Das Mädchen auf den Klippen - Riley, L: Mädchen auf den Klippen - Girl on the Cliff
dir.«
»Das hätte ich sowieso nicht erwartet«, sagte Grania lächelnd.
»Vielleicht findet ihr Zeit, die Schulbücher aufzuschlagen, die oben in deinem Zimmer liegen?« Alexander wandte sich mit einem vielsagenden Blick Grania zu. »Ihre Hauslehrerin in London hat ihr genug Aufgaben für einen Monat mitgegeben, aber ich bezweifle, dass Aurora je in die Bücher geschaut hat.«
»Daddy, ich bin doch dabei, etwas über Kunst zu lernen.«
»Keine Sorge, ich kümmere mich darum, dass Aurora etwas tut«, versicherte Grania.
»Hast du Daddy gefragt, ob wir mit dem Bus nach Cork fahren können?«, fragte Aurora. »Grania muss ein paar Kunstsachen kaufen und hat gesagt, ich darf sie begleiten«, erklärte sie ihrem Vater. »Darf ich, Daddy? Ich war noch nie in einem Bus.«
»Es spricht nichts dagegen, solange Grania nichts dagegen hat.«
»Natürlich nicht«, sagte Grania.
»Dort könnten Sie auch das Material für die Skulptur besorgen, über die wir uns gestern Abend unterhalten haben«, schlug Alexander vor.
»Ja, wenn Sie sich sicher sind, dass Sie die wollen. Ich könnte Ihnen zuerst einige meiner Werke im Internet zeigen.«
»Ich habe mich heute Morgen bereits darüber informiert. Wir müssen uns nur noch über die Bezahlung unterhalten, dafür, dass Sie auf Aurora aufpassen, und für die Skulptur. Und kennen Sie jemanden im Dorf, der bereit wäre, jeden Tag ein paar Stunden den Haushalt zu machen? Darum müssen Sie sich nicht kümmern.«
Grania fragte sich, wie viele Leute im Ort die Antipathie ihrer Mutter gegenüber der Lisle-Familie teilten.
»Ich kann mich erkundigen«, antwortete sie zögernd. »Aber …«
Alexander hob die Hand. »Ich weiß, unsere Familie genießt in der Gegend nicht den besten Ruf. Warum, habe ich nie wirklich herausgefunden, doch ich kann Ihnen versichern, dass die Gründe in der Vergangenheit liegen.«
»Die Iren haben ein gutes Gedächtnis«, bemerkte Grania. »Ich sehe, was ich tun kann.«
Aurora zupfte an Granias Ärmel. »Wenn wir nicht bald gehen, verpassen wir den Bus.«
»Wir haben noch zehn Minuten.«
»Dann viel Spaß.« Alexander nickte. »Noch einmal danke, Grania. Vor meiner Abreise würde ich gern die Einzelheiten unserer Abmachung besprechen.«
Grania kehrte mit einer begeisterten Aurora nach Dunworley House zurück und betrat wenig später mit allerlei Einkäufen das Farmhaus ihrer Eltern, wo Kathleen gerade das Abendessen auftrug.
»Wo hast du den ganzen Tag gesteckt?«
»In Cork.« Grania stellte die Einkaufstüten im Flur ab und zog den Mantel aus. »Ich musste Materialien kaufen.«
»Du warst nicht allein«, sagte Kathleen, als sie den Rindereintopf in Teller gab.
»Ich habe Aurora mitgenommen. Sie ist vorher noch nie mit dem Bus gefahren. Kann ich dir helfen, Mam?«
Kathleen stellte wortlos die Teller auf den Tisch.
Als Grania sich setzte und Vater und Bruder sich zu ihr gesellten, kam sie sich vor wie eine Achtjährige, die beim Schuleschwänzen ertappt worden war.
Sobald Shane nach dem Essen in das Pub gegangen war und ihr Vater in seinem Sessel im Wohnzimmer saß, half Grania ihrer Mutter, die Teller abzuräumen. »Ich mach uns einen Tee, ja?«, sagte sie. »Ich muss dir was erzählen.«
»Du fliegst nach New York zu Matt?« Kathleens Miene hellte sich auf.
Grania schüttelte den Kopf. »Nein, Mam, tut mir leid.« Sie stellte den Wasserkessel auf den Herd.
»Warum nicht? Natürlich war es schrecklich für dich, das Kind zu verlieren, aber …«
»Es hat seine Gründe, Mam, doch über die möchte ich nicht reden.«
»Willst du Matt denn keine Chance geben, Liebes?«, fragte Kathleen.
Grania schenkte zwei Tassen Tee ein. »Wenn es eine Möglichkeit gäbe, alles in Ordnung zu bringen, würde ich es tun. Aber es ist zu spät. Wie du immer sagst: Es hat keinen Sinn, über Dinge nachzugrübeln, die sich nicht ändern lassen. Ich muss an die Zukunft denken.«
»Und, wie sehen deine Pläne aus?«
»Sie werden dir nicht gefallen …« Grania nippte an ihrem heißen Tee. »Auroras Vater muss einen Monat lang weg, und ich habe mich bereit erklärt, in der Zeit in Dunworley House auf sie aufzupassen.«
»Heilige Maria, Mutter Gottes!« Kathleen hob die Hände. »Es wird immer schlimmer.«
»Bitte, Mam. Was passiert ist, gehört der Vergangenheit an und hat nichts mit dem armen Mädchen zu tun. Und auch nicht mit mir. Alexander hat mich beauftragt, eine Skulptur von Aurora anzufertigen, während ich dort bin. Ich kann das Geld gebrauchen, jetzt,
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