Das Mädchen auf den Klippen - Riley, L: Mädchen auf den Klippen - Girl on the Cliff
»Aurora erzählt die ganze Zeit von Ihnen. Seit dem Tod ihrer Mutter habe ich sie nicht mehr so begeistert erlebt. Verzeihen Sie also meine Bitte. Ich könnte gut verstehen, wenn Sie Nein sagen. Allerdings würde ich Ihnen versprechen, dass es nicht länger als einen Monat dauert; ich muss einige Dinge erledigen … und jemanden finden, der sich langfristig um sie kümmert.«
»Einen Monat …« Grania biss sich auf die Lippe. »Ich weiß nicht …«
»Bitte lassen Sie sich Zeit, über meinen Vorschlag nachzudenken. Ich wollte Sie noch etwas anderes fragen: Würden Sie eine Skulptur von Aurora für mich anfertigen? Sie könnten hier arbeiten. Ich würde Sie sowohl für die Skulptur als auch fürs Aufpassen auf meine Tochter bezahlen. Übrigens nicht schlecht.«
»Das möchte ich mir in Ruhe überlegen.«
»Natürlich.« Alexander nickte. »Geben Sie mir bitte so schnell wie möglich Bescheid. Ich reise am Sonntag ab.«
Bis zum Sonntag waren es vier Tage.
»Was machen Sie, wenn ich Nein sage?«
»Keine Ahnung.« Alexander zuckte mit den Achseln. »Vielleicht kann ich Mrs. Myther überreden zu bleiben, indem ich ihr Salär verdopple. Aber das ist nicht Ihr Problem. Ich habe Sie in eine schwierige Lage gebracht. Tun Sie, was Sie für richtig halten. Verzeihen Sie, dass ich gefragt habe; Aurora hat mich darum gebeten.«
»Darf ich Ihnen meine Entscheidung morgen mitteilen?«
»Ja. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden. Ich habe schreckliche Kopfschmerzen.«
»Selbstverständlich. Kann ich Ihnen irgendwie helfen?«
Alexander sah sie traurig an. »Ich wünschte, Sie könnten es.« Er legte seine Hand auf die ihre. »Danke, dass Sie gefragt haben.«
Als Grania beim Schein der Taschenlampe entlang den Klippen nach Hause ging, dachte sie an diese Berührung. In dem Moment hätte sie alles getan, um ihm zu helfen. Wer oder was er war, wusste sie nicht. Doch die Erinnerung an den Schmerz, den sie in seinen Augen gesehen hatte, begleitete sie in das Farmhaus ihrer Eltern, wo sie sich erschöpft ins Bett legte.
Was für eine absurde Idee! Sie war eine erfolgreiche Bildhauerin und hatte ihr eigenes Leben in New York … Wieso überlegte sie überhaupt, ob sie in das Haus ziehen und auf ein kleines Mädchen aufpassen sollte, das sie bis vor einer Woche noch gar nicht gekannt hatte? Um einem Mann zu gefallen, über den sie nichts wusste und dessen Zugehörigkeit zur Lisle-Familie Granias Mutter Kopfzerbrechen bereitete.
Und doch … und doch …
Grania wälzte sich hin und her. Sie hatte das Gefühl, in gefährliche Gewässer zu steuern. Plötzlich sehnte sie sich nach der Sicherheit und Normalität des Daseins, das sie in den vergangenen acht Jahren geführt hatte.
War ihre Beziehung mit Matt tatsächlich zu Ende?
Sie hatte ihm keine Chance gegeben, alles zu erklären. Was, wenn sie sich täuschte? Was, wenn es sich um eine Abfolge unglücklicher Umstände handelte, die sie falsch interpretiert hatte? Sie hatte das Kind verloren … War sie emotional überhaupt zu einem Urteil in der Lage gewesen? Hatte sie überreagiert? Grania drehte sich seufzend herum. Ihr fehlte das große Bett, das Matt und sie geteilt hatten, ihr fehlten das Leben mit ihm und er .
Es war an der Zeit, Matt Gelegenheit zu geben, dass er ihr seine Version der Ereignisse schilderte.
Sie warf einen Blick auf die Uhr. Es war drei Uhr früh, also neun Uhr abends in New York. Im schlimmsten Fall wäre Matts Handy aus- und der Anrufbeantworter im Loft eingeschaltet, im besten würde er selbst rangehen.
Grania setzte sich auf, schaltete das Licht ein, griff nach dem Handy und drückte den Schnellwahlknopf. Als sich die Mailbox meldete, beendete sie das Gespräch und wählte die Loftnummer. Nach zweimal Klingeln hörte sie eine Stimme.
»Hallo?«
Eine weibliche Stimme, deren Besitzerin Grania kannte.
Grania starrte schweigend vor sich hin, als die Stimme wiederholte: »Hallo?«
Oje, oje, oje …
»Wer ist dran?«
Grania legte auf.
6
Als Grania und Aurora am folgenden Morgen das Haus betraten, erschien Alexander mit erwartungsvoller Miene in der Küche.
»Ich mach’s. Ich passe einen Monat lang auf Aurora auf.«
»Wunderbar! Danke, Grania. Sie ahnen nicht, wie wichtig es mir ist, dass sich jemand um Aurora kümmert, den sie mag.« Alexander sah seine Tochter an. »Zufrieden, Aurora?«
»Ja!«, antwortete sie strahlend, umarmte zuerst ihren Vater und dann Grania. »Danke, Grania. Ich mache dir keine Umstände, das verspreche ich
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