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Das mach' ich doch mit links: Roman (German Edition)

Das mach' ich doch mit links: Roman (German Edition)

Titel: Das mach' ich doch mit links: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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literarischen Plänen zu erzählen, kam Tante Gertrud ins Zimmer. Unter dem Arm trug sie einen Atlas. »Sieh mal, mein Junge, bis Straßburg ist es gar nicht weit, wie du mir erzählt hast. Ich habe es eben nachgemessen.« Sie schlug den Atlas auf und legte ein Lineal auf die Karte. »Das sind genau elfeinhalb Zentimeter und in Wirklichkeit noch nicht einmal hundertfünfzig Kilometer.«
    »Ja, Luftlinie. Ich kann aber nicht fliegen«, erklärte Florian geduldig, »auf der Straße ist es weiter.«
    »Nun ja, vielleicht vierzig oder fünfzig Kilometer«, räumte die Tante ein. »Was macht denn das schon? Wir können ja gleich nach dem Frühstück losfahren, dann haben wir den ganzen Tag zur Verfügung, und abends bleibt es immer noch lange hell. Hoffentlich kommen Mechthild und Rüdiger auch mit. Oder haben sie morgen schon etwas vor?«
    In Florian brodelte es. »Das weiß ich nicht, Tante Gertrud, und auf jeden Fall habe ich etwas vor!«
    »Das macht ja nichts«, entgegnete sie heiter, »obwohl es schade ist, denn du bist ein guter Fremdenführer. Dann chauffiert eben deine Frau. Sie ist bestimmt froh, wenn sie wieder mal rauskommt.«
    »Nein!!« Er knallte seinen Aktendeckel auf den Tisch und stand auf. »Tinchen wird nicht fahren und Rüdiger auch nicht! Wir bleiben alle zu Hause!«
    »Deshalb brauchst du doch nicht gleich zu schreien, mein lieber Junge. Wenn es euch morgen nicht passt, dann nehmen wir einen anderen Tag. Es eilt ja nicht.«
    Florian holte tief Luft. »Jetzt hör mir mal gut zu, Tante Gertrud! Seit zwei Wochen kutschieren wir dich täglich durch die Gemeinde. Seit zwei Wochen stehen wir mit knurrenden Mägen auf und fressen hinterher heimlich den Kühlschrank leer. Seit zwei Wochen gibt es bei uns kein Familienleben mehr, weil du die Kinder aus dem Haus treibst. Die Sommerferien sind bald herum, aber wir haben noch nichts davon gehabt. Nächstes Wochenende kommen Tobias und Julia zurück, und dann hat Tinchen sowieso keine ruhige Minute mehr. Findest du nicht, dass auch sie ein bisschen Erholung verdient hat? Von mir selbst will ich ja gar nicht reden.«
    Sie entfernte das Lineal aus dem Atlas und klappte ihn zu. »Ich soll also abreisen?«
    »Ja, Tante Gertrud«, sagte Florian entschieden. »Du hast zwei wunderschöne Urlaubswochen bei uns verlebt, und ich meine, damit sollten wir es genug sein lassen.«
    Vorwurfsvoll sah sie ihn an. »Das hättest du mir auch weniger direkt sagen können.«
    »Ja, das hätte ich«, gab er zu, »aber es ist mir nun mal herausgerutscht. Entschuldige bitte.«
    Schweigend ging sie aus dem Zimmer, und schweigend verließ sie am nächsten Tag das Haus. Florians Angebot, sie wenigstens zum Bahnhof zu bringen, lehnte sie ab. »Du wirst Besseres zu tun haben. Ich nehme ein Taxi.«
    Seinen Wutanfall von gestern Abend hatte er schon nach zehn Minuten bitter bereut und sich die halbe Nacht den Kopf zerbrochen, wie er diesen Ausrutscher wieder ausbügeln könnte. Es war ihm nichts eingefallen, und Tante Gertruds versteinertes Gesicht nahm ihm den Mut zu ein paar versöhnlichen Abschiedsworten.
    »Die bist jedenfalls los! Jetzt kannst du nur noch Tante Klärchen beerben«, sagte Rüdiger lakonisch, nachdem das Taxi um die Ecke gebogen war. »Dafür sind meine Chancen gestiegen!« Er wedelte mit einem Fünfzigeuroschein herum. »Hat sie mir eben in die Hand gedrückt. Für Benzin.«
    Da fiel Tinchen plötzlich ihrem Mann um den Hals und schluchzte: »Ach, Flox, ich will wieder nach Hause!«
    Erschrocken drückte er sie an sich. »Aber Tine, du wirst doch jetzt nicht aufgeben? Nur Fledermäuse lassen sich hängen.«

»Wer? Ich?«
    F lorian bügelte Wäsche. Dabei fluchte er herzhaft, aber das hörte niemand. Alle waren beschäftigt. Die beiden Kleinen, braun gebrannt und restlos verwildert, tobten mit Klausdieter durch den Garten. Nicht nur durch den eigenen. Sogar der Hund war nicht mehr zu bändigen. Er vermisste die Hühner, die er in Bayern von einem Ende des Hofes zum anderen gejagt hatte, er vermisste den Kuhstall, in dem es immer so interessant gerochen hatte, am meisten aber vermisste er das Futter. Jetzt gab es bloß wieder diese Pampe aus Dosen. Wenn er wenigstens davon satt werden würde! »Beim nächsten Regen hängt er mit dem Bauch in jeder Pfütze«, hatte Tinchen beim Anblick des wohl genährten Dackelverschnitts gesagt und ihn kurzerhand auf halbe Ration gesetzt.
    »Lassen Sie das doch liegen, Herr Bender. Wenn ich nachher noch Zeit habe, bügle ich Ihnen die

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