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Das Mädchen Ariela

Das Mädchen Ariela

Titel: Das Mädchen Ariela Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ägyptischen Artilleriestellungen erreichten, da die Kanoniere ihre Uniformen auszogen, die Schuhe wegwarfen und barfuß in die Sinai-Wüste liefen, weil man mit nackten Sohlen besser flüchten kann. Es war der Augenblick, da auf den Flugplätzen im Gazastreifen, am Suezkanal, bei Kairo, an der Meerenge bei Tiran und in der Wüste die ägyptischen Jäger und Bomber auf dem Boden zerfetzt wurden, noch ehe sie aufsteigen konnten. Es war die Stunde, in der Israel den Krieg gewann, noch ehe er be gonnen hatte, ein Krieg zu sein.
    Dr. Schumann trug Ariela hinüber in seinen Jeep, riß das Verdeck herunter und startete. Der Wagen sprang an, kletterte aus der Mulde und knatterte auf die Straße. Es waren Minuten, in denen Dr. Schumann an ein Wunder zu glauben begann, an die Liebe eines Gottes.
    Auf der Straße trat Schumann das Gaspedal so tief herunter, daß der Motor dröhnend aufheulte und der kleine Jeep zu tanzen anfing. Lastwagen mit Infanterie begegneten ihnen, und die Soldaten sahen zu ihnen hinab. Die Kolonne einer Werkstattkompanie, die am Straßenrand rastete, als habe der Krieg noch nicht begonnen, ging unter im Staub, den der rasende Jeep über sie wirbelte.
    Durch Qetsiot, das einem Heerlager glich und in dem die wenigen Schäden des Artilleriefeuers schon ausgebessert wurden, fuhr Schumann in rasender Fahrt. Man sah ihm nach und funkte an die nächsten Streifen, auf einen Jeep zu achten, den anscheinend ein Verrückter steuerte.
    Er fuhr eine Viertelstunde, als sich Ariela hinter ihm bewegte und ihr Kopf an seinen Rücken sank. Ihre Arme umschlangen seinen Leib, und sie stöhnte dabei und klapperte mit den Zähnen, denn die Wunde in der Schulter brannte, als habe man sie mit heißem Pech ausgegossen.
    »Leg dich zurück!« schrie Dr. Schumann gegen den Fahrtwind. »Ich fahre durch bis Beersheba. Dort operiere ich dich! Dort ist ein großes, modernes Krankenhaus.«
    »Ich liebe dich …«, sagte sie. Sie drückte das Gesicht an seinen Rücken und biß ihn durch das Hemd ins Fleisch, weil die Schmerzen in der Wunde unerträglich wurden. Dann schloß sie wieder die Augen und rutschte mit dem Kopf auf die harte Lehne des Sitzes.
    Kurz vor der Abzweigung nach Subeita sah Dr. Schumann einen Landrover auf sich zukommen. An der Windschutzscheibe flatterte eine Fahne mit dem Roten Kreuz. Mit einem großen Satz sprang er auf die Straße und winkte mit beiden Armen. Der Wagen hielt knapp vor ihm, und eine Frau in Uniform kletterte heraus.
    »Haben Sie Blutplasma bei sich?« schrie Dr. Schumann. »Ich habe einen Verwundeten bei mir. Einen Leutnant! Er ist wieder ohnmächtig! Ich bin Doktor Schumann.«
    Narriman starrte den verschwitzten, blutbeschmierten Mann an. Ihr Herzschlag stockte, und sie hatte Lust, die Arme auszubreiten und den Mann zu umarmen. Dann besann sie sich, daß sie eine israelische Uniform trug, daß Krieg war, daß die arabische Welt aufgestanden war, Israel für alle Zeiten zu vernichten, und daß der Mann vor ihr stand, der es in der Hand hatte, diesen großen Sieg zu vollenden.
    »Ich habe nichts bei mir. Ich bin auf dem Weg zu einem Lazarett. Wo wollen Sie denn hin mit dem Verwundeten?« Narriman lief zu dem kleinen Jeep und blickte auf Ariela, deren Kopf beim scharfen Bremsen nach hinten gesunken war. Die Wundklammern, mit denen ihre Bluse zugesteckt war, blinkten in der Morgensonne. In der Ferne flammte ein Farbenspiel auf. Die Berge des Negev hatten blaue Kuppen, in den Tälern brodelte die Luft rosabraun.
    »Kommen Sie, laden Sie den Leutnant in meinen Wagen um«, sagte sie und schob ihre Hände vorsichtig unter Arielas Kopf. »Er ist schneller als Ihr Jeep. Ich nehme an, Sie wollen nach Beersheba?«
    »Ja. Nehmen Sie die Beine … ich trage den Oberkörper auf den Armen …«
    Im Wagen Narrimans blieb Dr. Schumann neben Ariela auf dem Hintersitz. Er hatte ihren Kopf in seinen Schoß gelegt und fühlte den Puls. Er war weich und flatternd.
    Vorsichtig fuhr Narriman an, drehte auf der Straße und fuhr zurück nach Beersheba. Als sie am Feldlazarett in Bir Paqua vorbeikamen, hielt Narriman an und wandte sich zu Dr. Schumann um. »Fahren Sie weiter, Doktor Schumann«, sagte sie. »Ich erkläre es Ihnen später.« Sie stieg aus und holte ihr Gewehr vom Hintersitz. »Ich gehe vor. Wir treffen uns wieder hinter Bir Paqua auf der Straße. Ich warte.«
    Dr. Schumann hatte keine Zeit, sich über das merkwürdige Verhalten dieses israelischen Sanitätsfeldwebels Gedanken zu machen. Er setzte sich hinter

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