn nicht plötzlich die Plattnase (der Kerl hieß Spiculus, so viel hatten wir inzwischen mitbekommen), eine Frage gestellt hätte: »Sagt mal, habt ihr eigentlich gehört, was Senator Metellus gestern Nacht passiert ist? Meine Freundin hat’s mir vorhin erzählt.«
    Delia und ich fuhren zusammen. Wie würde Urbicus reagieren?
    »Nun sag schon!«, quäkte Danaos.
    »Er ist überfallen worden. In seinem eigenen Haus.«
    »Und? Isser hin?«, fragte Danaos ohne allzu viel Mitleid in der Stimme.
    »Nee«, sagte Spiculus, »wohl nur verletzt. Hat eine Beule am Kopf, mehr nicht. Und geklaut wurde auch nix.«
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    »Wie das?«
    »So’ne blöde Sklavin kam dazwischen, hat den Einbrecher vertrieben.«
    »Die muss aber mächtig gekreischt haben. Was sagst du dazu, Urbicus?«
    Delia und ich hielten die Luft an.
    »Was soll ich dazu sagen?«, fragte Urbicus gedehnt. »Was geht mich Senator Metellus an? Einen feuchten Kehricht.
    Von mir aus kann dieser Drecksack lieber heute als morgen in den Hades einziehen.«
    Ich schaute Delia an. Sie nickte.
    »Was hast du denn gegen ihn?«, fragte Spiculus überrascht. »Hat er dir was getan?«
    »Mir was getan?« Urbicus schnaufte. »Das soll der mal versuchen! Den würde ich am ausgestreckten Arm verhungern lassen. Nein, mir hat er nichts getan. Aber wisst ihr nicht, was für ein Aasgeier Senator Metellus ist?«
    »Nö.«
    »Keine Ahnung.«
    Urbicus schnaufte erneut. »Prokrustes, bring noch eine Runde! Aber beeil dich! Und wenn du deinen Wein noch einmal mit Fischsoße streckst, mach ich dir einen Knoten in deinen fetten Hals!«
    Ich biss mir auf die Lippe und hatte Mühe, ein Lachen zu unterdrücken. Selbst in diesem Schummerlicht konnten wir erkennen, dass dem Wirt sämtliche Farbe aus dem Gesicht gewichen war, als er die Krüge der drei Männer mit zittern-den Händen auffüllte.
    »Hört zu«, sagte Urbicus, nachdem er einen kräftigen 116

    Schluck genommen hatte. »Alle Senatoren sind Aasgeier, so viel steht fest. Aber Metellus ist der schlimmste von allen, der Oberaasgeier, wenn ihr versteht, was ich meine. Wenn alle anderen Geier sich schon satt gefressen haben, ist Metellus immer noch da und knabbert den letzten Rest von den abgenagten Knochen herunter. Seine Klienten sind ganz arme Schweine. Die haben nichts zu lachen, keine Hilfe zu erwarten. Metellus reißt ihnen Haus und Hof unter dem Hintern weg. Und ihm ist völlig egal, was aus seinen Klienten wird. Sollen sie doch verhungern! Der hat mehr Familien ins Unglück und in den Hades gejagt als ich in der Arena, das könnt ihr mir glauben.«
    »Na, na, na – übertreib mal nicht«, ließ Danaos sich hören.
    »Ich übertreibe nicht«, brüllte Urbicus so laut, dass der Wirt neugierig hinter seinem Tresen aufblickte. »Der macht das seit Jahren! Wisst ihr noch, diese schlimme Missernte vor zehn Jahren? Da fing das an. In Tusculum hat Metellus ein gutes Dutzend Bauernstellen aufgekauft. Ich hab Ver-wandte da in der Gegend. Für ein paar Sesterzen.

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