Das Mädchen aus dem All
Die Mechaniker überprüften die Landeradargeräte und die Scheinwerfer und montierten einen kleinen Satelliten für die Nachrichtenübermittlung zur Erde.
Nach dem ausgestandenen Schrecken und der Hoffnungslosigkeit ging die Arbeit besonders schnell voran. Sie wurde nur dann unterbrochen; wenn das Sternschiff durch Gravitationswirbel ins Schaukeln geriet. Doch die »Tantra« flog so langsam, daß die Erschütterungen die Besatzung nicht mehr gefährdeten.
Pur Hiss und Ingrid bestätigten durch ihre Berechnungen das Vorhandensein zweier Planeten. Der äußere war ein riesiger kalter Planet, umgeben von einer mächtigen, wahrscheinlich giftigen atmosphärischen Hülle, die der Expedition den Tod bringen konnte. Solche furchtbaren Riesenplaneten gab es auch im Sonnensystem — Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun.
Die »Tantra« näherte sich unaufhaltsam dem Stern. Nach neunzehn Tagen hatten Pur Hiss und Ingrid die Ausmaße des zweiten Planeten bestimmt; er war größer als die Erde. Da sich der Planet sehr nahe seiner eisernen Sonne befand, umkreiste er sie mit rasender Geschwindigkeit; sein Jahr dauerte kaum länger als zwei bis drei Erdmonate. Der unsichtbare Stern T erwärmte den Planeten mit seinen infraroten Strahlen wahrscheinlich stark genug, so daß bei Vorhandensein einer Atmosphäre dort Lebewesen existieren konnten. In diesem Fall würde eine Landung besonders gefährlich sein, denn das fremde Leben, das sich unter den Bedingungen anderer Planeten und in anderer Evolution, wenn auch in der für den ganzen Kosmos gemeinsamen Form von Eiweißkörpern, entwickelte, war für die Erdenbewohner außerordentlich schädlich. Die Schutzstoffe, welche die Organismen auf der Erde in Millionen von Jahrhunderten herausgebildet hatten, waren gegen anders geartetes Leben wirkungslos. Den gleichen Gefahren waren Lebewesen anderer Planeten auf der Erde ausgesetzt.
Der Haupttrieb des tierischen Lebens — zu töten, um fressen zu können, und zu fressen, um töten zu können — hatte beim Zusammentreffen von Lebewesen verschiedener Welten besonders schreckliche Auswirkungen. Furchtbare Krankheiten und Epidemien traten bei den ersten Erforschungen bewohnbarer, aber unbesiedelter Planeten auf. Deshalb trafen auch die von denkenden Wesen besiedelten Welten verschiedene Vorkehrungen, bevor sie die direkte Sternschiffverbindung zu anderen Gestirnen aufnahmen. Auf die Erde, die weit entfernt ist von den zentralen bewohnten Zonen der Galaxis, waren bisher noch keine Gäste von anderen Sternsystemen, noch keine Vertreter anderer Zivilisationen gekommen. Der Rat für Astronautik war erst seit kurzem vorbereitet für die Aufnahme von Freunden nahe gelegener Sterne aus dem Sternbild des Schlangenträgers,des Schwans, des Großen Bären und des Paradiesvogels.
Erg Noor war über ein eventuelles Zusammentreffen mit Lebewesen besorgt und ordnete an, biologische Schutzmittel bereitzuhalten. In der Hoffnung, zur Wega zu gelangen, hatte er die Expedition damit ausreichend versorgt.
Endlich war der entscheidende Augenblick gekommen: Die »Tantra« hatte ihre Fluggeschwindigkeit der des Planeten angeglichen und umkreiste ihn. Die verschwommene graubraune Oberfläche des Planeten, richtiger gesagt, seiner Atmosphäre, war nur im Elektroneninvertor sichtbar. Alle Expeditionsmitglieder hatten ihre Plätze an den Geräten eingenommen.
»Die Temperatur der oberen Schichten auf der beleuchteten Seite beträgt dreihundertzwanzig Grad Kelvin!«
»Die Umdrehung um die Achse dauert annähernd zwanzig Tage!«
»Die Radargeräte bestätigen das Vorhandensein von Wasser und Festland.«
»Die Mächtigkeit der Atmosphäre beträgt tausendsiebenhundert Kilometer.«
»Genaue Masse: das 43,2fache der Erdmasse.«
Die Angaben erfolgten schnell hintereinander. Erg Noor faßte die Zahlen zusammen, er brauchte das Material für die Berechnung der Umlaufbahn. Der Planet war sehr groß. Seine Schwerkraft würde das Schiff an den Boden heften. Die Menschen würden sich nur wie hilflose Kriechtiere bewegen können.
Dem Expeditionsleiter fielen schauerliche Erzählungen über Sternschiffe ein, die aus verschiedenen Gründen auf Riesenplaneten gelandet waren. Die damaligen Sternschiffe mit ihrer geringen Geschwindigkeit und ihrem schwachen Treibstoff waren meist verloren. Die Triebwerke heulten, und das Schiff erbebte wie im Krampf; es klebte an der Planetenoberfläche, unfähig, sich vom Boden abzuheben. Das Schiff blieb zwar unversehrt, doch den Menschen
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