Das mach' ich doch mit links: Roman (German Edition)
alte Frau in die Arme und drückte sie an sich. »Darauf würde ich an deiner Stelle nicht hoffen! Sollte Urban wirklich Veterinärmedizin studieren, landet er sowieso an der Uni Hannover, und wie ich ihn kenne, hockt er dir dann mehr auf der Pelle, als dir lieb ist. Und für die anderen ist das doch auch kein Weg aus der Welt. Mich eingeschlossen! Ich rufe dann aber vorher an und bestelle Thüringer Klöße.«
»Um Himmels willen, der Kuchen! Ich muss ja noch den Kuchen backen!« Martha hatte in die Realität zurückgefunden. »Hoffentlich haben wir noch Quark im Haus. Die Frau Doktor isst doch meine Käsesahnetorte so gerne.«
Kehraus
U m halb sechs klingelte der Wecker. Draußen war es noch dunkel, außerdem war schulfreier Samstag, und normalerweise hätte Tinchen sich in ihrem Bett herumgedreht und noch eine Runde geschlafen. Aber Professors kamen, deshalb hatte man aufzustehen und die letzten Vorbereitungen zum Empfang zu treffen. Sie schüttelte den sanft vor sich hin schnarchenden Florian. »Los, du Murmeltier, raus aus den Federn! Koffer packen, Möbel schleppen, Rasen mähen … es gibt genug zu tun!«
»Fang schon mal an!«, knurrte der so brutal Geweckte, gähnte ausgiebig, sah auf die Uhr und rollte sich wieder ins Deckbett.
»Ich stehe doch nicht mitten in der Nacht auf.«
Als Tinchen aus dem Bad kam, schlief er. Sie holte ein Stück Hundeschokolade, schob es vorsichtig unter sein Kopfkissen und rief Klausdieter. Alles Weitere erledigte der.
Martha war auch schon munter und schnitt Zwiebeln fürs Gulasch. Dabei heulte sie ausgiebig, woran nicht allein die Zwiebeln Schuld waren, und weil sie vor lauter Tränen nichts mehr sehen konnte, schnitt sie sich in den Finger. Tinchen leistete Erste Hilfe, doch nachdem das dritte Pflaster durchgeblutet war, weckte sie Clemens. Der war schließlich für so was zuständig.
Der Herr cand. med. rückte mit seinem Köfferchen an, einer erweiterten Ausgabe des handelsüblichen Autoverbandskastens, diagnostizierte eine vermutliche Sehnenverletzung, deren Behandlung sowohl seine derzeitigen Fähigkeiten als auch sein Instrumentarium überstieg, forderte saubere Handtücher für Martha und für sich selbst ein sauberes Hemd. Nebenbei eröffnete er Tinchen, dass er Martha sofort in die chirurgische Ambulanz bringen müsse. In Steinhausen gebe es so etwas nicht, die nächstgelegene Unfallstation sei in Heidelberg, und dorthin werde er die Patientin jetzt fahren.
»Das kann man ambulant machen, aber wahrscheinlich kriegt sie einen Gips, also rechne besser nicht damit, dass sie heute hier mitmischt.« Marthas Proteste beachtete er nicht. »Davon habe ich nun wirklich mehr Ahnung als du, und wenn das nicht sofort behandelt wird, kann der Finger steif bleiben.«
»Aber ich muss doch noch die Torte machen! Gestern konnte ich nicht, weil wir keinen Quark mehr …«
»Dann backe ich eben eine, es muss ja nicht gerade Käsesahne sein«, beruhigte Tinchen das völlig aufgelöste Hausfaktotum.
»Am besten machst du die Biskuitrolle, die kannst du schon recht gut. Und vergiss nicht, die Butter darf nicht zu heiß sein, weil sonst …« Bevor sie weitere Ratschläge loswerden konnte, hatte Clemens sie ins Auto gesetzt und war abgefahren.
Tinchen sah sich in der Küche um. Mit dem Gulasch würde sie fertig werden, das war kein Problem, aber diese verflixte Torte! Ob man nicht besser eine kaufen sollte? Bäcker Schmerlich machte recht ordentliche, und wenn Melanie dazu noch einen Napfkuchen … Überhaupt sollte sie erst einmal die Kinder aus den Betten holen. Die mussten mit zupacken, sonst würde sie das alles bis zur Ankunft des Flugzeugs nie schaffen.
Eine halbe Stunde später saßen sie alle um den Frühstückstisch und teilten die Arbeit auf. Melanie sollte in der Küche helfen, Rüdiger würde einkaufen gehen und auf dem Rückweg den Mercedes durch die Waschanlage schicken, und Florian musste sich zusammen mit Urban wohl oder übel um die Zimmer kümmern und dafür sorgen, dass sie einer ersten Besichtigung durch die heimkehrende Frau Doktor standhielten.
»Und bring von Schmerlichs eine möglichst dekorative Torte mit!«, sagte Tinchen, nachdem sie Rüdiger Einkaufszettel und Geld gegeben hatte. »Marthchen ist nicht mehr zum Backen gekommen.«
»Das lässt du schön bleiben«, widersprach Urban, » ich werde das übernehmen.«
»Du??«, kam es im Chor zurück.
»Jawohl! Ein Stubenkamerad von mir ist im Zivilleben Konditor. Mit dem und zwei anderen habe ich
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