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Das Mädchen Ariela

Das Mädchen Ariela

Titel: Das Mädchen Ariela Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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zwei Stunden: »Ach, Sie sind ja noch immer da! Jetzt ist der Herr Doktor leider schon weg …«
    Als eine Stunde um war, stand Dr. Schumann auf und klopfte an die Tür, hinter der die Schwester verschwunden war. Er trat ein und fand die Schwester beim Zeitungslesen.
    »Du sollst warten!« schrie sie den schmutzigen Kerl auf arabisch an. »Die Poliklinik ist noch nicht offen.«
    Poliklinik, das war das einzige Wort, das Dr. Schumann in dem Schwall der fremden kehligen Worte verstand. Er schüttelte den Kopf und sagte:
    »Nix Poliklinik. Chef! Chief …«
    »Sie wollen zum Chef?« Die Schwester sprach plötzlich englisch. »Wieso?«
    Dr. Schumann atmete erleichtert auf. »Ich bin Doktor Schumann«, sagte er. »Arzt aus Deutschland.«
    »Sie … Sie sind …«
    Die Schwester warf die Zeitung weg und rannte hinaus. Noch beim Hinauslaufen schüttelte sie den Kopf.
    Zehn Minuten später saß Dr. Schumann dem leitenden Arzt der Chirurgie, Dr. Paolo Cabernazzi, gegenüber. Schumann hatte sich gewaschen und trank nun eine Tasse köstlichen Kaffee. Es war der erste Kaffee nach fast zehn Tagen. Drei belegte Brötchen lagen auf einem Teller, und Schumann aß erst einmal, ehe er allen inneren Druck, alle Angst, alle Sorgen um die Zukunft so weit beiseite geschoben hatte, daß er reden konnte.
    »Das ist eine Geschichte wie bei Karl May!« sagte Dr. Cabernazzi, als Schumann von den letzten Tagen berichtet hatte. »Aber im Gegensatz zu ihm, wo man die Abenteuer im Sessel liest, ist Ihr Abenteuer lebensgefährlich. Sie sind sich doch darüber im klaren, daß Sie jetzt Staatsgeheimnis Nummer eins sind, und man Sie jagt mit aller orientalischen Tücke.«
    »Wenn sie wissen, wo sie mich finden könnten!« Dr. Schumann nahm eine der angebotenen Zigaretten und machte einen tiefen Zug. »Sie haben doch gar keine Anhaltspunkte.«
    »Doch, die Wüste!« Dr. Cabernazzi rührte laut den Zucker in der Kaffeetasse um. Der Löffel klapperte. Dr. Cabernazzi war sichtlich nervös. »Um Amman liegt nur Wüste. Die Scheiks der Beduinenstämme werden längst verständigt sein. Es ist nicht mehr so wie früher, daß man reitende Boten schicken muß … heute hat jeder Beduinenfürst sein Radio und einen Kurzwellensender. Und sie lieben ihren König Hussein. Sie hassen alles Ausländische. Sie betrachten sich als Nachfahren des Propheten. Ich wette, daß es schon jetzt keinen Scheik vom Jordan bis Akaba gibt, der nicht weiß, wer Doktor Schumann ist und was er für Jordanien bedeutet. Sie haben sich das größte Gefängnis geschaffen, Kollege, in dem je ein Häftling gelebt hat.«
    »Die Zeiten werden sich bald ändern. Dann fliege ich zurück nach Europa und von dort wieder nach Israel.«
    »Glauben Sie das?« Dr. Cabernazzi sah dem Rauch seiner Zigarette nach. »Es wird sich nichts ändern! Israel wird um seinen Sieg betrogen, die Araber bekommen weiter Waffen, und zwar von den Nationen, die am lautesten Menschenwürde und Menschenrecht predigen, denn Geschäfte sind real, Geschwätz aber billig. Man wird wieder UNO-Truppen schicken, die eine Menge Geld kosten und sich hier den Tripper holen; man wird die Juden streicheln wie unartige Buben und die Araber im ständigen Glauben lassen, daß sie recht haben; man wird alles tun, um hier ein Ventil offenzuhalten, denn Israelis und Araber sind ja nur die Boxhandschuhe, in denen die Fäuste der Großmächte stecken. Das ist die Tragik hier im Vorderen Orient … und es wird immer so bleiben.« Dr. Cabernazzi trank einen Schluck Kaffee. »Worauf wollen Sie also warten, Kollege?«
    »Auf meine Rückkehr nach Jerusalem. Das ist alles.«
    »Das ist viel! Sie kommen einfach nicht raus. Nicht legal.«
    »Dann illegal!«
    »Und wo wollen Sie sich die ganze Zeit über verstecken?«
    Dr. Schumann sah seinen italienischen Kollegen verwundert an. Diese Frage hatte er nicht erwartet.
    »Hier, dachte ich.«
    »Hier?«
    Das klang gedehnt. Schumann nickte.
    »Ich bin Arzt und Bakteriologe. Ich könnte hier im Haus nützlich sein.«
    Cabernazzi sah an die Decke. Dort drehten sich die großen Flügel eines Ventilators. »Sie wissen selbst, Kollege, daß wir nicht autark sind. Wir unterstehen der Aufsicht unserer Regierung. Wir haben Planstellen. Und alle Stellen sind besetzt.«
    »Ich würde bei Ihnen ohne Gehalt arbeiten. Ein Bett, bescheidenes Essen und Trinken … Das ist alles. Es geht ja nur darum, abzuwarten. Die Gelegenheit zu finden, nach Israel durchzubrechen.«
    »Bedenken Sie die Gefahr, Kollege.« Dr.

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