Das Mädchen auf den Klippen (German Edition)
Janice und hatte ihren Mund halb zum Schrei geöffnet.
„Was hast du denn?“, fragte die junge Frau erschrocken und folgte dem Blick des Mädchens. Drei Meter von ihnen entfernt lehnte ein etwa fünfzigjähriger, ziemlich muskulöser, bärtiger Mann, dessen schwarze Haare vom ersten Grau durchzogen wurden, neben einer der Buden. Um den Hals trug er an einer langen Kette, ein ziemlich großes, auffa llendes Kreuz.
„Der Mann in der Bucht hatte auch einen Bart und so ein Kreuz“, flüsterte Maureen heiser vor Angst. „Ich will weg. Bitte, bringt mich fort.“
Walter und Janice wechselten einen raschen Blick. „Willst du die Vorstellung wirklich nicht sehen?“, fragte der junge Arzt. „Wir sind bei dir. Keiner kann dir etwas tun.“
„Ich will nach Hause“, sagte Maureen. „Bitte, fahren wir nach Hause.“
„Natürlich fahren wir nach Hause“, erwiderte Janice. Sie warf einen letzten Blick auf den Mann, der offensichtlich zum Zirkus gehörte und ging mit Maureen zum Parkplatz. Walter folgte ihnen.
An diesem Abend dauerte es lange, bis Maureen einschlief. Fast ununterbrochen sprach sie von dem Kreuz, das der Mann getragen hatte. Als sie endlich eingeschlafen war, saßen Janice und Walter noch lange im Wohnzimmer zusammen. Sie kamen überein, der Polizei einen Tipp zu geben. Es konnte bestimmt nichts schaden, wenn dieser Mann überprüft wurde. Möglicherweise handelte es sich bei ihm tatsächlich um den Mörder von Joan Winslow. Nur, wie sollte ihm nach all den Jahren noch eine Schuld nachgewiesen werden?
23. Kapitel
Bei dem Mann mit dem Kreuz handelte sich um einen Ramon Singer. Wie seine Überprüfung ergab, arbeitete er seit über zwanzig Jahren für den Zirkus und war der Polizei bisher noch niemals aufgefallen. Die Zirkusleute waren entsetzt, als sie erfuhren, dass man ihn verdächtigte, etwas mit dem Mord an Joan Winslow z utun zu haben. Er behauptete, dass er sich das Kreuz erst lange nach dem Mord während einer Tournee durch Frankreich gekauft hatte.
„Kann stimmen, oder auch nicht“, meinte Janice, als sie sich mit Mrs. Harris, die zum Großputz gekommen war, darüber unterhielt. „Natürlich will ich keinen Menschen falsch verdächtigen. Dieser Mister Singer kann völlig harmlos sein.“
„Ehrlich, mir ist es gar nicht wohl bei dem Gedanken, dass die Zirkusleute hier ihr Winterquartier aufgeschlagen haben. Meine Mutter meinte stets, dass man um fahrendes Volk einen großen Bogen machen sollte.“
„Das finde ich nicht richtig“, erwiderte die junge Frau. „Gute und schlechte Menschen gibt es in jeder Bevölkerungsgruppe. Wenn Mr. Singer Maureens Mutter nicht ermordet hat, tut es mir leid, mit meinem Hinweis an die Polizei Unruhe unter die Zirkusleute und die Bewohner von St. Vincent gebracht zu haben.“
„Maureens Entsetzen muss irgendwie begründet sein“, erklärte Amanda Harris überzeugt. „Verschwenden Sie nicht ihr Mitleid an den Falschen. Also, ich bin überzeugt, dass er der Kerl ist, der das Leben der Winslows zerstört hat.“
Nach einiger Zeit legte sich die Aufregung in St. Vincent wieder. Die Zirkusleute hielten sich vom Dorf fern und fuhren auch meistens zum Einkaufen in den nächsten Ort. Janice und Walter waren sich sicher, dass sie es längst bereuten, über den Winter nach St. Vincent gekommen zu sein.
Maureen ging nach wie vor gern in die Schule. Dennoch freute sie sich auf die Weihnachtsferien. Sie wollten sie in Canterbury verbringen. Auch wenn Janice gern ihren Freund dabei gehabt hätte, sie hielten es beide für besser, damit noch zu warten. Edward und David waren am Silvestertag ums Leben gekommen. Es würde für die Bakers ein Affront sein, wenn er sie in dieser Zeit besuchte.
Es wurde ein sehr stilles Weihnachtsfest, obwohl Maureen und Nancy alles taten, um die Erwachsenen fröhlich zu stimmen. Als die beiden Mädchen in aller Frühe am Weihnachtsmorgen ins Wohnzimmer stürzten, um nach ihren Geschenken zu schauen, hörte man ihr Jubeln bis in die Schlafzimmer hinauf.
„Man weiß bei Maureen und Nancy wirklich nicht, wer von ihnen das größere Kind ist“, bemerkte Simon Baker, als die Erwachsenen noch beim Frühstück saßen und die beiden Mädchen mit dem Kaufmannsladen spielten, den Nancy von ihren Eltern bekommen hatte. Er wandte sich an Janice: „Es ist gut, dass du dich der Kleinen angenommen hast. Wir mögen sie alle.“
Sein Sohn nickte. „Maureen gehört ab jetzt zu unserer Familie. Es wäre schön, wenn du sie adoptieren
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