Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Mädchen Ariela

Das Mädchen Ariela

Titel: Das Mädchen Ariela Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
sich vom Spiegel ab. »Was muß ich auf dem Sommerfest darstellen?«
    »Warum so böse?« Narriman ging ins Zimmer zurück. Durch die Durchbrüche sah Schumann Ariela vor einem Spiegel sitzen. Eine Friseuse kämmte sie und legte die kupfernen Haare. »Sie sehen, auch Ariela ist nicht vergessen worden.«
    »Was soll das alles? Wer kommt zu dem Fest?«
    »Alle Minister. Die gesamte Generalität. Der sowjetische Botschafter und seine Attaches. Die sogenannte große Gesellschaft von Amman. Ein illustrer Kreis. Es spielen zwei Orchester, im Garten steht hinter den Büschen eine Combo … es geht ganz europäisch zu. Selbst Mahmud wird ohne Burnus erscheinen. Er hat übrigens noch immer ein blaues Auge.«
    »Das freut mich.« Schumann ging im Zimmer hin und her. »Ihr Mann kommt auch?«
    »Natürlich. Ich kann als Ehefrau nicht allein kommen. Wir halten sehr auf Form, Doktor.«
    »O Himmel!« Schumann schlug die Hände zusammen. »Und das muß man mir sagen!« Er ging an die Trennwand und sah hinüber zu Ariela. Ihre Schönheit war ergreifend. Sie stand mitten im Zimmer und drehte sich vor dem großen Spiegel. Die Friseuse hatte Arielas Haar zu einer Krone geflochten, in der weiße Blüten schimmerten.
    »Zufrieden?« fragte Narriman dicht hinter Schumann. Er spürte ihren Atem in seinem Nacken. »Sie ist schön«, flüsterte Narriman. »In der Tat, sie ist wunderschön. Aber sie ist weit weg! Unerreichbar. Ein immer gegenwärtiger Traum. Sie werden sie nie mehr besitzen, nicht eher, als bis die Bombe fertig ist. Und das kann lange dauern, nicht wahr?«
    »Ja«, sagte Schumann heiser.
    Narrimans Stimme war ganz dicht an seinem Ohr. Sie berührte mit den Zähnen seine Ohrmuschel, als sie sprach.
    »Suleiman hat in seinem Haus siebenundsechzig Zimmer. Es sind zweihundertdreißig Gäste geladen. Glauben Sie, daß es auffällt, wenn zwei Menschen sich in eines der siebenundsechzig Zimmer zurückziehen?«
    »Warum quälen Sie sich selbst?« Schumann wandte sich ab. »Sie kennen meine Antwort.«
    »Aber Sie kennen Narriman nicht, Doktor. Das ist viel gefährlicher …«
    Sie glitt aus dem Zimmer. Schumann ließ sich in einen Sessel fallen und zog die rote Krawattenschleife auf. Der Kragen wurde ihm zu eng.
    Es war wirklich ein großes Theater, dieses Sommerfest bei Hussein ben Suleiman, bis das Unglück geschah.
    Man tanzte, man trank Sekt und Whisky, Orangensaft und Sodawasser, Tonic und Gin. Ein riesiges Büfett, neben dem neun weißgekleidete Diener standen, bot die kulinarischen Genüsse des ganzen Orients. Ein ganzer, am Spieß gebratener Hammel, garniert mit Früchten, thronte auf einem silbernen Tablett, und jeder konnte herantreten, ein scharfes Messer nehmen und sich ein Stück herausschneiden. Andere Diener mit silbernen Schüsseln voll parfümierten Wassers standen herum, damit die Gäste ihre fettigen Hände abspülen konnten. In zwei Sälen spielten zwei Orchester, durch den Märchengarten zogen sich Lampions, Wege wiesen zu versteckten Bänken.
    Herbert Frank hatte Dr. Schumann kurz begrüßt und mit einer Handbewegung um sich gezeigt. »Was Sie hier sehen«, sagte er laut, »ist eine Ansammlung von Gaunern. Unter ihnen sind wir armselige Hunde! Wir haben unseren Charakter verloren, weil wir Angst haben. Die aber, mit Rang und Namen, Stellung und Uniform, sind die Huren des Geldes! Sie gehen mit der Macht ins Bett, weil es süß ist, aus der Brust der Einfalt harte Dollars zu saugen! Suleiman ist ein kluger Kopf. Was glauben Sie, was passiert, wenn Sie jetzt herumrennen und zu den Vertretern der ausländischen Mächte sagen: Ich bin ein Gefangener. Man hat mich entführt. Und sehen Sie dort, mein Bräutchen, der schwebende Klatschmohn mit den Blüten im Haar … auch sie ist entführt! Helfen Sie uns! – Na, wie werden die Herren am kalten Büfett und an der Sektbar reagieren? Ich sage es Ihnen: Sie werden Ihnen auf die Schulter klopfen und sagen: Ein guter Rat, lieber Freund. Gehen Sie zu Haushofmeister Ali, der hat Pillen, nach denen wird man wieder nüchtern … Und wenn Sie brüllen, werden Sie höchstens als Hofnarr betrachtet und beklatscht. Also seien Sie lieb, Doktor. Tanzen Sie, saufen Sie, reden Sie, spielen Sie großer Mann auf Dollarjagd … das bringt Ihnen alle Sympathien ein. Nur nicht politisch werden. Da möchten die Herren in ihrer Räuberhöhle allein bleiben …«
    Nach dieser langen Rede holte sich Herbert Frank eine Flasche Gin vom Büfett, setzte sich in eine Ecke und begann, stillvergnügt

Weitere Kostenlose Bücher