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Das Mädchen Ariela

Das Mädchen Ariela

Titel: Das Mädchen Ariela Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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das Steuer des Landrovers und raste mit einer Wolke von Sand und Geröll in die kleine Zeltstadt.
    Ariela war der erste Verwundete, der in das Operationszelt getragen wurde. Durch Funk waren drei Transporte angekündigt. Sie waren unterwegs von Nitsana. Auch die ersten Toten kamen mit. Ein Militär-Rabbiner wartete im Zelt, um sie zu segnen.
    Kaum fünf Minuten später lag Ariela auf einem der Tische. Drei Ärzte bemühten sich um sie. Aus einer Plasmaflasche tropfte Blutersatz in ihre rechte Armvene. Der Stabsarzt schnitt den Verband auf, pickte die blutstillende Watte aus der Wunde und reinigte sie. Sie begann erneut zu bluten, und das war gut so, denn es beugte einer Infektion vor.
    »Wer ist sie?« fragte der Stabsarzt und sah Dr. Schumann an, der auf einem Klappstuhl saß und heißen Kaffee trank.
    »Ariela Golan, die Tochter von Oberst Golan.«
    »Sie wollen sie nach Beersheba mitnehmen?«
    »Ja, ich denke mir, daß ihr Vater sie gern in Sicherheit hat.«
    »Der Oberst dürfte schon an der Front sein. Wie wir ihn kennen, sitzt er im ersten Panzer, der über die ägyptische Grenze rollt.«
    »Trotzdem. Wenn Sie mir Ariela Golan anvertrauen, will ich versuchen, ob ich sie von Beersheba aus weiter nach Jerusalem schaffen kann.«
    »Haben Sie gehört? Jerusalem wird bombardiert. An der Demarkationslinie tobt eine Schlacht. Um jedes Haus wird gekämpft. Mann gegen Mann. Die Jordanier sind ein verteufelt tapferes Volk! Aber wir sind schon im anderen Teil Jerusalems. Wir stehen in der Altstadt. Unsere Soldaten können die Klagemauer sehen.« Der Arzt wischte sich ergriffen über das Gesicht. »Ist das nicht herrlich, Kollege?«
    »Darauf hat Ihr Volk fast zweitausend Jahre lang gewartet …«
    »Ja. Und jetzt nimmt Gott den Fluch von uns. Es ist einfach herrlich, das zu erleben …«
    Die Wunde Arielas wurde vernäht, aber man setzte einen Drain ein, um den Eiter, falls er sich bildete, abfließen zu lassen. Man hatte ihr Penicillinpuder in die Wunde gestreut; mit einer zweiten Infusion bekam sie Traubenzucker und Kochsalzlösung, zur Stärkung und zum Ausgleich des Flüssigkeitsverlustes. Dann trug man Ariela zurück zum Wagen; auf dem Weg dorthin wachte sie auf und sah mit klaren Augen um sich.
    »Peter«, sagte sie deutlich. »O Peter …«
    »Es ist alles gut, Ariela«, erwiderte Dr. Schumann, beugte sich über sie und küßte sie. Der Stabsarzt lächelte etwas zurückhaltend.
    »Ach so«, sagte er.
    »Ja.«
    »Ich wünsche Ihnen Glück, Kollege.«
    »Danke.«
    »Sie sind Deutscher?«
    »Ja.«
    »Dann noch mehr Glück.« Er deckte Ariela zu und sprach weiter, ohne Dr. Schumann anzusehen. »Kennen Sie Rüblinghausen?«
    »Nein.« Dr. Schumann wußte, was kam. Es kam immer, wenn der Name Deutschland fiel. Und er wurde immer wieder rot, obwohl er doch damals ein kleiner Junge gewesen war und sich manchmal gewundert hatte, daß sein Vater, vor dem er soviel Achtung hatte, vor anderen strammstand und »Heil! Heil!« brüllte.
    »Rüblinghausen ist ein kleiner Ort im Sauerland. Nicht größer als einer unserer Kibbuzim. Mein Vater war früher dort Viehhändler.«
    Der Stabsarzt richtete sich auf. Dr. Schumann nickte.
    »Ich weiß«, sagte er rauh. »Ich weiß.«
    »Trotzdem – oder gerade deshalb – viel, viel Glück!« Der Stabsarzt drückte Dr. Schumann beide Hände. Er schüttelte sie wie einem guten Freund. Dabei sahen sie sich an und wußten, daß Erinnerungen keine Bausteine für die Zukunft sind.
    »Schalom«, sagte der Stabsarzt bewegt.
    »Schalom«, antwortete Dr. Schumann.
    Das Wort heißt ›Frieden‹. Dr. Schumann schluckte wie an einem dicken Kloß. Ein Volk, das ›Frieden‹ zum täglichen Gruß nimmt, ist Gottes Volk. Nie empfand er es so stark wie jetzt, da der Krieg über die Grenzen rollte.
    Hinter Bir Paqua, an der Kreuzung zur Beduinenpiste nach Sede Boqer, trafen sie wieder auf Narriman. Sie saß neben der Straße im Geröll und stieg zu, als sei das selbstverständlich.
    »Alles in Ordnung?« fragte sie.
    »Alles!« sagte Dr. Schumann befreit.
    Sie drehte sich zu Ariela um und streckte ihr die Hand hin.
    »Ich bin Ruth Aaron.«
    Ariela gab ihr die linke Hand, der rechte Arm lag in einer Schlinge. Sie war müde, die schmerzstillenden Spritzen, die sie bekommen hatte, begannen zu wirken. Aber sie hatte noch Kraft genug, Ruth Aaron mißtrauisch anzusehen und dann Dr. Schumann. Ein Funke glomm in ihren Augen auf. Wer ist dieses Mädchen, fragten ihre Blicke. Aber dann verließ sie die Kraft

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