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Das Mädchen aus dem All

Das Mädchen aus dem All

Titel: Das Mädchen aus dem All Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iwan Jefremow
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den Flughöhenregler auf zweitausend Meter und schaltete die starken Scheinwerfer ein. Tief unten erstreckte sich ein riesiger Ozean. Schwarze Wellen brandeten auf und stürzten über unbekannten Tiefen wieder zusammen.
    Der Biologe, vor Anstrengung schwitzend, bemühte sich, das von den Wellen reflektierte Licht mit einem Gerät einzufangen, das die geringsten Veränderungen des Reflexionsvermögens, die Albedo, registrierte, um den Salzgehalt oder die Mineralisation dieses Meeres festzustellen.
    Kurz darauf nahm das glänzende Schwarzdes Wassers eine matte Tönung an — das Festland begann. Die Strahlen der Scheinwerfer pflügten eine schmale Bahn in die Finsternis. Unvermutet leuchteten Farbflecke auf: bald gelblicher Sand, bald graugrünes Felsgestein.
    Die »Tantra« raste über dem Kontinent dahin.
    Endlich fand Erg Noor die Ebene wieder. Sie war so niedrig gelegen, daß man sie nicht als Hochplateau bezeichnen konnte. Fluten und Stürme des dunklen Meeres aber erreichten sie offensichtlich nicht, da sie ungefähr hundert Meter über dem Festland lag.
    Das vordere Backbord-Radargerät gab einen Pfeifton von sich. Die »Tantra« bahnte sich mit den Scheinwerfern ihren Weg. Jetzt war das andere Sternschiff deutlich zu erkennen. Die Verkleidung seines Bugteiles aus kristallisch umgebildetem Anisotrop-Iridium funkelte im Schweinwerferlicht wie neu. Weder provisorische Unterkünfte noch Lichter sah man in der Nähe des Schiffes; dunkel und leblos stand es da, ohne auf das Näherkommen seines Zwillingsbruders zu reagieren. Die Scheinwerferstrahlen glitten weiter. Plötzlich wurden sie von der glitzernden blauen Fläche einer hochkant stehenden riesigen Scheibe zurückgeworfen; sie stand etwas geneigt und war zu einem Teil in den schwarzen Boden gesunken. Für einen Augenblick schien es den Beobachtern, als ragten hinter der Scheibe Felsen empor, doch wenige Meter weiter verdichtete sich die undurchdringliche Finsternis; dort fand sich wahrscheinlich eine Schlucht oder ein Abhang.
    Die »Tantra« heulte ohrenbetäubend auf. Erg Noor wollte möglichst nah am Sternschiff landen. Deshalb warnte er mit diesem Signal die Menschen, die sich gegebenenfalls in der Todeszone, ungefähr tausend Meter im Umkreis des Landeplatzes, befinden konnten. Sogar im Schiff war das laute Donnern der Ionentriebwerke zu hören. Die Bildschirme zeigten eine Wolke glühender Staubteilchen.
    Der Bug des Schiffes hob sich in die Höhe. Lautlos glitten die Sessel in den hydraulischen Scharnieren lotrecht nach hinten. Die gigantischen Landestützen sprangen aus dem Rumpf und fingen den ersten Aufprall auf den Boden der fremden Welt ab. Die Triebwerke verstummten. Einige Stöße noch, ein leichtes Schwanken der Bugspitze, und die »Tantra« stand. Erg Noor mußte den Arm heben, um die Stützen abzuschalten — das Pult befand sich jetzt über ihm. Ruckartig kippte das Sternschiff nach vorn, bis es seine frühere, horizontale Lage wieder eingenommen hatte. Das Landemanöver war beendet. Wie immer rief es im menschlichen Organismus einen starken Schock hervor, so daß die Astronauten eine Weile in ihren Sesseln liegenbleiben mußten, um sich wieder zu erholen.
    Die ungeheure Schwerkraft lastete auf jedem. Wie nach einer schweren Krankheit konnten sich die Menschen kaum erheben. Der unermüdliche Biologie jedoch hatte bereits der Atmosphäre eine Probe entnommen. »Zum Atmen geeignet«, teilte er mit. »Gleich nehme ich die mikroskopische Untersuchung vor.«
    »Nicht nötig«, widersprach Erg Noor, während er die Gurte des Landesessels löste. »Ohne Skaphander dürfen wir das Schiff nicht verlassen. Hier können gefährliche Sporen und Viren existieren.«
    In der Luftschleuse am Ausgang lagen leichte biologische Skaphander und sogenannte Sprungskelette bereit — stählerne Gestelle mit einem Elektromotor, Sprungfedern und Stoßdämpfern für die Fortbewegung bei allzu großer Schwerkraft. Diese Skelette wurden über die Skaphander gezogen.
    Alle Expeditionsteilnehmer konnten es kaum erwarten, nach sechs Jahren Irrfahrt im kosmischen Raum wieder Boden unter den Füßen zu fühlen, wenn auch fremden. Keh Ber, Pur Hiss, Ingrid, die Ärztin Luma und zwei Mechaniker jedoch mußten im Sternschiff bleiben, um den Dienst in der Funkstation, an den Scheinwerfern und Geräten zu versehen.
    Den Helm in der Hand, stand Nisa abwartend da.
    »Warum denn so unentschlossen. Nisa?« fragte Erg Noor, während er die Sprechfunkanlage in seinem Helm überprüfte.

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