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Das Mädchen Ariela

Das Mädchen Ariela

Titel: Das Mädchen Ariela Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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und von keinem beachtet zu saufen.
    In dem Gewühl der zweihundertdreißig Personen traf Schumann auch Mahmud ibn Sharat. Ariela hatte er kaum gesehen. Suleiman hatte sie an den Tisch des sowjetischen Botschafters geholt oder tanzte mit ihr. Nun war Schumann auf dem Weg zu Ariela. Er sah sie in einem Kreis von hohen Offizieren stehen. Es war ein merkwürdiger Anblick … ein israelischer Leutnant im Abendkleid vor seinen Todfeinden.
    »Daß Sie noch ein blaues Auge haben, erfreut mein Herz«, sagte Schumann blumig, als er vor Mahmud stand und sie sich böse anstarrten. »Allah möge dieses schöne Veilchen nie verdorren lassen!«
    »Du deutsches Schwein!« sagte Mahmud grob, stieß Schumann zur Seite und ging mit großen Schritten in den Garten.
    In diesem Augenblick ertönte ein vielstimmiger unterdrückter Schrei. Männer sprangen herbei, Frauen wichen zurück, vom Tisch der Sowjets kam Suleiman gelaufen.
    Am Kamin, in der Runde jordanischer Offiziere, die bei Ariela standen, war ein Offizier schwankend vorgetreten, hatte um sich gegriffen, als suche er Halt, brach dann in die Knie und rollte mit dumpfem Fall über den Teppich. Erst dann hörte man, wie er stöhnte, und aus dem Stöhnen wurde ein helles Wimmern; er griff mit beiden Händen an seinen Magen, wand sich und bäumte sich auf, dann krümmte er sich so schrecklich, daß die Knochen knackten.
    »Oberst Kemal!« rief Suleiman und kniete neben dem Wimmernden nieder. »Was haben Sie denn? Oberst!« Suleiman sah betroffen auf. »Ist ein Arzt unter Ihnen?«
    »Ich«, sagte Schumann und trat in den Kreis.
    »Natürlich. Verzeihen Sie …« Suleiman hielt den zuckenden Offizier fest. Drei andere Offiziere bemühten sich, seine um sich schlagenden Beine und Arme niederzudrücken. Ariela war zur Wand zurückgewichen. Ihre Augen waren weit vor Schreck.
    Schumann beugte sich über den Tobenden. Gelber Schaum sprudelte über die Lippen Kemals. Als Suleiman das sah, wurde er wächsern im Gesicht.
    »Rühren Sie ihn nicht an, Doktor!« sagte er gepreßt. »Eine Untersuchung erübrigt sich. Die Obduktion wird Klarheit bringen.« Der Körper des Offiziers streckte sich. Das verzerrte Gesicht entkrampfte sich. Die Augen wurden glasig, die Pupille erlosch.
    Dr. Schumann sah den Toten mit zusammengepreßten Lippen an. Ein paar Damen weinten, die Offiziere standen stramm vor ihrem Oberst.
    »Er ist vergiftet worden!« sagte Suleiman in die drückende Stille. »Was hat Oberst Kemal zuletzt getrunken?«
    »Meinen Kaffee …«
    Dr. Schumann fuhr empor. Auch Suleimans Kopf zuckte herum. Ariela starrte auf den Toten. Der Schaum vor seinem Mund sank zusammen.
    »Er hat meine Tasse genommen«, sagte sie leise. »Ich wollte einen Likör. Damit der Kaffee nicht kalt wird, trank ihn der Oberst. Die Tasse war gerade gebracht worden.«
    »Woher?« brüllte Suleiman.
    »Vom Büfett.«
    Alle Köpfe flogen herum zum Büfett. Dort, wo der Mixer gestanden hatte, war der Platz leer. Wer hatte bei dieser allgemeinen Aufregung darauf geachtet, daß ein Diener schnell das Haus verließ? Suleiman wischte sich über die Augen und trat zwischen den Toten und Ariela.
    »Bringen Sie den Oberst bitte in meinen Salon«, sagte er zu den Offizieren, »und veranlassen Sie das weitere.«
    Die Gäste warteten, bis man Oberst Kemal aus dem Saal getragen hatte. Dann begann ein allgemeines Verabschieden, ein fluchtartiger Aufbruch. Suleiman nahm die Händedrücke und Beileidsbezeigungen mit steinerner Miene entgegen. Zuletzt blieben nur noch Ariela, Schumann, Narriman und der in einer Ecke lallende betrunkene Frank zurück … mit Suleiman fünf einsame Personen in einem festlich geschmückten Saal. Durch den Garten gingen die Musiker davon, die Lampions erloschen. Im Salon lag Oberst Kemal auf dem Diwan. Vier Offiziere hielten die erste Totenwache, bis der Wagen mit dem Sarg kam.
    »Das Gift galt Ihnen, Ariela!« sagte Suleiman ehrlich. »Sie hatten die Tasse bestellt, und es war sicher, daß Sie sie auch trinken würden.« Suleiman sah Narriman scharf an. Seine sonst so väterliche Stimme wurde hart. »Wer hat ein Interesse an Arielas Tod?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Narriman verwirrt. »Das ist ein großes Rätsel, Suleiman.«
    »Es wird sich lösen lassen.« Der Blick Suleimans war von erschreckender Kälte. »Ich vertraue auf Ihre Informationen, Narriman. Die Zukunft der arabischen Welt wäre mit dieser Tasse Kaffee gestorben. Stimmt es, Doktor?«
    »Ja.« Schumann legte den Arm um Ariela und zog sie

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