Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Mädchen aus dem All

Das Mädchen aus dem All

Titel: Das Mädchen aus dem All Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iwan Jefremow
Vom Netzwerk:
fächerförmig rings um die Riesenbuchse mit dem Apparat für künstliche Schwerkraft gelagert waren, und schaltete sich in die Prüfkette ein. In seinem Helmtelefon erklang eine einfache Melodie. Dann schloß er parallel eine Glasplatte mit einem in feinen goldenen Linien aufgezeichneten Schema an. Die gleiche Melodie erklang. Dar Weter drehte zwei Knöpfe und brachte beide Weisen in Übereinstimmung. Er überzeugte sich, daß weder in der Melodie noch in der Tonalität der Abstimmung Differenzen vorhanden waren. Ein wichtiger Teil der künftigen Maschine war tadellos montiert worden. Man konnte jetzt mit der Anlage der Radiations-Elektromotoren beginnen. Dar Weter reckte sich, denn seine Schultern schmerzten vom langen Tragen des Skaphanders. Er bewegte den Kopf nach links und rechts, bei jeder Bewegung knirschten die Halswirbel. Nur gut, daß er so widerstandsfähig gegen Psychosen war, wie sie bei vielen auftraten, die außerhalb der Erdatmosphäre arbeiteten — die Ultraviolett-Schlafkrankheit und die Infrarot-Tollwut —, sonst hätte er die ehrenvolleMission nicht zu Ende führen können.
    Bald würde die erste Verschalung den Mitarbeitern Schutz bieten und ihnen das Gefühl der niederdrückenden Einsamkeit im freien Raum nehmen.
    Von der »Altai« löste sich ein kleines Geschoß, das pfeilschnell an dem Gerüst vorbeisauste. Das war eine Bugsierrakete für die neu eingetroffenen automatischen Raketen, die lediglich Fracht heranbrachten und auf einer eingestellten Höhe stoppten. Gerade zur rechten Zeit! Die im Weltraum schwebenden Raketen, Menschen, Maschinen und Baumaterialien wechselten auf die Nachtseite der Erde. Das Bugsiergeschoß kehrte zurück und schleppte hinter sich drei lange blauglänzende fischförmige Raketen her, von denen auf der Erde jede, ohne Treibstoff, 150 Tonnen wog.
    Die Raketen wurden neben den anderen befestigt, die bereits um die Montageplattform hingen. Dar Weter stieß sich ab und gelangte auf die andere Seite des Gerüstes hinüber, wo mehrere Techniker das Entladen leiteten. Sie sprachen gerade über die Nachtarbeit. Dar Weter war mit dem Vorschlag einverstanden, verlangte jedoch, daß man in allen Skaphandern die Batterien auswechselte. Immerhin hatten sie nicht nur dreißig Stunden lang Wärme zu spenden, sondern auch noch die Lampen, Luftfilter und Radiotelefone mit Strom zu versorgen.
    Alles versank im nächtlichen Dunkel. Noch eine Zeitlang beleuchtete das milde aschgraue Zodiakallicht — die von den Gasen der oberen Atmosphärenzone zerstreuten Sonnenstrahlen — das Skelett des künftigen Satelliten. 180 Grad Frost — die Supraleitung wirkte sich noch störender aus als bei Tage. Hatte sich die Isolation der Instrumente, Batterien oder Akkumulatoren nur im geringsten abgenutzt, so überzogen sich die benachbarten Gegenstände sofort mit dem blauen Schein des direkt über die Oberfläche zerfließenden Stroms, den man nicht lenken konnte.
    Das tiefe Dunkel des Kosmos brach an, und der Frost verstärkte sich. Die Sterne leuchteten wie strahlendhelle bläuliche Nadeln. Das unsichtbare und lautlose Flirren der Meteorite wirkte nachts besonders gespenstisch. An der Oberfläche der dunklen Kugel dort unten, in den Strömungen der Erdatmosphäre, flackerten verschiedenfarbene Wolken elektrischen Lichtes auf, Funkenentladungen von gigantischem Ausmaß oder Streifen zerstreuten Lichts von Tausenden Kilometer Länge. In den oberen Schichten der Lufthülle tobten Orkane, stärker als jeder Sturm auf der Erde.
    Plötzlich veränderte sich etwas in der kleinen, von Finsternis umgebenen Welt. Dar Weter nahm nicht sogleich wahr, daß die Scheinwerfer des Planetenschiffes eingeschaltet worden waren. Das Dunkel ringsum wirkte tiefer, die strahlenden Sterne verblaßten, die Plattform und das Gerüst dagegen hoben sich im weißen Licht scharf ab. Wenige Minuten später verminderte die »Altai« die Spannung, und das Licht wurde gelblich. Das Planetenschiff ging mit der Energie seiner Akkumulatoren sparsam um. Wie am Tage begannen sich die Quadrate und Ellipsen der Verkleidungsplatten, die Gitter der Stützträger, die Zylinder und Rohre der Reservoire zu bewegen und nahmen allmählich ihren Platz an dem Gerüst des Satelliten ein.
    Dar Weter befestigte sein Sicherungsseil an der Rolle eines Leitseils zur »Altai«, stieß sich mit den Füßen von einem Querbalken ab und schwebte nach oben. Kurz vor der Luke des Planetenschiffes drückte er auf die in der Rolle eingebaute Bremse und

Weitere Kostenlose Bücher