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Das Mädchen Ariela

Das Mädchen Ariela

Titel: Das Mädchen Ariela Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sie sich ein, Angst zu haben. Schreckliche Angst, lebendig begraben zu sein.
    Sie zuckte zusammen und stieß einen unterdrückten Schrei aus, als plötzlich eine Stimme um sie war. In der Stille wirkte sie überlaut, wie aus zehn Lautsprechern dröhnend. Erst nach diesem explosionsartigen Schreck merkte sie, daß die Stimme aus ihrem Schoß kam. Bewegungslos lag Dr. Schumann im Gang, aber er hatte die Augen offen. Narriman konnte es nicht sehen, Dunkelheit war um sie, denn die Taschenlampe hatte Mahmud mitgenommen. Aber als sie mit beiden Händen über Schumanns Gesicht tastete, wie es Blinde tun und damit sehen, als sei ihre Welt voll Sonne, spürten ihre Fingerspitzen seine aufgeschlagenen Wimpern, die Wärme seiner geöffneten Lippen.
    »Sie sind wach, Peter?« fragte sie. Ihre Stimme erkannte sie nicht wieder. So spricht ein kleines Mädchen, das sich im Wald verirrt hat.
    »Ja. Schon eine ganze Zeit.« Dr. Schumann hob den Kopf, aber Narriman hielt ihn mit beiden Händen umklammert. Es war kein Festhalten, keine Gefangennahme, es war mehr wie ein zärtliches Besitzergreifen, wie das Auffangen eroberten Lebens.
    »Und warum sagten Sie nichts?«
    »Ich habe eine Abneigung gegen Schläge an die Schläfe.«
    Dr. Schumann streckte den Kopf vor. Ihre Gesichter waren sich jetzt so nahe, daß ihr Atem sich vermischte. »Wer sind Sie, Ruth?«
    »Ich heiße nicht Ruth. Ich heiße Narriman.«
    »Eine Ägypterin?«
    »Nein. Mein Vater war ein jordanischer Silberschmied. Meine Mutter kam aus dem Nildelta. Ich wuchs auf in Afula bei Nazareth. Dort vertrieben uns die Juden, als sie 1949 ihren eigenen Staat gründeten. Den Dorn im Fleisch jedes Arabers.«
    »Und was tun Sie mit mir? Wohin bringen Sie mich?«
    »Nach Amman.«
    »Warum?«
    »Die arabische Welt braucht Ihr Wissen! Ihre Bakterienforschung.«
    »Ich ahne etwas …«, sagte Dr. Schumann. Er befreite sich aus den Händen Narrimans und strich sich über das feuchte Gesicht. »Ich soll Israel ausrotten …«
    »Ja!« Das Wort klang hart, mitleidlos durch die dunkle Stille. »Sie könnten es … lautlos, auf dem Wege einer Epidemie, unter den wachsamen Augen der ganzen Welt, die schaudern wird, aber nichts ahnt, die bedauern wird und hilft und am Ende vor diesem Gottesgericht streiken muß. Ihre Bakterien werden stärker sein! Und in den Geschichtsbüchern wird für die Jahrhunderte nach uns stehen: Eine Seuche ungeheuren Ausmaßes, die nicht mehr unter Kontrolle gebracht werden konnte, vernichtete den gesamten Staat Israel.«
    »Wie kann eine Frau so reden«, sagte Dr. Schumann leise.
    »Ich bin keine Frau … ich bin Haß!« Narriman faßte nach Schumanns Schulter. Oben ging die Stahltür auf. Kanonendonner grollte in die finstere Tiefe. »Mahmud kommt. Legen Sie den Kopf wieder in meinen Schoß, und seien Sie ohnmächtig …« Sie tastete mit den Händen nach seinem Kopf, umfing ihn und zog ihn zu sich herab.
    »Ich werde meine Entdeckung niemals preisgeben!« flüsterte Schumann.
    »Seien Sie still!« Sie legte ihm die Hand auf den Mund. Mahmud leuchtete mit seiner Taschenlampe die Treppe hinunter. Seine Schritte hallten wie Gongschläge in dieser Felsengruft.
    »War er wach?« fragte er.
    »Ja. Ich habe ihn wieder zum Schweigen gebracht.«
    Mahmud setzte sich neben Narriman auf die Treppenstufe und leuchtete Dr. Schumann ins Gesicht.
    »Es wird ein Problem, Narriman«, sagte er nachdenklich. »Das Haus liegt im bereits eroberten Teil. Auf dem Dach haben sich israelische Maschinengewehre eingenistet. Vor der Tür steht ein Schützenpanzer. Wir kommen nicht heraus … wir müssen hier unten bleiben …« Mahmud knipste die Lampe aus – man brauchte die Batterie noch lange. »Und wir haben nichts zu essen und zu trinken …«, fügte er leise hinzu. »Allah muß uns helfen …«
    Dr. Schumann bewegte sich leicht. Narriman drückte ihm wieder die Hand auf den Mund. Dann ließ der Druck nach, und sie streichelte sanft über seine Stirn, über die Augen, über das feuchte Haar.
    »Der Krieg wird weiterziehen«, sagte sie tief atmend.
    Unter ihren Händen war es, als streichele sie Feuer. »Jede Stunde rinnt für uns in die Zukunft …«
    Über ihnen bebte die Erde. Felssplitter rieselten herab. Narriman umklammerte die Schultern des Arztes.
    »Wir werden siegen. Wir Araber …«, sagte sie ganz nahe an seinem Ohr. »Auf uns liegt kein Fluch eines Gottes … auf uns brennt die Liebe Allahs …«
    Über ihnen stürmten israelische Soldaten vorwärts, dem großen Ziel

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