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Das mach' ich doch mit links: Roman (German Edition)

Das mach' ich doch mit links: Roman (German Edition)

Titel: Das mach' ich doch mit links: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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»Entschuldigt, aber ich muss weg. Den Termin beim Augenarzt habe ich umgepolt. Er nimmt mich früher dran, weil ich hinterher noch zur Probe muss. Mal sehen, ob ich mit der neuen Minibrille überhaupt Noten lesen kann.«
    »An Kontaktlinsen muss man sich erst gewöhnen«, warnte Florian, trank sein Bier aus und erhob sich ebenfalls. »Bevor Herr Biermann morgen seinen Inspektionsgang macht, werde ich noch schnell hinter dem Zaun die Brennnesselkulturen roden. Und Tobias soll Herrn Schmitt unter den Kirschbaum setzen, da sprießt der meiste Löwenzahn. Aber anbinden! Sonst türmt er wieder zu Kaiserlings Wirsingkohl und kriegt Blähungen.«

    Die letzten Tage in Bruder Fabians komfortabler Behausung hatte Florian sich eigentlich anders vorgestellt. Er hatte sie genießen wollen, hatte sich ausgemalt, wie er in der Sonne liegen und aus handgeschliffenen Kristallgläsern Chablis trinken, während sein Blick über den sich langsam wieder regenerierenden Garten schweifen würde. Zu Hause in Düsseldorf gab es bloß einfache Gläser aus einem Sonderangebot von Karstadt, und sein schweifender Blick vom Balkon hinunter würde nur einen Steinwurf weiter am Küchenfenster von Familie Kröpke enden. So ein Eigenheim war schon eine feine Sache! Vor drei Jahren war er schon einmal drauf und dran gewesen, in Monheim ein altes Bauernhaus zu kaufen und umzubauen. Sein Schwiegervater hatte ihm bei der Finanzierung helfen wollen, jedoch nach Besichtigung des fraglichen Objekts wieder einen Rückzieher gemacht.
    »Sicherlich macht es mehr Spaß, ein altes Haus nach eigenen Vorstellungen zu renovieren als ein neues zu bauen, und die Kosten sind kaum doppelt so hoch, aber bei dem hier dürften sie sich verdreifachen.« Damit war das Projekt erst einmal gestorben. Im Augenblick hatte Florian auch keine Lust, es wieder aufzugreifen. Zu jedem Eigenheim gehörte ein Garten, und den hatte er jetzt gründlich hassen gelernt.
    Fünf Minuten vor acht hatte Herr Biermann an der Haustür geläutet und ihm erklärt, er werde erst einmal eine genaue Besichtigung vornehmen und dann einen Arbeitsplan erstellen. Florian könne inzwischen die Geräte holen. Und dann ging es los! Alles das, was Florian als wild wachsende Blumen angesehen hatte, bezeichnete Herr Biermann als Unkraut und forderte dessen Ausrottung. Darunter fiel natürlich auch der so genannte Gemüsegarten. Lediglich ein paar Petersilienstängel und den Schnittlauchbusch konnte er retten und mit Herr Biermanns Erlaubnis hinten zwischen die Sträucher setzen, wo sie mangels ausreichender Feuchtigkeit auch sofort eingingen.
    Diese Rodungsarbeiten dauerten zwei Tage. Nur mit Mühe konnte sich Florian anderthalb Stunden Urlaub erkämpfen, um an der feierlichen Einschulung seiner Tochter teilzunehmen. Lange hatten er und Tinchen überlegt, ob es sich noch lohne, Julia in die hiesige Schule zu schicken, wenn ihr doch in vierzehn Tagen schon wieder ein Wechsel bevorstehe. Die Entscheidung hatte Julia selbst getroffen.
    »Ich will auch eine Schultüte haben und angesungen werden und das Märchen sehen und neben Katrin sitzen, sonst will ich überhaupt nie in die Schule.«
    »Du bist schön blöd«, hatte ihr Bruder gesagt, »ich wäre froh, wenn ich noch zwei Wochen lang Ferien hätte.«
    Julia war aber nicht froh, sie war schon während der Ostertage mit ihrem neuen Ranzen tagelang durchs Haus gelaufen und wollte ihn jetzt endlich auch auf der Straße tragen.
    Der anschließende Besuch beim Italiener, wo Julia und ihre Mutter einen großen Eisbecher bekamen, Florian in Erwartung des Kommenden einen doppelten Grappa trank, verlängerte die Pause um eine weitere halbe Stunde, aber dann ging es zurück zur Fronarbeit. Herr Biermann wartete schon. »Jetzt holen Sie erst mal den ganzen Mist wieder aus den Erdbeeren und bringen ihn hinten zum Komposthaufen. Zuerst müssen die Ableger weg von den Pflanzen, und dann müssen Sie sie durchhacken.«
    »Wer? Ich? Was machen Sie eigentlich?«
    »Die Büsche schneiden.«
    »Ich denke, das macht man im Herbst?«
    »Na, und was haben wir jetzt?«
    »September.«
    »Eben«, sagte Herr Biermann und holte eine neue Flasche Bier aus dem mit kaltem Wasser gefüllten Eimer. »Ich geh’ jetzt mal rüber zu den Forsythien.« Dort war er denn für den Rest des Nachmittags beschäftigt. Die abgeschnittenen Zweige ließ er liegen.
    Als er am Abend seine Blasen zentimeterdick mit Salbe einschmierte, zog Florian Bilanz. »Jetzt weiß ich endlich, was ein wahrer Gärtner

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