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Das Mädchen Ariela

Das Mädchen Ariela

Titel: Das Mädchen Ariela Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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der an ihm hängenblieb, war ihm gerade recht … er führte ihn in die Gemeinschaft der armen Nomaden zurück, deren Heimat die Straße ist, ein Platz unter einem Baum das Bett und eine Grube, seitlich der Wüstenpiste, die ewige Ruhestätte.
    Ali, der Flötenspieler. In der Gasse der sieben Rosen.
    In der Altstadt wiederholte er den Namen. Es war das einzige arabische Wort, das er kannte. Ein vor Schmutz klebriger Junge sprach auf ihn ein und machte weite Handbewegungen. Dr. Schumann zögerte. Dann zeigte er auf Mund und Ohren, schüttelte den Kopf und hob die Hände gegen den Himmel. Der Junge verstand.
    Er nahm den Tauben an die Hand und führte ihn zur Gasse der sieben Rosen.
    »Ali …«, sagte Schumann. »Ali …«
    Der Junge nickte. Vor einem Haus, das mehr einem Trümmerhaufen glich und aus dem der Geruch heißen, ranzigen Fettes quoll, blieb er stehen.
    Durch einen Eingang, vor dem ein Sack hing, und durch einen Flur, in dem Hühner aufflatterten und in dem es nach Schweineurin roch, betrat Dr. Schumann das Haus.
    Vor einem Steinofen saß Ali, der Flötenspieler, und ließ in einem Kessel voll brodelnden Öls süßes, zu Kringeln geformtes Gebäck tanzen.
    Sie flogen in einem Hubschrauber über die Sinai-Wüste und such ten Verdurstende. Es war ein großer Hubschrauber, der sonst Truppen transportierte und Stoßtrupps in die Nähe des Feindes brachte. Jetzt saßen nur der Pilot, Major Rishon und Ariela darin. Hinter ihnen stapelten sich Plastikkanister voll Wasser. Man hatte sie rot angestrichen, damit sie in der Wüste auffielen und die Verdurstenden sie wiederfanden, wenn man sie aus geringer Höhe abwarf. Man hatte das schon beim ersten Sinai-Krieg 1956 ausprobiert. Nur we nige Kanister zerplatzten, denn der Sand war weich und federte. Nur wo Geröllhalden waren, konnte man nichts abwerfen. Die Piloten flogen dann Kreise, wiesen den durch die Wüste Taumelnden den Weg und setzten die roten, leuchtenden Kanister im staubfeinen Sand ab. Für Ariela stand es fest, daß Peter Schumann einer der un bekannten Toten war, die man irgendwo in Jerusalem aus den Trümmern geholt hatte und sofort begrub, um den süßlichen Ge ruch der Verwesung nicht noch zu verstärken und den Ratten keine Gelegenheit zu geben, Seuchen zu verbreiten. Im Kriegsgebiet löste sich das Problem fast von selbst. Wer von den ägyptischen Gefalle nen nicht durch die gefangenen Kameraden begraben wurde, ir gendwo am Straßenrand, neben den zerschossenen Panzern, ausge brannten Jeeps, zerfetzten Lastwagen und Geschützen, wer noch nach Tagen herumlag und in der Sonne erst aufweichte, dann ver dorrte, den nahmen die Geier an oder die vielen wilden Hunde, und d ie Schakale und Hyänen lieferten sich Schlachten um das Menschenfleisch.
    In den Mägen der Aasfresser, den Mülleimern der Wüste, verschwanden die Söhne Ägyptens.
    Ariela war in diesen Tagen schweigsam geworden. Ihre Schulterwunde heilte gut, und als Major Rishon ihr zum fünftenmal im Hospital begegnete, lief sie nicht mehr davon, sondern wartete, bis er sie ansprach.
    »Ariela …«, sagte er. Nicht mehr, aber in diesem Wort war alles, was zu sagen war und wozu man sonst tausend Worte brauchte.
    »Ja, Moshe.« Sie sah zu ihm auf, und ihre Augen waren glanzlos, als trügen sie, verborgen vor allen, einen Witwenschleier.
    »Wir sollten miteinander sprechen«, sagte Rishon. »Der Krieg ist aus. In den Kibbuzim geht die Arbeit weiter. Laß uns tief Luft holen und vergessen, was war. Wir leben für eine Zukunft …«
    »Er ist tot.« Ariela trat neben Rishon auf die Straße. Langsam gingen sie durch den Mamillapark und setzten sich in der Nähe der Höhlen und Grabgewölbe, die ringsherum lagen, auf eine Bank. Von diesem Platz erzählt die Legende, daß hier ein frommer Löwe in den Höhlen hauste, der die Gebeine der Märtyrer bewachte. Wo gibt es einen Stein in Jerusalem, der nicht heilig ist?
    »Du glaubst doch auch, daß er tot ist?« fragte Ariela und sah vor sich hin. Sie hatte die Uniform ausgezogen, als sie die Suche nach Schumann abbrach. Sie trug jetzt ein einfaches Sommerkleid, und es stand ihr, als könne nur sie es tragen und niemand anders. Moshe Rishon mußte sie lange ansehen, und sein Herz war voll Sehnsucht und Trauer zugleich.
    »Warum sprechen wir nicht von morgen?« wich er aus.
    »Weil das Heute noch da ist, Moshe.«
    »Ich habe die Berichte der gefangenen Generäle abgeschrieben. Du kannst sie lesen.«
    »Wie kann er bei mir im Hospital gewesen sein und

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