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Das Mädchen Ariela

Das Mädchen Ariela

Titel: Das Mädchen Ariela Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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gleichzeitig in der Wüste?«
    »Es war nicht gleichzeitig. Ein Tag lag dazwischen. Die Beschreibung stimmt genau. Zuletzt hat man ihn bei Khamsa, in der Nähe des Suezkanals, gesehen.«
    »Ich glaube es nicht!« sagte Ariela leise. »Ich glaube es einfach nicht. Und wenn du hundertmal recht hättest, Moshe … ich liebe ihn.«
    Einen Tag später nahm Rishon sie mit über die Wüste. Er tat es nicht, um ihr die Greuel des Krieges zu zeigen, die halb wahnsinnig durch die Wüste Taumelnden, die lieber verdursteten, als sich in Gefangenschaft zu begeben, und er schwieg auch von den grauenhaften Beobachtungen der letzten Tage. Da hatten sich die Verdurstenden gegenseitig erwürgt oder mit Steinen erschlagen, wenn die Kanister aus den Hubschraubern fielen; Kameraden, die sich vor Sekunden noch gegenseitig stützten, wurden Bestien und trampelten den Freund zu Tode. In einer Senke war es, seitlich der Straße von Gaza nach El Kantara, als er zwei ägyptische Soldaten sah; sie winkten mit Hemdfetzen, sie rannten taumelnd durch den Sand, dem Schatten des Flugzeugs nach, ihre Arme streckten sich empor, in den verdorrten Gesichtern schrie der Wahnsinn. Wasser! Wasser! Bei Allahs Güte – Wasser! Und sie warfen einen Kanister hinab und sahen, wie der eine den anderen festhielt, wie er sich auf ihn stürzte gleich einem Raubtier, wie er ihm die Kehle durchbiß und dann schreiend zu dem roten Kanister rannte, ihn aufschraubte, das Wasser über seinen Kopf goß und brüllte wie ein verwundeter Stier.
    Und sie sahen auch jenen ägyptischen Offizier, auf einem Felsen sitzend, vor sich das Letzte, was ihm geblieben war, ein Flugblatt mit dem Bild Nassers und dessen Aufruf zum Heiligen Krieg. Sie warfen einen kleinen Kanister Wasser ab und einen Sack mit Matzen, und der Offizier stand auf, schraubte den Kanister auf, schüttete das Wasser in den Sand, öffnete den Sack und warf die Matzen wie Steine in die glühende Wüste. Dann hob er die Fäuste und drohte.
    Lieber sterben als von jüdischem Wasser und jüdischem Brot gerettet werden!
    Das alles sollte Ariela nicht sehen. Rishon hatte sie mitgenommen, weil Aufklärer gemeldet hatten, daß bei Bir Madkur, einem armseligen Brunnenflecken mitten in der Wüste, ein Jeep zu sehen war, der zur ägyptischen Armee gehören mußte.
    Vielleicht ist er das, dachte Rishon. Er hat den Kanal nicht mehr überqueren können und die Flucht nach rückwärts in die Wüste angetreten. Dort wartet er nun, bis der Krieg vergessen ist, und das geht schnell bei denen, die keine Opfer bringen.
    Welch ein Wiedersehen, wenn er es wirklich war!
    Rishon würde landen, und mit der Maschinenpistole im Anschlag würde er zu ihm hingehen und sagen: »Nehmen Sie die Hände hoch, Sie Lump!« Und er würde es in deutscher Sprache sagen, mit jenem harten Akzent des Ostens, den sein Vater gesprochen hatte. Dann würde er ihn zu Ariela führen und ihn zwingen, sich in den Sand zu knien und zu schreien: »Ich bin ein Schuft! Ich bin ein Schuft!« Und er würde es schreien, in Todesangst, den Lauf der Maschinenpistole im Nacken.
    Was würde Ariela sagen?
    War dieses Bild genug, aus Liebe Haß werden zu lassen?
    Rishon schwieg, als sie jetzt über Bir Madkur flogen. Sie kreisten über den wenigen Tamarisken und den Felsen, zwischen denen der Brunnen lag. Vom Wind weggewehte Beduinenzelte, das war alles, was Rishon sah. Die Wüste war still und öde.
    »Was suchst du?« fragte Ariela. »Gibt es hier auch noch Versprengte?«
    »Man darf nichts auslassen«, sagte Rishon enttäuscht. Er nickte dem Piloten zu und wies zurück. »Es ist gut. Die anderen Kanister bekommen wir bei Bir Gifgafa los. Dort liegen noch neunhundert Gefangene …«
    Als der Hubschrauber umkehrte, kroch ein Mann aus einem Felsenloch und starrte der brummenden Riesenlibelle nach. Dann ging er langsam zu einem Haufen Steine, warf ein paar zur Seite und kroch in den Jeep, den er so zugedeckt hatte. Mit einem langen Blick überflog er die Kanister, die auf dem Hintersitz lagen. Es waren neunzehn Stück … aber nur zwei waren mit Wasser gefüllt, die anderen mit Benzin.
    Und Benzin kann man nicht trinken.
    Zwanzig Liter Wasser noch.
    Was ist das bei 50 Grad glühender Hitze?
    Jurij Konstantinowitsch Jegorow aus Roslawl streckte sich aus. Heiß war es überall … hier im Jeep unter den Steinen war es wie in einem Backofen, aber es war schattig. Und die Nacht war kühl … man konnte sich in ihr baden wie in einem See.
    Was wird sein, dachte er, wenn die

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