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Das Mädchen aus dem All

Das Mädchen aus dem All

Titel: Das Mädchen aus dem All Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iwan Jefremow
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Bedeutung erkennen«, meinte Erg Noor.
    »Ob Mwen Mass der Richtige für eine nüchterne Analyse ist?« warf Weda ein.
    »Aber bestimmt! Wäre er anders, würde nichts Gescheites dabei herauskommen«, hielt ihr Dar Weter entgegen und stand auf, um sich zu verabschieden.
    »Auf Wiedersehen! Führen Sie Ihre Arbeit schnell zu Ende, sonst sehen wir uns nicht mehr!« meinten Nisa und Erg, als sie ihm die Hand reichten.
    »Wir werden uns bestimmt noch einmal sehen!« erwiderte Dar Weter überzeugt. »Spätestens in der Wüste El Homra vor dem Start.«
    »Kommen Sie, Bote des Himmels.« Weda schob ihre Hand unter Dar Weters Ellbogen und tat, als bemerke sie die Falte zwischen seinen Brauen nicht. »Sie haben die Erde bestimmt schon satt!«
     
    Breitbeinig stand Dar Weter auf dem schwankenden Gerüst und blickte nach unten, in die abgrundtiefe Schlucht zwischen der zerrissenen Wolkendecke. Dort lag der Planet, dessen riesenhafte Ausdehnung noch aus einer Entfernung, fünfmal so groß wie sein Durchmesser, spürbar war. Dar Weter versuchte die ihm seit seiner Kindheit bekannten Umrisse zu erkennen.
    Über der beleuchteten Seite des Planeten hing ein blauer Wolkenschleier, der das starke Licht der Sonne reflektierte. Jeder, der ohne Dunkelfilter auf die Wolken blickte, würde das Augenlicht verlieren, wie auch derjenige, der außerhalb der schützenden achthundert Kilometer starken Erdatmosphäre in die Sonne schaute. Die harten Ultraviolett- und Röntgenstrahlen töteten alles Lebende. Hinzu kamen noch die dichten Schauer kosmischer Teilchen und die intensive Strahlung des Van-Allen-Gürtels. Auch aufflammende Novae schickten tödliche Strahlungen in den Weltraum. Nur die zuverlässigen Schutzanzüge bewahrten die hier Arbeitenden vor dem Tod.
    Dar Weter warf sein Sicherungsseil, das an einer Rolle des Leitseils befestigt war, auf die andere Seite des Gürtels und schritt vorsichtig auf einem Trägerbalken entlang. In voller Länge des künftigen Satelliten war ein überdimensionales Rohr zusammengeschraubt. An beiden Enden waren spitze Dreiecke befestigt, die die gewaltigen, leicht gewölbten Scheiben der Magnetfeldausstrahler trugen. Wenn erst die Batterieneingebaut waren, die die blaue Strahlung der Sonne in elektrischen Strom verwandelten, konnte man auf das Halteseil verzichten und sich mit Hilfe der auf Brust und Rücken befestigten Richtlamellen entlang den Magnetkraftlinien bewegen.
    »Wir wollen auch nachts arbeiten«, vernahm Dar Weter plötzlich in seinem Kopfhörer die Stimme des jungen Ingenieurs Kad Lait. »Der Kommandant der ›Altai‹ hat versprochen, Licht zu geben.«
    Dar Weter blickte nach links und nach unten, wo Dutzende Lastraketen wie aneinandergebundene regungslose Fische hingen. Etwas höher, unter dem flachen Meteoriten- und Sonnenschutzschirm, schwebte die provisorisch zusammengesetzte Plattform, wo die von den Raketen gebrachten Teile gelagert und montiert wurden. Dort wimmelten die dunklen Gestalten der Monteure, die wie Glühwürmchen aufleuchteten, wenn sie in ihren reflektierenden Raumanzügen aus dem Schatten des Schutzschirms heraustraten. Ein Spinnennetz von Trossen führte zu den schwarz gähnenden Öffnungen der Raketen, aus denen große Einzelteile ausgeladen wurden. Weiter oben, direkt über dem montierten Gerüst, mühte sich eine Gruppe Menschen mit einer sperrigen Maschine ab. Allein der Ring aus Berylliumbronze mit einem Borasonüberzug würde auf der Erde gut seine hundert Tonnen wiegen. Hier aber hing die ganze Last neben dem Metallskelett des Satelliten lediglich an einem dünnen Tau, dessen Aufgabe es war, die Integralgeschwindigkeiten der Erdrotation aller noch nicht montierten Teile auszugleichen.
    Die Menschen arbeiteten geschickt und sicher: Sie hatten sich an die fehlende, besser gesagt, an die geringfügige Schwerkraft gewöhnt. Doch sie mußten nach kurzer Zeit abgelöst werden. Lang andauernde körperliche Arbeit ohne Schwerkraft führte zu einer Störung der normalen Blutzirkulation, die chronisch werden und den Menschen bei der Rückkehr auf die Erde zum Vollinvaliden machen konnte. Deshalb arbeitete niemand auf dem Satelliten länger als einhundertfünfzig Arbeitsstunden und kehrte erst dann zur Erde zurück, wenn er sich auf der Zwischenstation in neunhundert Kilometer Höhe über dem Planeten wieder an die Schwerkraft gewöhnt hatte.
    Dar Weter, der die Montage leitete, durfte sich keiner physischen Anstrengung aussetzen, wie gern er auch bisweilen diese oder jene

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