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Das Mädchen Ariela

Das Mädchen Ariela

Titel: Das Mädchen Ariela Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Dünensenken. Die Felsen glänzten lavendelfarben, und sie hatten Kronen aus rosa Zacken.
    Der Himmel. Wie blau er war! Wie ungeheuer weit. Als junger Mann hatte er einmal gesagt: »Der Himmel ist ein Beweis, daß es Unsterblichkeit gibt!« Damals war er dreiundzwanzig Jahre alt und verliebt in ein jüdisches Mädchen, das er später heiratete. Die Mutter Arielas.
    Ariela. Ein Stern ist sie, wie ihr Name. Leuchte in der Finsternis, Ariela … Es wird dunkel werden um uns, denn unser Sieg wird uns nicht gegönnt. Von den Feinden nicht, das kann man verstehen … von den Freunden auch nicht, das kann man nicht verstehen. Und doch ist es so einfach, dieses Rätsel: Wir sind ein Volk, das niemand liebt. Warum fragst du, Ariela?
    Frage Gott danach. Du kannst es jetzt. Wir haben die Mauer.
    Er drehte den Kopf zur Seite und starrte in den aufwirbelnden Wüstensand. In seiner Brust bohrten tausend kleine Teufel mit glühenden Lanzen. Und die Wüste wurde plötzlich grün … der Staub verflog … sie fuhren über einen weichen Grasteppich, Blumen leuchteten am Straßenrand, Mädchen liefen neben dem Wagen her, lachten und klatschten in die Hände.
    Arnos Golan lächelte glücklich. Er hustete, ein Blutstrom brach aus seinem Mund. Der Arzt und der Sanitäter hielten seinen Kopf fest und drückten seine um sich schlagenden Arme herunter …
    Er spürte von alledem nichts. Er sah die Wüste blühen. Er sah Palmenwälder. Orangenhaine. Blumenfelder. Wogendes Korn. »Schalom …«, sagte Golan. »O mein Gott, mein Gott … Amen …«
    Der Arzt legte Golans Kopf zurück und breitete ein Tuch über das entspannte, bleiche, mit einem Brei aus Blut und Staub überzogene Gesicht.
    Der Sand der Wüste zog wie Nebel über ihn.
    Der Vormarsch ging weiter. Schneller! Schneller! Zum Mitlapaß. Zum Suezkanal. Die Panzer brachen durch, die Infanterie folgte. Den Weg säumten brennende Trümmer und verkrümmte Tote.
    Oberst Golan zog mit.
    Auf seiner Bahre, ein Leichnam, den niemand als Toten ansah, eroberte er den Suezkanal.
    Am 7. Juni erreichten die ersten Panzer die Wasserstraße.
    Vier Offiziere, zum Umfallen müde, trugen die Bahre mit Oberst Golan ans Ufer, setzten sie in den Sand und zogen das Tuch von seinem Gesicht.
    Er hatte die Augen offen, und sein Mund lächelte noch.
    »Ich melde, Herr Oberst«, sagte der ranghöchste Offizier und legte die zitternde Hand an den Stahlhelm, »wir haben den Kanal erreicht!«
    Dann wandte er sich ab, senkte den Kopf und weinte.
    Im King-David-Hotel saßen die Mitglieder der deutschen Reisege sellschaft in der Halle auf ihren Koffern und warteten. Wolfgang Hopps, dem Reiseleiter, war es nach dem ersten Kriegssturm gelun gen, doch noch einen Omnibus zu bekommen, der nach Tel Aviv fahren wollte. Dort war man sicherer, ja, dort war schon Frieden, denn es gab keine arabischen Flugzeuge mehr, die die Stadt bom bardieren konnten.
    Aber eine Abfahrt aus Jerusalem war unmöglich. Man war nicht mehr vollzählig. Es fehlten Willi Müller, Johann Drummser und Harald Freitag. Beim Mittagessen waren sie noch da … als der Bus gegen Abend vor dem Hotel eintraf, half kein Suchen und kein Rufen: Sie waren fort.
    In den Zimmern fand man ihr Gepäck. Um das Bett Drummers herum standen sechs leere Bierdosen. Bei Freitag fand man einen angefangenen Brief an seine Mutter.
    »… nun ist Krieg in Israel. Wir können hinübersehen in die Altstadt und auf die Grabeskirche, überall hört man schießen, die Straßen sind voller Panzer und Soldaten. Außerhalb der Altstadt, auf der Straße nach Bethlehem und Jericho, steigen die Rauchpilze der Granaten in den Himmel. Von hier sieht das alles wie in einem amerikanischen Breitwandfilm aus … aber dann sieht man die Toten und Verwundeten, die unten vorbeigetragen werden, und ihre starren, verschmutzten, blutigen Gesichter sind Anklagen gegen die ganze Menschheit: Warum können wir nicht alle Brüder sein? Vati hat so oft von ›seinem‹ Krieg erzählt, von Polen, Rußland und der Ardennenschlacht. Ich habe damals zugehört, so wie man früher einem Märchen zuhörte. Was wußte ich, was Krieg ist? Auch was ich jetzt hier sehe, ist im Vergleich zu Vatis Krieg ein kleiner Krieg oder, wie Herr Müller, ein Herr aus der Reisegesellschaft, sagte: ›Bei Wjasma und Brjansk han mer auf ene Rutsch 300.000 Iwans jefange jenomme. Sovill Soldate han die Israelis jar nich … ‹ Und trotzdem: Jeder Krieg, und wenn es nur einen Toten, einen einzigen Verwundeten gibt, ist ein

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