Das Mädchen auf den Klippen (German Edition)
Cornwall ziehen. Weder Georg noch sie waren bis jetzt zu einer Entscheidung gekommen. Sie wusste, dass ihnen nicht mehr viel Zeit blieb und sie endlich einen Entschluss fassen mussten.
Maureen kletterte den Klippenpfad hinunter. Sie rannte zu einem umgekehrten Ruderboot, das am Strand lag, und setzte sich drauf. Ihr Blick glitt zu den Höhlen, die in die Felsen hineinführten. Ihre Eltern hatten ihr erzählt, dass viele dieser Höhlen früher Schmugglern als Schlupflöcher gedient hatten und dass es in manchen lange, gewundene Gänge gab und man sich in ihnen verlaufen konnte. Sie wusste, dass sie keine der Höhlen allein betreten durfte, auch wenn sie zu gern in ihnen gespielt hätte.
Zum Baden war es zu kühl, aber Maureen musste nicht unbedingt baden, wenn sie unten am Strand waren. Sie rannte gern am Wasser entlang, sammelte Muscheln und hörte ihrer Mutter zu, die ihr von den Geheimnissen des Meeres und seinen Ti eren erzählte.
Die Bucht, die Joan mit ihrer kleinen Tochter aufsuchte, war nur vom Meer aus einzusehen und wirkte durch die bizarren Felsen, die sie umgaben, wie ein verwunschener Ort.
Die junge Frau breitete auf dem weichen Sand zwischen zwei Felsen eine Decke aus, gab Maureen, die sich neben sie setzte, einen Apfel und schlug das neue Buch auf.
Maureen kuschelte sich mit der Puppe im Arm an ihre Mutter. Mit leuchtenden Augen lauschte sie den Abenteuern von Winnie Pu, während die Brandung tosend gegen die Felsen schlug. Weder sie noch Joan sahen den dunkelhaarigen, bärtigen Mann, der aus einer der Höhlen trat und zu ihnen hinüber starrte, während seine Finger mit dem Kreuz spielten, das er an einer goldenen Kette um den Hals trug.
2.Kapitel
9 ½ Jahre später.
Janice Baker stand leise auf und schlich sich auf Zehenspitzen ins angrenzende Bad. Verschlafen schaute sie in den Spiegel. Sie dachte daran, dass sie gleich nach dem Frühstück nach Canterbury fahren wollten, um Silvester und die ersten beiden Tage des neuen Jahres bei ihren Schwiegereltern zu verbringen.
Die junge Frau freute sich darauf. Sie mochte ihre Schwiegereltern und sie wusste, dass man sie während der nächsten Tage sehr verwöhnen würde. Es tat ihr nur leid, dass ihr Schwager Andrew nicht mit seiner Familie das neue Jahr in England beginnen konnte. Er arbeitete für die englische Botschaft und lebte in Paris.
Janice duschte rasch, zog sich an und ging in die Küche hinunter, um das Kaffeewasser aufsetzen. Leise vor sich hin summend, deckte sie den Frühstückstisch. Auf den Teller ihres kleinen Sohnes David, stellte sie einen Schneemann aus Marzipan.
Als Janice ins Schlafzimmer zurückkehrte, sah sie, dass ihr Mann in der Zwischenzeit aufgewacht war. Er saß im Bett und rief ihr einen guten Morgen zu. „Na, hast du gut geschlafen?“, fragte sie ihn, setzte sich neben ihn und schlang die Arme um seinen Nacken.
„So gut, wie man in Gesellschaft einer so zauberhaften Frau wie dich nur schlafen kann“, erwiderte er und küsste sie auf die Nasenspitze.
„Danke, so etwas hört man natürlich gern“, meinte sie, schmiegte sich flüchtig an ihn und stand auf. „Ich werde David wecken.“
„Es wundert mich, dass er nicht längst wach ist.“ Edward Baker schlug seine Decke zurück, um ebenfalls aufzustehen. Gähnend streckte er sich.
„Vergiss nicht, gestern Abend ist es etwas spät geworden“, sagte Janice und ging in das Kinderzimmer hinüber, das direkt gegenüber lag. Leise zog sie die Jalous ien hoch.
„Hallo, Mommy.“ David blinzelte ins Licht und rieb sich die Augen. „Muss ich wirklich schon aufst ehen?“
„Hast du vergessen, dass heute Silvester ist, David?“, fragte seine Mutter. „Wir wollen zu deinen Großeltern nach Canterbury zu fahren.“
Der Vierjährige kletterte aus dem Bett. Er rannte zu seinem Schreibtisch und griff nach einer Zeichnung, die dort lag. „Meinst du, dass sich Grandma und Grandpa über mein Bild freuen?“
„Das werden sie ganz bestimmt, David“, erwiderte Janice. „Du hast dir wirklich große Mühe gegeben“, fügte sie bewundernd hinzu.
„Schau, das ist die Katze vom Grandpa.“ David zeigte auf ein kleines, graues etwas, das er neben dem Sessel seines Großvaters gemalt hatte. Das Talent zum Malen hatte er von seiner Mutter geerbt. „Erst wollte ich malen, wie Bobby eine Maus fängt, nur das finde ich gar nicht schön. Mäuse sind richtig süß.“
„Du solltest jetzt dein Bild auf den Schreibtisch zurücklegen und ins Bad marschieren“, schlug
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