Das Mädchen Ariela
UNO-Gebäude im Norden der Stadt, das die Jordanier besetzt hatten, detonierten Granaten.
Ariela ballte die Fäuste und drückte die Stirn an die Fensterscheibe.
»Krieg!« sagte sie laut. »Mistkrieg! Ich werde die Uniform verbrennen, wenn du vorbei bist …«
In riesigen Staubwolken fuhren die Panzer zum Angriff.
Vor ihnen lag das Wüstendorf Bir Hasana. Flugzeuge, die vom Suezkanal zurückkehrten, hatten es nach unten zu den Erdtruppen gefunkt: Vor Bir Hasana stehen ägyptische Panzer. Ein ganzes Regiment. Die Straße nach Südwesten, zum Mitla-Paß, ist voll von ägyptischen Lastwagen und Kolonnen.
»Wir brauchen keine Luftunterstützung!« funkte Oberst Golan zurück. »Kümmert ihr euch um die Flugzeuge! Die Panzer sind unsere Sache. Wir werden die Straße zum Kanal frei machen.«
Mitten in der Wüste hielten die Panzer an. Oberst Golan reckte sich aus der Luke. Von den anderen stählernen Kolossen sprangen die Kommandanten ab und rannten durch den Sand zu ihm hin. Hinter den Panzern fuhren Kettenfahrzeuge mit aufgesessener Infanterie. Ihnen folgte eine Lastwagenreihe. Munition. Wasser. Treibstoff. Und ein Lastwagen mit Sanitätern, Tragen und Kisten mit Blutplasma.
»Jungs«, sagte der Oberst knapp und zeigte in die vor Hitze dampfende Wüste hinein. »Dort ist der letzte Riegel! Knacken wir ihn, ist der Weg frei zum Mitla-Paß und zum Suezkanal.« Er sah seine stummen, verstaubten, übermüdeten Offiziere der Reihe nach an. Sie waren den vorigen Tag und die ganze Nacht und jetzt wieder einen halben Tag gefahren, ohne Aufenthalt, durch die Wüste, über der die Sterne funkelten, durch die Wüste, über der ein Feuerball hing, über eine Wüste, die immer ein Feind war. »Wir knacken den Riegel, Jungs! Aufgesessen!«
Das war noch ein altes Kommando aus seiner Zeit als Kavallerist. Oberst Golan sah stolz auf seine Offiziere hinab, wie sie zu ihren Panzern rannten, den Turm erkletterten, in der Luke verschwanden und die Deckel zuschlugen.
Golan sah an sich hinunter. Unten, im glühenden Bauch des Stahlsarges, hockte der Fahrer. Seine Haut blinkte im Halbdunkel. Er war nackt. Wartend blickte er zu seinem Oberst empor.
»Fertig, David?«
»Fertig, Herr Oberst.«
Oberst Golan griff an den Gürtel. Er setzte seinen ledernen Panzerhelm mit den eingebauten Kopfhörern und dem Kehlkopfmikrophon auf, eine Sonnenbrille auf die Nase und stopfte über den Mund ein nasses Taschentuch in den Doppelkinnriemen.
»Los! Und nicht halten, David! Es gibt nichts auf der Welt, was uns zwingen könnte anzuhalten!«
»Nichts, Herr Oberst.« Der nackte Mann beugte sich vor zum Sehschlitz. Die Motoren heulten auf. Die Panzerketten schleuderten den Sand hoch und hüllten die Stahlleiber in einen Schleier aus Staub. Golan blieb im offenen Turm stehen … er wollte den Feind sehen in der Freiheit, die er eroberte.
Nach drei Kilometern tickte es im Kopfhörer Golans. Ein Aufklärungsflugzeug funkte.
»Ägyptische Panzer links und rechts der Straße. Sie fahren nicht. Sie haben sich eingegraben. Die Panzerbunker stehen in sieben Reihen hintereinander auf einer Länge von zwei Kilometern. Hinter Bir Hasana Rückwärtsbewegung der LKW-Kolonnen. Ende.«
»Ende!« sagte Oberst Golan laut. Er sprach es aus wie ein Gebet. Dann reckte er sich aus dem Turm und hob den Arm hoch empor.
Angriff!
Zur Attacke!
Jungs, vergeßt nicht, die Panzerwaffe entwickelte sich aus der Kavallerie!
Für uns gibt es kein Hindernis.
Die Geschützrohre mit den automatischen Feuerleiteinrichtungen und den optischen Entfernungsmessern schoben sich empor. In Keilform stießen sie vor … an der Spitze Arnos Golan, der aus der offenen Turmluke sah.
Sie fuhren in eine Hölle aus Feuer und glühendem Eisen. Links und rechts der Straße, wie schwarze Steine im Wüstensand, lagen die eingegrabenen ägyptischen Panzer. Wie im Häuserkampf in Jerusalem Mann gegen Mann, so schossen jetzt Panzer gegen Panzer.
Vier lodernde Feuersäulen, umgeben von dicken schwarzen Ölbrandwolken, stiegen hinter Golan auf. Dann explodierten die Panzer, stiegen in Einzelteilen zum Himmel und fielen wie ein eiserner Regen zurück in den Wüstensand.
Oberst Golan atmete tief auf. Er kannte sie alle, die jetzt nicht mehr waren, für die es keinen Sarg mehr gab, sondern nur einen Gedenkstein. Den Leutnant Schmulach aus Tel Aviv. Den Feldwebel Eisenerz aus dem Kibbuz Yashuv. Den Oberleutnant Dogan, der ein Hotel in Haifa hatte. Den Leutnant Berni Abraham, der sich verloben wollte
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