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Das Mädchen Ariela

Das Mädchen Ariela

Titel: Das Mädchen Ariela Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Verbrechen. Aber es gibt immer einige, die das nicht begreifen, und merkwürdigerweise sitzen diese wenigen immer in der Regierung …«
    So schön der Brief war, man kam nicht weiter! Die drei Männer fehlten, und Reiseleiter Hopps weigerte sich, ohne sie nach Tel Aviv zu fahren. Es gab erregte Diskussionen. Die beiden Studienräte machten darauf aufmerksam, daß die Sicherheit der Gemeinschaft wichtiger sei als die des einzelnen, die Sozialfürsorgerin berichtete vom Ausflug einer Erziehungsanstalt in den Zoo von Hannover, wo zwei Jungen abhanden kamen und im Affenhaus gefunden wurden. Man müsse nur intensiv suchen.
    »Hier gibt es leider kein Affenhaus!« sagte Theobald Kurzleb vom Titisee böse. »Ich bin dafür, daß wir bleiben. Der Krieg ist ein Blitzkrieg … und schließlich haben wir die Reise ja gebucht, um auf den Spuren unseres Herrn zu wandeln, und nicht, um Hotelzimmer in Tel Aviv zu bevölkern.«
    Schwester Brunona nickte Beifall. Sie sah kaum etwas, aber was ihre Mitschwestern Edwiga und Angela berichteten, reichte aus, um die meisten Stunden des Tages im Gebet zu verbringen. Als der Kriegslärm sich legte und das israelische Jerusalem bereits begann, die Trümmer wegzuräumen, in dem festen Glauben, es gäbe nun keine neuen Ruinen mehr, saß Schwester Brunona auf dem Balkon ihres Zimmers und sah in die Richtung, in die ihre Mitschwestern Angela und Edwiga sie auf dem Korbstuhl drehten.
    »Was sehen wir?« fragte Brunona.
    »Vor uns das Heilige Grab, Ehrwürdige Mutter.«
    »Lasset uns beten.«
    Sie beteten, dann drehte Schwester Edwiga den Stuhl etwas nach links.
    »Was sehen wir?« fragte Brunona wieder.
    »Die Kirche St. Anna, Ehrwürdige Mutter. Dort beginnt die Via Dolorosa. Gleich daneben ist der Teich Bethesda.«
    »An ihm heilte Christus den Gelähmten. Lasset uns beten …«
    Eine Stunde der Ergriffenheit folgte. Im Geist gingen die drei Schwestern vierzehn Stationen der Leiden Christi durch, wie sie auf der Via Dolorosa angezeichnet waren … von der Verurteilung zum Tode am Kreuz durch Pilatus bis zum Felsengrab. Schwester Brunonas faltiges Gesicht glänzte. Ihre matten Augen bekamen wieder Leben.
    »Was sehen wir noch?« fragte sie, die Hände gefaltet.
    Schwester Edwiga stand hinter dem Korbstuhl und blickte mit einem Fernglas über Jerusalem. Ihre Haube flatterte im Wind, die langen Röcke bauschten sich.
    »Ich sehe den Ölberg, Ehrwürdige Mutter«, sagte sie. »Die Gethsemane-Kirche … und dort, am Flusse Kedron, liegt das Grab Marias …«
    »O Schwestern«, sagte die alte Brunona bewegt. Sie stand auf, obgleich die Gicht sie marterte, trat an das Balkongitter und sah mit ihren fast blinden Augen über die Stadt. Schwester Edwiga drehte ihren Kopf sanft in die Richtung, wo das Grab Marias liegen mußte. »Wir sind gesegnet, dies zu sehen. Wie nahe ist jetzt der Weg zu Gott. Lasset uns beten …«
    Müller XII, Johann Drummser und Harald Freitag lagen um diese Zeit schwitzend und verdreckt auf dem flachen Dach eines Hauses nahe der ehemaligen Demarkationslinie. Sie hatten sich durch Sand säcke geschützt und starrten auf den Teil der Altstadt, in dem noch gekämpft wurde, wo die Häuser einzeln erobert wurden, wo Panzer feuernd durchbrachen, um das UNO-Gebäude zu erreichen, wo sich eine starke jordanische Artillerie-Einheit eingegraben hatte.
    Die Idee, am Kampfgeschehen teilzunehmen, kam von Müller XII. Nach dem Mittagessen, als Panzer der Israelis in Richtung Bethlehem und Jericho vorstießen, hatte Müller den brummigen Drummser und den jungen Freitag zur Seite genommen.
    »Wir machen uns selbständig«, sagte er. »Oder haben Sie Lust, im Keller zu hocken und einen Vortrag der Studienräte über die Schriftrollen von Qumran zu hören?«
    »Wenn i wüßt«, sagte Drummser, »daß a Bierlager in Jordanien wär, würd i mitstürmen, mit der MP, gottssackra!«
    »Dat is 'ne historische Stunde. Christus hin und Maria her … wat jibt dat zu erzählen in Köln! Müller an der Front! Dat muß ja 'ne Blitzkrieg jeben …«
    »Sie sprechen über den Krieg, als sei er ein Vergnügen«, sagte der junge Freitag. »Und die Toten? Die Verkrüppelten?«
    »Wenn Sie 'ne Tür hobeln, damit se zujeht, jibt et auch Hobelspäne! Üwwerhaupt, wat sind dat für Ansichten? Sie haben ja ein völlig schiefes Jeschichtsbild, Junge! Drummser … isch han en Idee! Mer sehen uns dat Spill an! Ranjeschlichen wie bei Orscha! Da war wat! Isch robbe in so 'n Panjedorf, soll janz verlassen sein, und wie isch

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