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Das Mädchen Ariela

Das Mädchen Ariela

Titel: Das Mädchen Ariela Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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völlig, sie atmete tief, legte den Kopf auf ein Polster aus Decken und schlief ein.
    Im King-David-Hotel in Jerusalem saß eine deutsche Reisegruppe fest. Bevor die Kriegsgefahr akut wurde, hatte sie noch Tel Aviv be sichtigt, war zum Berg Karmel gefahren, in den Ruinen der Kreuzfahrerburg Montfort herumgekrochen und hatte die Enttäuschung erlebt, daß Nazareth anders aussah, als es die Bibel beschrieb.
    »Jung, dat is ja wie auf der Isolabella!« sagte Willi Müller aus Köln. »Nur 'n bißchen arabischer. Üwerall Andenkenbuden. Wissen Se, am Rhein, am Drachenfels, is dat jenauso! Da han se Esel mit 'nem trillernden Schwanz … hier kannste Tontrommeln kaufen und Kupferkännchen mit 'nem Schnäbelche.«
    »Und sehen Sie sich die Frauen an. Schleppen das Wasser vom Brunnen nach Hause. Solche Riesentonkrüge auf dem Kopf …!«
    So war man durch das Heilige Land gefahren, mit einem Omnibus, den ein schweigsamer Israeli lenkte. Man hatte nur erfahren, daß er Chaim hieß.
    »Chaim …«, flüsterte Johann Drummser aus München seinem Nachbarn zu. »Typisch jiddisch, was?«
    »Sieht aber aus wie 'n Norweger.« Willi Müller lächelte dem stillen Chauffeur breit zu.
    Die deutsche Reisegesellschaft war klein, sie bestand aus zehn Personen. Außer Willi Müller und Johann Drummser fuhren noch Theobald Kurzleb und Harald Freitag mit, drei Ordensschwestern von der Kongregation Maria zum blutenden Herzen, zwei miteinander befreundete Studienräte aus Dortmund und eine Sozialfürsorgerin aus Hameln. Reiseleiter war Wolfgang Hopps, der in Tel Aviv wohnte und Angestellter eines deutschen Reisebüros war.
    Schon nach zwei Tagen hatten sich unter den zehn Deutschen drei Gruppen gebildet. Müller, Drummser und Kurzleb fanden sich sofort zu einer Skatrunde zusammen und entdeckten die gleiche Vorliebe für Bier. Mit den beiden Studienräten und der Sozialfürsorgerin war nach ihrer Ansicht nicht zu reden, denn die liefen mit Landkarten und Reiseführern herum, bewunderten jeden historischen Stein, fragten nach der Marienquelle, dem Pilgerschloß von Atlit und nach Tabgha, wo Christus die Vermehrung der Brote und Fische vorgenommen hatte, sie standen an der Stelle am See Genezareth, wo Jesus über das Wasser gewandelt war. Willi Müller grinste und stieß dabei Drummser in die Seite. »Physikalisch unmöglich!« flüsterte er. Aber die beiden Studienräte aus Dortmund und die Fürsorgerin aus Hameln fotografierten alles und strichen sich die entsprechenden Stellen in ihren Führern an.
    Die dritte Gruppe bildeten die drei Ordensschwestern Angela, Edwiga und Brunona. Von Müller und Drummser wurden sie als Belastung der Reisegruppe betrachtet. Schwester Brunona war, wie man erfuhr, schon sechsundsiebzig Jahre alt und wollte vor ihrem Tode noch am Grab Christi beten. Sie war fast blind und hatte Arthritis in den Gelenken, wurde von ihren beiden Mitschwestern geführt und gestützt und von einer biblischen Stelle zur anderen geschleppt. Im See Genezareth wusch sich Schwester Brunona die Augen, in Nazareth betete sie am Brunnen der Heiligen Jungfrau und ließ sich auf den Berg im Norden der Stadt tragen, wo die Kirche des jungen Jesus liegt.
    Zwischen diesen Gruppen stand ein einzelner junger Mann, Harald Freitag aus Hannover. Er war nach eigenen Angaben dreiundzwanzig Jahre alt und wollte Archäologie studieren, wenn er das nötige Geld zusammen hatte, das er sich als Autoschlosser verdiente. Er half ein paarmal aus, wenn Theobald Kurzleb in einer mitgebrachten Entwicklerdose seine Filme im Hotelzimmer selbst entwickelte, und spielte Skat, aber er unterhielt sich auch mit den beiden Studienräten und schleppte Schwester Brunona in Nazareth durch die unterirdischen Felshöhlen und Heiligengräber, in denen sich die verfolgten Christen verkrochen hatten, als Mohammed das Land beherrschte. Das machte Harald Freitag verdächtig.
    Nun saß man in Jerusalem fest. Man hatte die Stadt gerade noch erreicht, ehe die Kriegsgefahr akut wurde. Sandsäcke versperrten alle Wege zur Demarkationslinie, in den Häusern an der Grenze lag Infanterie, leichte Geschütze fuhren in den Straßen auf und auf den Dächern wurden schwere Flugabwehr-Maschinengewehre montiert. Die Plätze waren durch Panzer versperrt, am Jaffator, Damaskustor und Mandelbaumtor bildeten sich Sturmabteilungen.
    »Dat is 'ne Scheiße!« sagte Willi Müller, als Reiseleiter Hopps die Gesellschaft im kleinen Speisesaal des Hotels davon unterrichtete, daß es nach Ansicht der

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