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Das Mädchen auf den Klippen - Riley, L: Mädchen auf den Klippen - Girl on the Cliff

Das Mädchen auf den Klippen - Riley, L: Mädchen auf den Klippen - Girl on the Cliff

Titel: Das Mädchen auf den Klippen - Riley, L: Mädchen auf den Klippen - Girl on the Cliff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucinda Riley
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Deutschland Anfang September den Krieg erklärte, war Mary fast erleichtert. Nun würden sie endlich wissen, wo sie standen. Zehn Tage später, Mary las im Bett ein Buch, klopfte es an der Tür.
    »D-Darf ich reinkommen?«, fragte Jeremy.
    »Natürlich. Es ist auch dein Schlafzimmer.«
    Jeremy hatte abgenommen, und sein Gesicht war hager wie am Anfang. Er setzte sich neben sie aufs Bett und nahm ihre Hände in die seinen.
    »Mary, ich wollte d-dir sagen, dass ich dich l-liebe. Du und Anna und Sophia, ihr m-macht mein Leben lebenswert.«
    »Und du das meine.«
    »T-Tut mir leid, dass ich in den letzten Wochen so schwierig war. P-Passiert nicht wieder, versprochen.«
    »Das kann ich verstehen, Schatz. Hoffentlich wird es jetzt, wo der Krieg begonnen hat, für dich leichter.«
    »Ja«, flüsterte er und legte die Arme um Mary. »Ich liebe d-dich. Vergiss das nie, ja?«
    »Nein.«
    »Und bleib so m-mutig und liebenswert wie eh und je.« Er löste sich von ihr, küsste sie auf die Lippen und lächelte sie an. »Würde es d-dir etwas ausmachen, wenn ich heute N-Nacht bei dir schlafe? Ich will nicht allein sein.«
    »Schatz«, antwortete Mary zärtlich, »dies ist dein Bett, und ich bin deine Frau.«
    Jeremy legte sich neben sie, und Mary hielt ihren Mann im Arm und strich ihm über die Haare, bis sie seinen gleichmäßigen Atem hörte. Erst in den frühen Morgenstunden, als sie sicher sein konnte, dass er tief und fest schlummerte, schlief sie selbst ein.

22
    Am folgenden Morgen blieb Jeremy allein im Bett, während Mary unten Frühstück für Sophia machte. Um Viertel nach acht verließen sie das Haus, um die zehn Minuten zu Sophias Schule in der Brompton Road zu gehen.
    »Schönen Tag noch, Liebes. Ich hole dich wie üblich ab.«
    Mary sah Sophia nach, wie sie das Schulgebäude betrat. Es war ein sonniger Tag, und Mary erledigte nach dem Gespräch mit Jeremy vom Vorabend ihre Lebensmitteleinkäufe in guter Stimmung. Sie ließ sich mehr Zeit als sonst und hörte, wie die anderen Frauen sich mit dem Metzger über mögliche Rationierungen unterhielten und darüber, wann die ersten deutschen Bombardements zu erwarten seien. Egal, was passierte, dachte Mary auf dem Heimweg: Sie und Jeremy würden es schaffen.
    Als sie nach Hause kam, konnte sie ihren Mann nirgends finden. Das war nichts Ungewöhnliches; Jeremy holte vormittags gern die Zeitung und schlenderte hinterher durch Kensington Gardens.
    Bei der Hausarbeit schmunzelte Mary über den Gedanken, wie viele es wohl merkwürdig fanden, dass sie sie selbst erledigte, obwohl sie genug Geld gehabt hätten, Personal einzustellen. Gleich nach der Heirat hatte sie die Haushälterin entlassen, weil sie sich unwohl fühlte unter ihrem, wie sie meinte, herablassenden Blick. Nun ging ihr nur noch ein Hausmädchen zur Hand.
    Mittags bereitete sie einen leichten Lunch für sich und Jeremy zu, ohne seinen Schlüssel in der Haustür gehört zu haben.
    »Jeremy? Jeremy?«, rief sie und suchte die unteren Räume ab. Jeremys Arbeitszimmer war genauso leer wie die Bibliothek, das Wohn- und das Esszimmer. Mary bekam Panik. In seiner Not hatte Jeremy feste Strukturen entwickelt, zum Beispiel, dass er stets zur gleichen Zeit zum Essen erschien. Mary stieg die Stufen mit einem unguten Gefühl hinauf und öffnete die Tür zu ihrem Schlafzimmer. Das Bett war leer.
    »Wo bist du, Schatz?«, rief sie. Als sie an der Tür seines Ankleidezimmers klopfte und keine Antwort erhielt, machte sie sie auf.
    Und sah auf Augenhöhe ein Paar hochglanzpolierter Schuhe. Ihr Blick wanderte nach oben zu seinem Körper, der an einem Seil von der Decke hing.
    Nachdem der Arzt Jeremys Tod festgestellt, die Polizei geholt und die Leiche abgeschnitten hatte, wurde Jeremy aufs Bett gelegt. Mary setzte sich neben ihn und streichelte mit leerem Blick seine graue, fahle Haut.
    »Können Sie sich vorstellen, warum Mr. Langdon sich das Leben genommen hat, Madam?«, fragte der Polizist.
    Mary, die die Hand ihres toten Mannes hielt, nickte.
    »Tut mir leid, dass ich Ihnen in dieser schwierigen Situation solche Fragen stellen muss, Madam, aber würden Sie es mir bitte erklären? Dann müssen wir Sie nicht weiter belästigen.«
    »Er …«, Mary räusperte sich, »… er dachte, er würde wieder eingezogen werden. Er litt unter Granatenschock.«
    »Wurde er denn wieder eingezogen?«
    »Er ist nach dem letzten Krieg als Invalide aus dem Militärdienst entlassen worden. Ich habe ihm mehrfach gesagt, dass sie ihn nicht wollen

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