Das Mädchen auf den Klippen (German Edition)
Schwiegereltern vom Parkplatz gefahren waren und kehrte in das ‚Haus der Kunst‘ zurück, wo die Party bereits begonnen hatte. Walter kam ihr entgegen und legte den Arm um sie. Auch wenn sie es sich nicht gern eingestand, sie fühlte sich bei ihm gebo rgen.
Die jungen Leute verließen schon eine halbe Stunde später die Party. Weder Janice noch Walter hatten sich in dem Trubel wohl gefühlt. Sie betraten den beleuchteten St. James’s Park und gingen durch die stillen Anlegen. Ab und zu kamen sie an Bänken vorbei, auf denen Liebespaare saßen, der größte Teil des Parks gehörte an di esem Abend jedoch ihnen.
„Dein Schwiegervater scheint nicht allzu begeistert von mir zu sein“, meinte Walter Thornberry nach einer Weile. „Er mag mich nicht.“
„Das stimmt nicht“, widersprach Janice. „Mein Schwiegervater braucht nur etwas länger, um sich daran zu gewöhnen, dass ich einen guten Freund habe. Er ist ein netter, umgänglicher Mensch.“
„Ich wollte keineswegs etwas gegen ihn sagen“, versicherte Walter. „Sei nicht böse, ich hatte den Eindruck, als würde er mich am liebsten zum Teufel wünschen.“
„Bestimmt nicht.“ Janice drückte seine Hand. „Schade, dass du morgen schon so früh zurück zur Klinik musst, sonst könntest du den Tag zusammen mit Maureen und mir bei meinen Schwiegereltern verbringen.“
„Nun, ich weiß nicht, ob das ein Vergnügen wäre.“ Walter lachte auf. „Dein Schwiegervater würde von dieser Idee bestimmt nichts halten.“ Er schaute auf den See hinaus. „Davon abgesehen, mag ich ihn. Sieht aus, als würden er und seine Frau eine gute Ehe führen.“
Janice nickte. „Edward und ich hatten davon geträumt, in dreißig Jahren auch noch so ineinander verliebt zu sein wie seine Eltern.“
„Ich hätte mir nicht vorstellen können, dass es zwischen Betty und mir jemals etwas anderes als Liebe geben könnte“, sagte Walter. Er stieß heftig den Atem aus. „Trotzdem kann ich jetzt schon an meine Familie denken, ohne vor Schmerz fast ersticken zu müssen.“
„Manchmal denke ich, es ist unrecht, dass der Schmerz in einem nicht mehr so brennt wie am Anfang“, erwiderte Janice. „Mir geht es ja genauso. Ich weiß zwar, dass ich nie aufhören werde, meinen Mann und meinen Sohn zu lieben, doch es tut nicht mehr so weh.“
Walter nahm ihre Hand. „Es könnte daran liegen, dass wir so gute Freunde geworden sind“, meinte er bedächtig und blieb stehen. „Wir...“
„Habe ich dir schon erzählt, dass Maureen, als ich gestern mit ihr telefonierte, wieder von dem Zirkus gesprochen hat?“, fiel ihm die junge Frau rasch ins Wort. „Sie kann es kaum noch erwarten, bis er sein Winterquartier in Saint Vincent bezogen hat.“
„Wo gastiert er denn gerade?“, fragte Walter.
„In Schottland, in der Nähe von Glasgow“, antwortete die junge Frau. „Es ist derselbe Zirkus, der vor zehn Jahren in St. Vincent gewesen ist. Ich frage mich, ob der Mann, der Joan Winslow ermordet hat, noch immer mit diesem Zirkus durch die Welt zieht.“
„Vorausgesetzt, es ist jemand von den Zirkusleuten gewesen“, wandte ihr Freund ein. Er legte die Hände auf ihre Schultern. „Warum lenkst du ab?“ Liebevoll berührte er ihre Wange. „Ich habe mich in dich verliebt, Janice. Ich...“
Janice hatte schon vor einiger Zeit gespürt, dass es so kommen würde, trotzdem erschrak sie jetzt zutiefst, als er diese Worte aussprach. „Bitte, lass mir Zeit, Walter“, bat sie. „Ich bin noch nicht so weit, an eine neue Liebe zu denken.“
Er schaute ihr in die Augen. „Du hast alle Zeit der Welt“, versprach er und küsste sie flüchtig auf die Wa nge.
22. Kapitel
Es wurde November, bis es Janice Baker gelangt, Maureen Winslow als Pflegekind zu sich zu nehmen. Die guten Beziehungen ihres Freundes zu einigen einflussreichen Leuten hatten ziemlich viel dazu beigetragen, dass ihr diese Erlaubnis erteilt wurde.
Mit Hilfe Mrs. Harris‘ hatte die junge Frau in der Zwischenzeit Maureens Zimmer in ein kleines Paradies verwandelt. Sie hatte lange überlegt, ob sie die angefangene Zeichnung von Pu in der Kaninchenhöhle vollenden sollte, hatte sich jedoch dagegen entschieden. Die Wände sollten so bleiben, wie sie Georg Winslow bemalt hatte, weil sie für Maureen eine ewige Erinnerung an ihren Vater sein würden.
Maureen hatte in den Wochen, die sie noch im Heim verbringen musste, einiges gelernt und konnte jetzt auch schon ziemlich gut lesen. Sie begann sich für ihre Kleidung zu
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