Das mach' ich doch mit links: Roman (German Edition)

morgen so einfach wieder abhaut.«
    »Doch nicht nach Amerika. Düsseldorf ist viel näher, und eine Luftmatratze zum Schlafen haben wir immer für dich. Du musst bloß vorher anrufen, soviel ich weiß, hat sie zurzeit noch ein paar Löcher.«
    »Es ist wirklich schade, dass ihr jetzt schon verschwindet«, bedauerte auch Urban, »wir hatten uns nämlich vorgenommen, euren zehnten Hochzeitstag ganz groß zu feiern.«
    »Den Neunten«, korrigierte Florian, »und was es dabei zu feiern gibt, möchte ich wissen. Zum Prahlen ist es noch zu früh und zum Jammern zu spät. Wartet lieber bis zur Silberhochzeit.«
    Durch den Lautsprecher kam die Ansage, dass die Maschine aus New York gelandet war.
    »Guckt mal, da hinten rollt sie!« Tinchen zeigte auf das glitzernde Flugzeug, das sich langsam näherte. »Ich glaube, wir sollten jetzt runtergehen.« Erst auf der Rolltreppe sah sie sich suchend um. »Wer von euch hat die Blumen?«
    »Die liegen noch im Wagen!« Und schon sauste Florian die Treppe hinunter.
    Rüdiger stopfte gerade ein weiteres Zwei-Euro-Stück in die letzte Parkuhr.
    »Jetzt habe ich bloß noch vier Stück.«
    »Die reichen! Geh rauf, die Maschine ist da! Ich hole nur schnell das Begrüßungsgemüse.«
    Als er keuchend zu der Barriere kam, durch die bereits die ersten Passagiere in die Halle tröpfelten, hielt er ein paar zerdrückte Stängel und mehrere abgebrochene Blüten in der Hand. »Da muss einer draufgesessen haben.« Er sah genauso geknickt aus wie der Strauß.
    »Vorhin sind wir an einem Blumenladen vorbeigekommen«, erinnerte sich Clemens, »ich hole schnell neue. Bis die Regierung mit dem ganzen Gepäck durch den Zoll ist, dauert es sowieso noch eine Weile.« Er trabte ab, war aber gleich darauf wieder da. »Heute wegen Trauerfall geschlossen.«
    Florian zog die eine noch unversehrte Nelke aus dem zerrupften Bukett und warf den Rest in den Papierkorb. Nach einem abschätzenden Blick auf die cellophanumhüllten, kräuselbandverzierten Sträuße der anderen Abholer zupfte er seinen mageren Stängel zurecht.
    »In der Bescheidenheit zeigt sich erst der Meister. Der seriöse Mann schenkt nur eine einzige Blüte.«
    »Wann ist man denn seriös?«, fragte Tinchen.
    »Wenn einem nichts anderes mehr einfällt. – Da kommen sie übrigens!«
    Hocherhobenen Hauptes, die Nelke wie ein Schwert vor sich hertragend, schritt Florian seiner Schwägerin entgegen.

Über Evelyn Sanders
    Evelyn Sanders’ Fähigkeit, den Alltag auf die Schippe zu nehmen, ist unerreicht. Die geborene Berlinerin, gelernte Journalistin, fünffach gestählte Mutter und vielfach gekrönte Bestsellerautorin lebt in der Nähe von Heilbronn.

Über dieses Buch
    Der Journalist Florian ist mit seiner kleinen Familie eigentlich recht glücklich. Doch dann soll er vorübergehend in das Haus seines Bruders ziehen, um dessen vierfachen Nachwuchs zu hüten. »Pah«, meint Florian, »das mach ich doch mit links!« Wohl nie ist jemand so gründlich eines Besseren belehrt worden …
    Wie man sechs Kinder zähmt und trotzdem lacht – Heiteres von der Auflagenkönigin Evelyn Sanders.

Impressum
    eBook-Ausgabe 2012
    Knaur eBook
    © 2006 Knaur Taschenbuch
    Ein Unternehmen der Droemerschen Verlagsanstalt
    Th. Knaur Nachf. GmbH & Co. KG, München
    Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise –
nur mit Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden.
    Covergestaltung: ZERO Werbeagentur, München
    Coverabbildung: N. Reitze de la Maza
    ISBN 978-3-426-41703-4

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