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Das Mädchen auf den Klippen (German Edition)

Das Mädchen auf den Klippen (German Edition)

Titel: Das Mädchen auf den Klippen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Alexander
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interessieren und danach zu richten, was andere Mädchen in ihrem Alter trugen. Stundenlang saß sie bei Janice im Atelier, schaute ihr bei der Arbeit zu und begann auch selbst zu malen. Wie es aussah, hatte sie das Talent ihres Vaters geerbt.
    Mit jedem Tag wurde es kühler. Der Zirkus hatte sein Winterquartier bezogen. Für die Bewohner von St. Vincent sollte in der zwe iten Novemberhälfte eine Sondervorstellung gegeben werden. Maureen fieberte dieser Vorstellung regelrecht entgegen.
    Janice hatte ihre Pflegetochter als externe Schülerin in einer Sonderschule angemeldet, die in einem ehemaligen Herrenhaus in der Nähe von Lynton lag. Man hatte sie ihr empfohlen, weil Maureen dort die Chance erhalten würde, eine ganz normale Schulbildung zu bekommen. Sie war froh, dass ihrer Pflegetochter der Unte rricht Freude machte und sie jeden Morgen darauf drängte, endlich zur Schule gefahren zu werden.
    An dem Tag, an dem der Zirkus seine Sondervorstellung gab, kam Dr. Thornberry nach St. Vincent, um dort ein verlängertes Wochenende zu verbringen. Da er nicht in einer der kleinen Pensi onen wohnen wollte, die es rund um den alten Ortskern gab, nahm er sich wie gewöhnlich ein Zimmer in der ‚Arche‘. Kurz vor fünf holte er Janice und Maureen ab.
    „Ich bin noch nie in einem Zirkus gewesen, Onkel Walter“, sagte Maureen aufgeregt, während sie zu dem Platz fuhren, auf dem der Zirkus sein Winterquartier aufgeschlagen hatte. Schon von weitem sahen sie das erleuchtete Zelt, das vor dem großen, unbewohnten Gebäude stand.
    „Nun, dann wird es jetzt umso schöner für dich sein“, meinte Walter. Er lachte leise. „Es ist eine Ewigkeit her, seit ich zuletzt eine Zirkusvorstellung besucht habe. Damals muss ich dreizehn oder vierzehn Jahre alt gewesen sein.“
    „Bei mir ist es bestimmt genauso lange her“, antwortete Janice. Sie wandte sich zu Maureen um. „Du rennst nicht fort, sondern bleibst immer schön bei uns.“
    Maureen nickte. „Ich werde nicht weglaufen“, versprach sie.
    Halb St. Vincent schien auf den Beinen zu sein. Wohin sie auch gingen, überall begegneten ihnen Bekannte. Selbst Brian Attard war mit seinen Kindern gekommen. Sie trafen ihn in den ehemaligen Stallungen des alten Gebäudes. Hier war ein Streichelzoo untergebracht wo rden.
    Maureen verbarg sich halb hinter Janice, als sie Brian Attard erblickte. So gern sie zu den Tieren gegangen wäre, sie wollte nur noch fort.
    „Ah, Sie sind auch da, Mrs. Baker, Doktor Thornberry“, meinte der Wirt und kam auf sie zu. „Wie geht es Ihnen, Mrs. Baker? Wir haben uns ja schon lange nicht mehr gesehen.“
    „Danke, gut“, erwiderte die junge Frau. Sie spürte, wie sich Maureen an sie klammerte. Da sie ihnen versprochen hatte, bei ihnen zu bleiben und nicht wegzulaufen, tat sie es auch nicht.
    „Und du, Maureen, gefällt es dir bei Mrs. Baker?“ Der Wirt blickte dem Mädchen ins Gesicht. „Ein bisschen schüchtern scheint sie noch zu sein. Kein Wunder nach allem, was sie mitgemacht hat.“ Er wandte sich an Janice: „Wir bewundern Sie in Saint Vincent dafür, dass Sie sich der armen Kleinen annehmen.“
    „Maureen ist weder arm noch klein“, sagte die junge Frau ärgerlich. „Sie...“
    „Bitte, entschuldigen Sie uns, Mr. Attard“, bat Walter. „Wir wollen uns vor der Vorstellung noch einiges anschauen. So ein Zirkus ist selbst für Erwachsene interessant.“
    „Bestellen Sie Ihrer Frau einen Gruß von uns“, bat Janice. Sie legte den Arm um Maureens Schultern.
    „Kannst du dich wirklich nicht daran erinnern, Mr. Attard als kleines Mädchen gesehen zu haben?“, fragte Walter Thornberry, nachdem sie das Stallgebäude verlassen hatten. Er wandte sich mit Maureen und Janice einem anderen zu, in dem Zebras und Elefanten untergebracht waren.
    Maureen schüttelte den Kopf, blickte sich jedoch so ängstlich um, als würde sie befürchten, dass ihnen Brian Attard folgte.
    Die Zeit bis zur Vorstellung verging wie im Flug. Es gab nicht nur die Tierschau zu sehen, sondern auch Stände, an denen allerlei gekauft werden konnte. Maureen vergaß ihre Angst. Mit strahlenden Augen stand sie vor all den Wundern, die sie sah. Sie kauften gebrannte Mandeln, Zuckerwatte und mit Glasur überzogene Äpfel. Am liebsten hätte sie alles auf einmal gehabt.
    „So, und jetzt gehen wir ins Zelt, sonst sind unsere Plätze womöglich besetzt“, meinte Walter. „Die Vorstellung beginnt in zehn Minuten.“
    Maureen antwortete ihm nicht. Sie stand wie erstarrt neben

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